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Anti-Venus, der letzte Tag

LylouNach der Stippvisite bei der Venus schauten wir gestern Nachmittag und heute nochmal bei der EroFame vorbei. Dort konnten wir uns mit den Machern von Lylou unterhalten, einer neuen Linie von Massageölen, Gleitmitteln und Bodylotions. Mit Geschmacksrichtungen wie Mandarine-Limette oder Goldpartikeln im „Glamour-Spray“ wendet sich Hersteller Megasol an eine weibliche Kundschaft.

Mystim, die bisher vor allem als Anbieter von Strom-Stimulationsgeräten bekannt waren, bauen mit Petits Joujoux eine zweite Marke auf, die viel verspielter und weiblicher wirkt. Das links neben den neuen Massagekerzen ist übrigens keine Deko, sondern ein Federkitzler mit Echtholzgriff. Wie vieles auf der Messe handelt es sich dabei aber noch um einen Prototypen.
Petits Joujoux

Faszinierende Prototypen haben wir auch bei nJoy gesehen, aber wir mussten dem Designer Greg Delonge versprechen, sie nicht zu fotografieren – der Spezialist für wunderschöne Edelstahl-Dildos will keine falschen Erwartungen wecken. Jedenfalls merkt man der amerikanischen Firma an, dass hier viel Herzblut in die Produkte investiert wird.

Fantasy Fairytale Toys
Diese Fingerpuppen erzählen die Geschichte vom braven Rotkäppchen, das allein im Wald ist (oder einfach ein bisschen Spaß mit den sieben Zwergen haben möchte). Die vibrierenden Märchenfiguren sollen nächstes Jahr auf den Markt kommen. Hersteller Fantasy hat sich bisher eher auf Outfits für die böse Stiefmutter spezialisiert.

Rianne S Die Niederländerin Rianne S. will ihre originellen Vibratoren nächstes Jahr veröffentlichen: einen kegelförmigen, einen kleinen, der sich an einem Ring tragen lässt, und einen vibrierenden Apfel. Wir wünschen viel Glück damit!

Joya Sphere Ungewöhnlich ist auch der Sphere, den wir vorgestern schon mal beschrieben haben und von dem wir noch das Bild nachreichen wollten. Hersteller Joya will das Massage-Duo bis Weihnachten in den Läden untergebracht haben.

Lelo Insignia Bei der Suche nach edel designten Sextoys kommt man an Lelo nicht vorbei. Die Schweden stellten auf der EroFame die neue Produktlinie „Insignia“ vor, die nichts Opelartiges hat. Dazu zählen der Einführ-Vibrator Isla, der mit zusätzlichem Klitoris-Stimulator ausgestattete Soraya und der eiförmige Alia. „Erotic Lifestyle“ ist aber mehr als nur Vibratoren und Dildos: Massageöle mit Blattgold gehören dazu, Massagekerzen oder auch hautfreundliche Gleitmittel. Auf der Messe zu sehen gab es auch den Prototypen einer Dessous-Serie für Frauen und Männer, die mit feiner Seide und klaren Linien antörnt statt mit Polyacryl.

Laid Von Schweden nach Norwegen: Laid (Slogan: „You are so going to get laid!“) teilen Lelos Design-Gespür und nJoys Vorliebe für schwere Materialien. Nach pfundschweren Edelstahl-Penisringen zeigte Laid dieses Jahr (auf dem Bild leider etwas im Verborgenen) einen Dildo aus norwegischem Granit.

Über das Zungenrad Sqweel gibt es durchaus geteilte Meinungen, aber die Redaktion war von diesem innovativen Spielzeug trotz optimierbarer Verarbeitung sehr angetan. Wer von den tausend Zünglein genug hat, kann nun auch andere Kitzelräder in das Gerät einsetzen, und ein Adapter kann wie im Bild einem zusätzlichen Vibrator Platz bieten (dieser stammt von Tickler).
Sqweel

Unser Fazit: Obwohl die EroFame mit zwei (komplett vollen) Hallen überschaubar groß war, gab es eine Menge zu sehen. Das Gastspiel in Potsdam wird wohl einmalig bleiben, aber eine Wiederauflage 2011 dürfte sicher sein.


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Venus und Anti-Venus, Tag 2

Vorgestern legte der Herausforderer EroFame los, am Donnerstag trat auch Platzhirsch Venus in den Ring. Wegen unseres schlechten Karmas landeten wir zuerst zielsicher in den Bumsfilm-Hallen, flüchteten aber gleich wieder vor den weit gespreizten, zu Mallorca-Beats wippenden Beinen fleißiger Pornodarstellerinnen. Es gibt ja auch noch ruhigere Ecken auf der Messe, die trotz des Ausstellerschwundes gegenüber dem Vorjahr kaum geschrumpft erschien.

Fun Factory Yooo Fun Factory hatte sich als einziger namhafter Toy-Hersteller für die Venus entschieden. Der Auflegevibrator „Yooo“ erinnert an Micky Maus und sorgte bei manchem Standbesucher für leuchtende Augen.

 

 

 

Patrice Catanzaro Verruchte Mode in allen möglichen Spielarten gibt es bei Patrice Catanzaro zu sehen.

 

 

 

 

 

 

Shiri Zinn Shiri Zinn zeigt glamouröse Spielzeuge und neckische Strap-ons.

YesforLovEin paar der netteren Stände befinden sich im Fachbesucherbereich, zum Beispiel YesForLov, ein Pariser Hersteller von „Cosmétiques du plaisir“.
Beim Rausgehen haben wir noch den Flexible Literature Verlag getroffen, der erotische Hörbücher produziert.

 

 

Unser Eindruck: Abschreiben darf man die Venus noch nicht. Erstaunlicherweise wirkt die Veranstaltung kaum leerer als im Vorjahr, obwohl die wichtigsten Toy-Hersteller zur Konkurrenz abgewandert sind. Die Macher der EroFame wollen weg aus den zu kleinen Hallen in Potsdam, am liebsten nach Frankfurt, und ein bisschen mehr Abstand zum Weihnachtsgeschäft wäre auch erwünscht – nächstes Jahr kann also alles wieder ganz anders aussehen.


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Die Anti-Venus, Tag 1

Die Venus, die berühmte Pornomesse, sie war auf perverse Art eine der lustigsten Veranstaltungen, die ich je zu besuchen das Vergnügen hatte. „War“? Die Venus beginnt ja erst morgen. Nur leider ohne sämtliche Aussteller, wegen denen man auf so eine Messe gehen möchte (von ganz wenigen Ausnahmen wie Fun Factory abgesehen). Die meisten Aussteller hatten nämlich nicht so viel Freude daran, ihre Produkte zu deftigen Standpreisen in Disco-Atmosphäre unter großformatigen Kopulationsszenen Besuchern zu präsentieren, die mit dem Teleobjektiv Pornosternchen-Popos fotografieren wollen.

Pjur MedDeshalb gibt es dieses Jahr die EroFame. Ganz still und unaufgeregt, in Potsdam Babelsberg (gleich beim Filmpark), und nur für Fachbesucher. Damit auch Sie erfahren, was es dort seit heute zu sehen gibt, erzählen wir’s Ihnen.
Zuerst haben wir uns bei Pjur umgesehen. Die neue Gleitgel-Produktlinie Pjur Med verzichtet auf jeden Schnickschnack: keine synthetischen Farben, keine künstlichen Düfte, keine dubiosen Chemikalien, dafür aber gute Hautverträglichkeit und Gleiteigenschaften, egal ob bei den wasser- oder silikonbasierenden Gelen.

Joydivision Joysticks Bei Joydivision sind uns ein paar neckische „Joysticks“ aufgefallen, zum Beispiel das Set „Gyro“ im Bild, bei dem man (oder frau) zum eigentlichen Vibrator zwei unterschiedlich geformte Silikonaufsätze dazubekommt. Mit seiner abknickbaren Spitze spürt Modell „Findus“ verborgene sensible Stellen auf – hoffen wir, dass Pettersson nichts dagegen hat.

WeVibe Eines der innovativsten Spielzeuge der letzten Jahre ist der We-Vibe. Der Erfolg ihres ersten Produkts gibt den sympathischen Kanadiern Schwung für weitere Ideen. Der Auflegevibrator „Touch“ und zwei stylische Vibratoren in Lippenstiftgröße („Salsa“ und „Tango“) sind die neuen Produkte, und den We-Vibe gibt es in schicken neuen Farben.

Von den Toys, die wir am Stand von Joya gesehen haben, waren wir so beeindruckt, dass wir vergessen haben, sie zu fotografieren. Die hübsch geformten „Little Su“-Dildos und Vibratoren kommen in einer buchartigen Verpackung, die nicht nur gut aussieht, sondern auch umfangreiche Anwendungstipps enthält. Neu und außergewöhnlich ist das Auflegevibrator-Doppelpaket „Sphere“ im Yin-Yang-Design, mit dem man nicht nur Geschlechtsteile massieren kann.

Sinfive Flow Ein Sexspielzeug zum Selbstformen hat SinFive mit dem Flow im Angebot. Das Silikon-Toy lässt sich biegen und drehen und mit einem eingeflochtenen Vibrator in Schwingung versetzen. Der Bremer Hersteller und Vertrieb gibt sich seit seinem Relaunch ein weiblicheres Image.

Eigentlich waren wir schon am Gehen, als wir am Ausgang noch bei Blue Panther Books hängen geblieben sind. Der Hamburger Verlag, der auf Sexromane spezialisiert ist, erzählte uns stolz, dass ihre iPad-Version von (räusper) „Mach mich geil“ auf Platz 3 der iTunes-Charts war – hinter Ken Follett und dem Herrn Sarrazin.

Morgen eröffnet die Venus. Wir sind sehr gespannt, was es da noch zu sehen gibt – und falls wir uns dort langweilen, geht’s wieder nach Potsdam. Verpassen Sie nicht Teil zwei unseres Messeberichts!


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Du & Ich Sexualkongress in Wien

Keine Ahnung, was Sie letzten Sonntag getan haben – wahrscheinlich Schneeglöckchen gestreichelt im Stadtpark oder in Löffelchenstellung die Sonntagsbrunch-Croissantbrösel von den Laken gezupft. Womit wir schon wieder beim Thema wären: Für mich gab es diesen Sonntag Sex. Und das acht Stunden lang und unter professioneller Leitung.

Wie bereits im Blog angekündigt, fand dieses Wochenende im Rahmen der
SPA Health & Beauty Messe der Erste Wiener Sexualkongress statt.
Dass das Thema Sexualität im Rahmen einer „Wohlfühlmesse“ neben alternativer Medizin, Ernährungsberatung oder Beautytreatments behandelt wird, ist erfreulich – und ein Schritt, der aufgeht.

Exklusive Erotik neben Naturkosmetik, Metabolic Balance neben Thai Massage, Feng Shui Beratung neben Tantra Yoga – der olle Spruch „für jeden was dabei“ war auf der SPA Messe wirklich Programm.

Während neben der Bühne die Mädels von Paul Mitchell im Akkord Besucherhaare stylen, liest Gabriele Kuhn das Kapitel „In Vaginas Wahn“ aus ihrem Buch „Alles. Nur nicht perfekt“ – Ungefähr 5.000 Euro kostet es übrigens, sich das Jungfernhäutchen erneuern zu lassen.

Zündstoff für die anschließende Podiumsdiskussion:
Bei Modeerscheinung Intimchirurgie – Risiken & Möglichkeiten trafen der plastische Chirurg Dr. Edvin Turkov, Frauenarzt Dr. Peter Frigo, Magnolias-Geschäftsführerin Judit Rabenstein, Tantra-Expertin Gabriele Impsal und Medizintechniker Wolfgang Schober aufeinander und diskutierten vor allem die Motive für Schamlippenkorrekturen aber auch die Risiken eines derartigen Eingriffs. Entstanden ist dieser Trend in den letzten zwanzig Jahren, als Folge eines anderen Trends: Intimrasur brachte ans Tageslicht, wie „das da unten rum“ wirklich ausschaut, und was man daran noch „verbessern“ könnte. Möglich ist da inzwischen so einiges, beispielsweise eine Verkleinerung der inneren Schamlippen (weglasern), eine Vergrößerung der äußeren Schamlippen (mit Eigenfettunterspritzung), die oben erwähnte Jungfernhäutchenrekonstruktion, sowie eine Unterspritzung des G-Punktes. Klingt gruselig, klingt nach USA, aber angeblich spielt bereits jede/r zehnte Österreicher/in mit dem Gedanken. Stellt sich nur die Frage: wieso eigentlich? Die Frauen selbst sind es, die durch die Konkurrenz untereinander Druck ausüben, so Dr. Turkov – ihre Männer hätten mit der OP meist nichts zu tun, und seien teilweise sogar dagegen. Judit Rabenstein sieht die Problematik tiefer sitzen: genau wie Intimrasur oder Analbleaching ist Intimchirurgie ein Trend, der seinen Ursprung in der bis dato männerdominierten Pornoindustrie findet. Da Pornokonsumenten hauptsächlich Männer sind, werden Frauen indirekt unter Druck gesetzt, mit den scheinbar perfekten Darstellerinnen mithalten zu können.

Ein Thema, das noch lange nicht ausdiskutiert ist – vor einem derartigen Eingriff empfiehlt sich auf jeden Fall Recherche: Bezüglich der persönlichen Beweggründe (den Partner wechseln ist eventuell billiger und weniger schmerzhaft) und bezüglich des Arztes – „Plastischer Chirurg“ ist nach wie vor keine geschützte Berufsbezeichnung, sondern eine Tätigkeit die jeder Arzt, der sich dazu berufen fühlt, unzertifiziert ausüben kann.

Der Sexualpädagoge und Kommunikationstrainer Dr. Dieter Schmutzer beschrieb in seinem Vortrag „Die beliebtesten Sexualpraktiken“ genau diese – und warum die einfachen Dinge manchmal die schwierigsten, manchmal aber auch die besten sind.
Ungefähr 29% der Österreicher/innen sind mit ihrem Sexualleben unzufrieden, weil der Partner ihre Wünsche nicht erfüllt. So haben laut Schmutzer Männer und Frauen beispielsweise vollkommen unterschiedliche Zugäge zu Oralverkehr: die Männer wollen ihn, die Frauen weigern sich, was, so Schmutzer, zum echten Problem werden kann. Frauen dagegen hätten oft Angst, schlecht zu riechen oder schmecken, während etwa die Hälfte der Männer nichts gegen Cunnilingus einzuwenden hätten.
Die alte Frage, warum Männer sich jüngere Gespielinnen suchen, findet bei Schmutzer eine sexualbiologische Antwort: die relativ unterschiedlichen Erregungskurven von Mann und Frau würden sich in verschiedenen Altersspannen annähern – deswegen macht es auch Sinn, sich Madonna-like mit Toy Boys zu umgeben.
Generell empfiehlt der Sexualpädagoge einen entspannteren Umgang mit dem Thema statt einer Jagd nach dem immer aufregenderen, besseren, größeren, tolleren Sex. Die beliebteste Praktik laut Schmutzer: „gemeinsam etwas finden, was beiden Spaß macht.“

Im Anschluss hielt Judit Rabenstein einen Vortrag über die Trends in der Erotikindustrie 2010, in dem unter anderem auch Tips zum Kauf hochwertiger Sextoys gab. Neben Optik und Akkustik der Geräte ist hierbei vor allem auf das Material zu achten. Da es nur wenige Tests zum Thema Sextoys gibt, besteht großer Aufklärungsbedarf. Materialien wie Pyrexglas, Holz oder Porzellan sowie Elastomer und TPE sind unbedenklich, PVC-Sextoys dagegen verströmen giftige Dämpfe und stinken auch nach Jahren noch. Jelly, ein Material aus Plastik mit Weichmachern ist in der Kinderspielzeugbranche bereits verboten und kann sogar Gebärmutterhalskrebs hervorrufen.
In den USA sind Toys mit bedenklichen Inhaltsstoffen mit dem Label GADGET und dem Hinweis, das Produkt nicht auf Schleimhäuten anzuwenden, versehen, bei uns gibt es seitens Gesetzgebung, Politik und Konsumentenschutz derzeit keinerlei Kontrollen im Sinne einer Kennzeichnungspflicht. Außerdem ist auf die Verarbeitung der Produkte zu achten, ein schlecht verarbeiteter Penisring birgt beispielsweise große Verletzungsgefahr, von Hämatomen über Abschürfungen und Allergien kann alles passieren. Aua.
2010 bringt spannende neue Trends in die Erotikindustrie, Accessoires wie Peitschen oder Rollenspiel-Outfits erfreuen sich laut Rabenstein immer größerer Beliebtheit. Hierbei empfiehlt die Sexpertin, auf direkte Kommunikation und spielerischen Umgang mit dem Thema zu setzen, um auch Paaren, die schon länger zusammen sind, neue sexuelle Impulse zu bescheren. Außerdem wird Pornographie aus weiblicher Perspektive immer populärer.
Der Markt scheint sich einer offeneren Kommunikation zum Thema Sexualität anzupassen: waren Sextoys für Männer früher mit dem Stigma der Homosexualität behaftet, finden Prostatavibratoren auch in heterosexuellen Haushalten immer mehr Anklang.
Auch Events zur Fortbildung im Bereich Sexualität, die nicht rein medizinischer Natur sind, sind immer beliebter – der Du & Ich Sexualkongress ist hierfür wohl ein glänzendes Beispiel. Das Thema Sex im Kontext von Gesundheit und Wohlfühlen – eine wirklich gelungene Kombination, in der viele Aspekte zur Sprache kamen. Nächstes Jahr gerne wieder.

…Und wie es bei „Tantra als Sexuelles Yoga“ und „Einblicke in die Tantrische Liebeskunst“ so war, blenden wir an dieser Stelle mal elegant aus, schließlich lesen Eltern und Kinder mit – in der Sommerausgabe vom Feigenblatt gibts dann explizitere Einblicke.


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Du & Ich Sexualkongress in Wien

Keine Ahnung, was Sie letzten Sonntag getan haben – wahrscheinlich Schneeglöckchen gestreichelt im Stadtpark oder in Löffelchenstellung die Sonntagsbrunch-Croissantbrösel von den Laken gezupft. Womit wir schon wieder beim Thema wären: Für mich gab es diesen Sonntag Sex. Und das acht Stunden lang und unter professioneller Leitung.

Wie bereits im Blog angekündigt, fand dieses Wochenende im Rahmen der
SPA Health & Beauty Messe der Erste Wiener Sexualkongress statt.
Dass das Thema Sexualität im Rahmen einer „Wohlfühlmesse“ neben alternativer Medizin, Ernährungsberatung oder Beautytreatments behandelt wird, ist erfreulich – und ein Schritt, der aufgeht.

Exklusive Erotik neben Naturkosmetik, Metabolic Balance neben Thai Massage, Feng Shui Beratung neben Tantra Yoga – der olle Spruch „für jeden was dabei“ war auf der SPA Messe wirklich Programm.

Während neben der Bühne die Mädels von Paul Mitchell im Akkord Besucherhaare stylen, liest Gabriele Kuhn das Kapitel „In Vaginas Wahn“ aus ihrem Buch „Alles. Nur nicht perfekt“ – Ungefähr 5.000 Euro kostet es übrigens, sich das Jungfernhäutchen erneuern zu lassen.

Zündstoff für die anschließende Podiumsdiskussion:
Bei Modeerscheinung Intimchirurgie – Risiken & Möglichkeiten trafen der plastische Chirurg Dr. Edvin Turkov, Frauenarzt Dr. Peter Frigo, Magnolias-Geschäftsführerin Judit Rabenstein, Tantra-Expertin Gabriele Impsal und Medizintechniker Wolfgang Schober aufeinander und diskutierten vor allem die Motive für Schamlippenkorrekturen aber auch die Risiken eines derartigen Eingriffs. Entstanden ist dieser Trend in den letzten zwanzig Jahren, als Folge eines anderen Trends: Intimrasur brachte ans Tageslicht, wie „das da unten rum“ wirklich ausschaut, und was man daran noch „verbessern“ könnte. Möglich ist da inzwischen so einiges, beispielsweise eine Verkleinerung der inneren Schamlippen (weglasern), eine Vergrößerung der äußeren Schamlippen (mit Eigenfettunterspritzung), die oben erwähnte Jungfernhäutchenrekonstruktion, sowie eine Unterspritzung des G-Punktes. Klingt gruselig, klingt nach USA, aber angeblich spielt bereits jede/r zehnte Österreicher/in mit dem Gedanken. Stellt sich nur die Frage: wieso eigentlich? Die Frauen selbst sind es, die durch die Konkurrenz untereinander Druck ausüben, so Dr. Turkov – ihre Männer hätten mit der OP meist nichts zu tun, und seien teilweise sogar dagegen. Judit Rabenstein sieht die Problematik tiefer sitzen: genau wie Intimrasur oder Analbleaching ist Intimchirurgie ein Trend, der seinen Ursprung in der bis dato männerdominierten Pornoindustrie findet. Da Pornokonsumenten hauptsächlich Männer sind, werden Frauen indirekt unter Druck gesetzt, mit den scheinbar perfekten Darstellerinnen mithalten zu können.

Ein Thema, das noch lange nicht ausdiskutiert ist – vor einem derartigen Eingriff empfiehlt sich auf jeden Fall Recherche: Bezüglich der persönlichen Beweggründe (den Partner wechseln ist eventuell billiger und weniger schmerzhaft) und bezüglich des Arztes – „Plastischer Chirurg“ ist nach wie vor keine geschützte Berufsbezeichnung, sondern eine Tätigkeit die jeder Arzt, der sich dazu berufen fühlt, unzertifiziert ausüben kann.

Der Sexualpädagoge und Kommunikationstrainer Dr. Dieter Schmutzer beschrieb in seinem Vortrag „Die beliebtesten Sexualpraktiken“ genau diese – und warum die einfachen Dinge manchmal die schwierigsten, manchmal aber auch die besten sind.
Ungefähr 29% der Österreicher/innen sind mit ihrem Sexualleben unzufrieden, weil der Partner ihre Wünsche nicht erfüllt. So haben laut Schmutzer Männer und Frauen beispielsweise vollkommen unterschiedliche Zugäge zu Oralverkehr: die Männer wollen ihn, die Frauen weigern sich, was, so Schmutzer, zum echten Problem werden kann. Frauen dagegen hätten oft Angst, schlecht zu riechen oder schmecken, während etwa die Hälfte der Männer nichts gegen Cunnilingus einzuwenden hätten.
Die alte Frage, warum Männer sich jüngere Gespielinnen suchen, findet bei Schmutzer eine sexualbiologische Antwort: die relativ unterschiedlichen Erregungskurven von Mann und Frau würden sich in verschiedenen Altersspannen annähern – deswegen macht es auch Sinn, sich Madonna-like mit Toy Boys zu umgeben.
Generell empfiehlt der Sexualpädagoge einen entspannteren Umgang mit dem Thema statt einer Jagd nach dem immer aufregenderen, besseren, größeren, tolleren Sex. Die beliebteste Praktik laut Schmutzer: „gemeinsam etwas finden, was beiden Spaß macht.“

Im Anschluss hielt Judit Rabenstein einen Vortrag über die Trends in der Erotikindustrie 2010, in dem unter anderem auch Tips zum Kauf hochwertiger Sextoys gab. Neben Optik und Akkustik der Geräte ist hierbei vor allem auf das Material zu achten. Da es nur wenige Tests zum Thema Sextoys gibt, besteht großer Aufklärungsbedarf. Materialien wie Pyrexglas, Holz oder Porzellan sowie Elastomer und TPE sind unbedenklich, PVC-Sextoys dagegen verströmen giftige Dämpfe und stinken auch nach Jahren noch. Jelly, ein Material aus Plastik mit Weichmachern ist in der Kinderspielzeugbranche bereits verboten und kann sogar Gebärmutterhalskrebs hervorrufen.
In den USA sind Toys mit bedenklichen Inhaltsstoffen mit dem Label GADGET und dem Hinweis, das Produkt nicht auf Schleimhäuten anzuwenden, versehen, bei uns gibt es seitens Gesetzgebung, Politik und Konsumentenschutz derzeit keinerlei Kontrollen im Sinne einer Kennzeichnungspflicht. Außerdem ist auf die Verarbeitung der Produkte zu achten, ein schlecht verarbeiteter Penisring birgt beispielsweise große Verletzungsgefahr, von Hämatomen über Abschürfungen und Allergien kann alles passieren. Aua.
2010 bringt spannende neue Trends in die Erotikindustrie, Accessoires wie Peitschen oder Rollenspiel-Outfits erfreuen sich laut Rabenstein immer größerer Beliebtheit. Hierbei empfiehlt die Sexpertin, auf direkte Kommunikation und spielerischen Umgang mit dem Thema zu setzen, um auch Paaren, die schon länger zusammen sind, neue sexuelle Impulse zu bescheren. Außerdem wird Pornographie aus weiblicher Perspektive immer populärer.
Der Markt scheint sich einer offeneren Kommunikation zum Thema Sexualität anzupassen: waren Sextoys für Männer früher mit dem Stigma der Homosexualität behaftet, finden Prostatavibratoren auch in heterosexuellen Haushalten immer mehr Anklang.
Auch Events zur Fortbildung im Bereich Sexualität, die nicht rein medizinischer Natur sind, sind immer beliebter – der Du & Ich Sexualkongress ist hierfür wohl ein glänzendes Beispiel. Das Thema Sex im Kontext von Gesundheit und Wohlfühlen – eine wirklich gelungene Kombination, in der viele Aspekte zur Sprache kamen. Nächstes Jahr gerne wieder.

…Und wie es bei „Tantra als Sexuelles Yoga“ und „Einblicke in die Tantrische Liebeskunst“ so war, blenden wir an dieser Stelle mal elegant aus, schließlich lesen Eltern und Kinder mit – in der Sommerausgabe vom Feigenblatt gibts dann explizitere Einblicke.


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ich tat es für die Wissenschaft

Ob man sich in weniger als fünf Minuten verlieben kann? Ich schon. Am Donnerstag hab ich ihn in der Ubahn gesehen: Geradlinig, markant, zeitlos, sexy – ein Eames Chair von einem Mann. Allein seine Art, die Ubahntür zu öffnen hat mich fassungslos gemacht. Wie unsere Blicke sich für ungefähr drei Zehntelsekunden auf der Rolltreppe gekreuzt haben, Ladies and Gentlemen, ich bin mir sicher, das war sie: die große Liebe.
Dass ich zwar seine Schuhgröße schätzen kann, (44, mindestens) aber nicht mal seinen Namen weiß, sei als vernachlässigbares Detail hintenangestellt. Schade eigentlich, dass ich noch nicht schmerzfrei genug bin ihm via Liebesbotschaft einen Heiratsantrag vor tausend brennenden Herzen im Ubahnhof zu machen. Schätzungsweise werde ich ihn nie wiedersehen, dabei hab ich im Geiste schon unsere ersten drei gemeinsamen Liebesurlaube und Vornamen für die schwarzgelockten Zwillinge (kommen nach ihm, aber die Augen sind von der Mama) klargemacht.

Zum Glück gibt es Ablenkung, und die nennt sich: Speed-Dating. Natürlich nicht, weil ich das irgendwie nötig hätte, sondern weil der universitäre Wissensdrang es erfordert. Für ein Onlinemagazin-Projekt gilt es, im Dienste der Wissenschaft investigativ lockzuvögeln.
Ich habe Angst. Meine Kenntnisse übers Speed Dating stammen aus einer Folge Sex and the City, und die verspricht übles:

Fühle mich wie ein Dönertier am Spieß. Ich zahle Geld dafür, mich von neun Männern in sechs Minuten bewerten zu lassen? Männer, die dafür zahlen, wohlgemerkt doppelt so viel, mich zu bewerten? Liebe nach der Stechuhr? Wo bleibt denn da die Romantik? Und wer bitte, macht denn bei so was mit, ich meine, absichtlich und so?

Nur 26 Stunden nach meinem amourösen Erweckungserlebnis in der Ubahn finde ich mich auf einem weißen Designersofa wieder, vor mir eine Schale Gummibärchen, ein großes Glas Wein und, gestatten, „M1“. Beim Speed-Dating bekommt man lustige Nummern, die man auf einen Zettel schreibt, inklusive einer Zeile für Notizen und dem obligatorischen Ja( ) / Nein ( ) Feld. Ich notiere „Bregenz, Steuerfachdingsda“ und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt.
M1 sucht dringend nach einer Frau, die auch mal mit ihm ins Kabarett geht, und ob ich denn finde, dass man das sagen kann, nach fünf Minuten, so generell jetzt gesehen.
Ja und Nein, lieber M1. In deinem Fall: (x) Nein.
Es folgen: Männer, die ich unter anderen Umständen nie kennengelernt hätte – was, sind wir ehrlich, irgendwie auch echt ok so ist.
Mein Fazit nach acht weiteren Dates: Erschöpfung. Speed-Dater sind kommunikative Wesen, vor allem wenn man sie, so wie ich, konsequent mit peinlichen Fragen löchert, anstatt auch mal was über sich selbst zu erzählen. Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, meinen Marktwert zu testen, und einfach neunmal (x) Ja anzukreuzen, um zu sehen, bei wie vielen Traumprinzen ich theoretisch so landen könnte (Die Dating-Agentur vermittelt die Kontaktdaten nur weiter, wenn beide das Kreuzchen beim JA setzen).
Der Vortrag meines besten Freundes über Ethik im Journalismus und das Angebot auf dem weißen Designersofa tun ihr übriges: Ich kreuze nur zweimal (x) Ja an. Bei Jungs, mit denen man mal im Pub über Musik quatschen könnte. Die ich sonst aber auch nie kennengelernt hätte, weil sie mir einfach nicht aufgefallen wären. (Sorry, Jungs…)

Ob ich das jetzt weiter empfehlen kann? Um in extrem kurzer Zeit extrem viele Leute kennenzulernen: (x) Ja. Um sich mit vollkommen fremden Frauen auf dem Mädchenklo zu verschwestern, indem man Reizwörter wie „DER POLIZIST!!!“ fallen lässt und kollektiv in hysterisches Gelächter ausbricht: (x) definitiv. Für die große, große Liebe: werde ich wohl weiterhin öffentliche Verkehrsmittel nutzen.


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Teasing für tote Hosen

Tittentanz und SpitzenschlüpferNicht, dass wir jetzt, in der heißen Phase von Feigenblatt 18, unter besonders viel Freizeit leiden würden, aber eine Veranstaltung mit dem Titel „Tittentanz im Spitzenschlüpfer“ wollten wir uns nicht entgehen lassen. Für die „Erste Lesung zum Ankieken“ konnten die jungen Organisatoren Punk-Veteran und Tote-Hosen-Mitgründer Trini Trimpop gewinnen, der sich ein Programm von witzigen Erzählungen rund um sexuelle Katastrophen, bizarre Spielarten der Masturbation und Fehlgriffe durch Volltrunkenheit zusammengesucht hatte. Zum „Ankieken“ waren aber vor allem die Teaserettes, vier Burlesque-Tänzerinnen, die weibliche Reize auf ironische Art in Szene setzen. Aber falls Sie jemals eine Veranstaltung der Teaserettes besuchen (was ich sehr empfehlen würde): Setzen Sie sich um Gottes Willen nicht in die erste Reihe. Sie werden schon merken, warum.


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Erophil-Nachlese

Eigentlich wollte ich ja was zur Erophil bloggen, aber dann war ich nach:

… schlechterdings zu platt dafür. Dafür hat unsere nette Standnachbarin Sarah Ines Struck vom Storia Verlag ein paar bebilderte Eindrücke dazu festgehalten.

Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen – es war ein entspanntes Klassentreffen mit angenehmen Gesprächen. Von den Lesungen habe ich nichts mitbekommen, in den Panels (wo ich selbst etwas über aktuelle Entwicklungen der erotischen Literatur erzählt habe) haben mir Claudia Gehrke vom Konkursbuch-Verlag und Joachim Bartholomae von Männerschwarm sehr imponiert. Ich hatte zwar den Eindruck, die Veranstalter hätten lieber ein wissenschaftliches Kolloqium über Erotik in der französischen Literatur organisiert, aber okay. Eine zweite Auflage der Veranstaltung ist angekündigt, wir werden gern wieder dabei sein.

Noch ein Nachtrag zum aktuellen Heft „Macht und Hingabe“: Unser Autor beebee hat mich auf einen interessanten Text aufmerksam gemacht, der durchaus ins Heft gepasst hätte. Wenn Sie das Heft also durchgelesen haben, kann ich diesen Artikel als Anhang empfehlen …


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PorYes: Aufbruch zu einer besseren Pornografie?

Sie hat ja einigen Staub aufgewirbelt, die „1. Feministische Pornofilm-Preisverleihung“: Von Zeit und Spiegel online bis zu den Boulevardzeitungen haben sie alle über die PorYes-Aktion berichtet, die Laura Méritt und das Freudenfluss-Netzwerk auf die Beine gestellt haben.

Die Preisverleihung Samstag Abend in den Hackeschen Höfen in Berlin hat eine Menge Energien gebündelt und viele Facetten vorgeführt, wie man Sexualität lustvoll darstellen kann. Die Liste der Preisträgerinnen liest sich wie ein Who-is-who der noch recht überschaubaren Branche: die Pionierin Candida Royalle, die im Feigenblatt schon mehrfach gewürdigte Petra Joy, Maria Beatty mit ihren künstlerischen SM-Inszenierungen und die unglaubliche Annie Sprinkle, ein sexuelles Gesamtkunstwerk (und leider die einzige Preisträgerin, die nicht persönlich erscheinen konnte). Shine Louise Houston, die sich nicht um hetero- oder homosexuelle Klischees schert, kannte ich dagegen noch nicht, ebenso wenig die Macherinnen eines Lesbenpornos aus den 90ern, dessen Titel ich jetzt nicht finden kann.

Ich finde es ungemein verdienstvoll, wie Méritt und Co. das alte Schema von feministisch moralisierenden Lusttöterinnen versus männliche Billigpornokonsumenten unterlaufen. Allenfalls frage ich mich, ob man für den Versuch, bessere Pornografie zu machen, die Gräben zwischen den Geschlechtern aufreißen muss. Meine Meinung ist, dass es nicht um Pornos für Männer und für Frauen geht, sondern um gute oder schlechte Pornos. Sind wir Männer wirklich so anspruchslos, dass wir mit der üblichen jämmerlichen Mainstream-Vaginalartistik zufrieden sind? Oder lassen sich alternative Pornos einfach leichter vermarkten, wenn das Etikett „feministisch“ draufklebt? (Was entschuldbar wäre, denn Porno abseits des Mainstreams ist ungemein schwer verkäuflich.)

Positiv gesehen, treiben die Schlagworte „PorYes“ und „Feministische Pornografie“ die Leute ziemlich um: Schaut man sich zum Beispiel hier und hier die zahlreichen leidenschaftlichen und meist völlig unqualifizierten Leserkommentare an, scheint die Provokation dieser Veranstaltung aufgegangen zu sein.

PS: Die Werke der meisten prämierten Filmemacherinnen lassen sich am Wochenende im Rahmen des PornFilmFestivals in Berlin bestaunen.


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Amora im Berliner Beate-Uhse-Museum

Gerade bin ich zurück von der Eröffnung der „Amora“. Über die Erlebnisausstellung Amora hatten wir ja im Feigenblatt bereits berichtet – nun residiert sie für ein Jahr in der oberen Etage von Beate Uhses Erotikmuseum am Berliner Zoo. Im Vergleich zu dem, was ich vorher in diesem Räumlichkeiten gesehen habe, ist die neue Austellung wirklich ein Highlight! In sieben „erogenen Zonen“ erfährt man allerhand über Sexualiät – auch manches, was man noch nicht wusste. Viele Exponate sind zum Anfassen und interaktivem Gebrauch bestimmt.
Publikumsmagneten waren die beiden Figuren, bei denen man den G- bzw. P-Punkt ertasten musste und die das mit einem lustvollen „Aaahhhhh….“ quittierten.

G-Spot-Finder

Ein wenig an Bierzeltstimmung erinnerten zwei Hinterteile zum Draufhauen. Die Popoklatscher der BesucherInnnen werden auf einer Skala von „zu schwach“ bis „das reicht“ bewertet – ähnlich wie beim Hau-den-Lukas.
Die Amora macht sicher Spaß und lässt sich auch gut in einer Gruppe besuchen – um intime Stimmung oder wirkliche Reflektion über die eigene Sexualität aufkommen zu lassen, ist es aber zu laut und beengt. Ein wenig mehr Platz hätte der Ausstellung sicher gut getan.

Alles Wissenswerte zur Amora gibt es auf der Website vom Erotik Museum Berlin, die mit der Eröffnung der Amora auch endlich von Flickflack-Werbung befreit wurde und im neuen Gewand erscheint.