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Venus und Anti-Venus, Tag 2

Vorgestern legte der Herausforderer EroFame los, am Donnerstag trat auch Platzhirsch Venus in den Ring. Wegen unseres schlechten Karmas landeten wir zuerst zielsicher in den Bumsfilm-Hallen, flüchteten aber gleich wieder vor den weit gespreizten, zu Mallorca-Beats wippenden Beinen fleißiger Pornodarstellerinnen. Es gibt ja auch noch ruhigere Ecken auf der Messe, die trotz des Ausstellerschwundes gegenüber dem Vorjahr kaum geschrumpft erschien.

Fun Factory Yooo Fun Factory hatte sich als einziger namhafter Toy-Hersteller für die Venus entschieden. Der Auflegevibrator „Yooo“ erinnert an Micky Maus und sorgte bei manchem Standbesucher für leuchtende Augen.

 

 

 

Patrice Catanzaro Verruchte Mode in allen möglichen Spielarten gibt es bei Patrice Catanzaro zu sehen.

 

 

 

 

 

 

Shiri Zinn Shiri Zinn zeigt glamouröse Spielzeuge und neckische Strap-ons.

YesforLovEin paar der netteren Stände befinden sich im Fachbesucherbereich, zum Beispiel YesForLov, ein Pariser Hersteller von „Cosmétiques du plaisir“.
Beim Rausgehen haben wir noch den Flexible Literature Verlag getroffen, der erotische Hörbücher produziert.

 

 

Unser Eindruck: Abschreiben darf man die Venus noch nicht. Erstaunlicherweise wirkt die Veranstaltung kaum leerer als im Vorjahr, obwohl die wichtigsten Toy-Hersteller zur Konkurrenz abgewandert sind. Die Macher der EroFame wollen weg aus den zu kleinen Hallen in Potsdam, am liebsten nach Frankfurt, und ein bisschen mehr Abstand zum Weihnachtsgeschäft wäre auch erwünscht – nächstes Jahr kann also alles wieder ganz anders aussehen.


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Venus 2009: Beate schwänzt die Ladies‘ Area

Ach ja, die Venus. Dieses Jahr war leider keine Zeit für eine ähnlich ausführliche Würdigung der mutmaßlich bizarrsten Messe Deutschlands wie letztes Jahr. Angefangen mit dem Poster-Girl der Veranstaltung, einer C-Prominenten, die sich durch den Beischlaf mit Dieter Bohlen für diese Aufgabe qualifiziert hatte, war auch dieses Jahr wieder vieles dabei, was wir schrecklich fanden – Kirmesatmosphäre, Stripperinnen, notgeile Fotografen, Billigware – aber es gab auch ein paar kleine Fortschritte. So hatte sich die Organisation merklich verbessert, es gab mehr Platz für ruhige Stände und eine „Ladies‘ Area“ sollte den Besucherinnen Freude bringen (auch wenn Anja davon wenig begeistert war).

Dildos von LaidIch habe gestaunt, dass bei etwas scheinbar so Einfachem wie Sexspielzeugen noch so viel Innovation möglich ist. Nehmen wir zum Beispiel die ambitionierten Debütanten von Laid (schönes Wortspiel: „get laid“ heißt auf Englisch etwa „Sex haben“), die ein paar Prototypen von ergonomisch geformten Vibratoren, Dildos (Bild) und Penisringen gezeigt haben und damit noch dieses Jahr auf den Markt wollen. Letztes Jahr neu waren Je Joue; deren raffinierter Auflegevibrator, der seine Kundin mit einer individuell programmierbaren Zunge (!) verwöhnt, ist jetzt erhältlich, eine interessante Neuheit liegt noch in der Schublade – aber über die verraten wir hier nichts.

Aus der "Tickler"-SerieLelo, der wohl bekannteste Hersteller von Edelspielzeugen, experimentiert neuerdings auch mit Kosmetika und Pflegemitteln. Deren ehemaliger Chefdesigner Erik Kalén geht mittlerweile eigene Wege: Tickler (Bild) wendet sich allerdings mit niedlichem Design und moderaten Preisen an junge Frauen, die vielleicht noch nie ein Sexspielzeug gekauft haben.

"Froschkönig" von LieblingA propos niedlich: Anja war völlig hingerissen von einem Werbegeschenk von Fun Factory, einem Dildo in Kleinfingergröße mit den Konturen des Klassikers „Patchy Paul“. Neu sind unter anderem die besonders kleinen Modelle für junge Frauen, das Aufladen per Magnetkontakt und ein Prototyp für ein Männer-Spielzeug, das an ein Rennauto erinnert. Sinfive hat seinen Vibratoren eine weiche Silikonoberfläche verpasst und die Preise gesenkt. Ein Neuling aus Deutschland ist Liebling, deren Froschkönig (Bild) nicht nur verspielt aussieht, sondern ein paar nette Ideen mitbringt, etwa die im Betrieb vibrierende Krone, die sich als Magnet abnehmen lässt.

Was Sie übrigens nicht auf der Venus sehen konnten, ist ein Stand von Beate Uhse. Ob das mehr über das (meines Wissens immer noch) größte Sexunternehmen Europas oder über die wichtigste Messe der Branche aussagt, überlasse ich Ihren Spekulationen.


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Eine Wochenschau mit allen Sex-Spielarten, die es gibt

Eigentlich würde ich jetzt gerne von einem fantastischen Porn Film Festival erzählen, wo wir einige der interessantesten Erotikfilmemacher und ihre Arbeiten kennen lernen konnten – aber leider kam eine fiese Erkältung unserem Betriebsausflug dazwischen. Wenn irgendjemand etwas über das Festival erzählen mag, verlinke ich gerne. Einstweilen noch eine zweite Meinung zur Venus, und zwar von Sex-Coach und Autorin Silke Maschinger.

Auf solchen Veranstaltungen kann man erfahren, wie unglaublich vielfältig das Gebiet des lustbringenden Austauschs von Körperflüssigkeiten ist. Einen Überblick für Anfänger gibt die Fetisch-Karte, die Franklin Veaux in Ergänzung einer zwei Jahre alten Karte von Katharine Gates gezeichnet hat.

Fetischkarte

In Kalifornien kämpfen Konservative gegen die dort legale Schwulenehe – mit zweifelhaften (oder eher gar keinen) Argumenten, wie Stefan Niggemeier aufzeigt. Das Niveau von Homophobie lässt sich aber immer noch tieferlegen – zum Beispiel von dem Londoner Kaplan, der sich für die Tätowierung von Schwulen an Anus und Kinn einsetzte (oder war das doch verunglückte Satire? Die Originalseite ist aus dem Netz genommen). Eine Subway-Filiale in den USA hat einen Mitarbeiter gefeuert, weil er in einem Schwulenporno mitwirkte. Hierzulande tun sich Islamisten mit Schwulenhetze hervor, wie die taz in einem älteren Artikel berichtet.

Da ist es doch besser, man bleibt hetero. Um zu erfahren, wie das geht, sollten sich vor allem die jüngeren, sexuell desorientierten Leser folgenden Lehrfilm anschauen (via Hot Movies for Her):

Ebenfalls auf Hot Movies for Her habe ich einen Hinweis auf die Cartoons von XKCD gefunden, die ich bisher nur als schräge Kommentare auf die Computer-Kultur kannte. Aber dieser passt hierher:

Scrabble-Desaster

Sehr gefreut haben wir uns für Klaus Ender, den neben Günter Rössler wichtigsten Aktfotografen der DDR, dessen wunderbare Bilder und turbulentes Leben wir in Feigenblatt 12 gewürdigt haben. Der Spiegel-Ableger Eines Tages tut das jetzt auch (vermutlich für ein größeres Publikum).

AVN erinnert (1, 2) an Gerard Damiano, der 80-jährig verstorben ist. Als Regisseur der legendären 70er-Jahre Pornos „Deep Throat“ und „The Devil in Miss Jones“ revolutionierte er das Genre und wurde zu einer Art Porno-Autorenfilmer. Jetzt dreht er, um Annie Sprinkle zu zitieren, am „big porn movie set in heaven“.

Die nächste Ausgabe des Feigenblatts handelt von Männern. Und wie dieses auf Photoshop Disasters gezeigte Foto verdeutlicht, gibt es da offenbar massiven Aufklärungsbedarf:

Was fehlt an diesem Mann?

(Falls Ihnen nicht klar wird, was an diesem Foto falsch ist, sollten Sie sich von diesem mykologischen Phänomen inspirieren lassen.)


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Venus: Letzter Tag & Nachlese

Mit einem Tag Verspätung der Rest der Venus. Am Sonntag ging denn auch nicht mehr viel bei uns. Ich hatte morgens ein interessantes Interview (mehr verrate ich erst im nächsten Feigenblatt), während Anja noch ein paar Stände besucht hat – zum Beispiel die frauenbewegten Vibrator-Herstellerinnen Natural Contours oder Bijoux Indiscrets. Die Accessoire-Designer aus Europas heimlicher Hauptstadt der kultivierten Lust, Barcelona, hatten allerdings sichtlich Mühe, sich gegen vier Tage Live-Strips und nordeuropäisches Klima zu behaupten.

Auch uns dröhnten die Köpfe, und obwohl ich mir noch ein paar Sachen gerne näher angesehen hatte (zum Beispiel die Luxus-Spielzeuge von Shiri Zinn oder die vibrierenden Handschuhe oder das kitzlige iPod-Zubehör von OhMiBod, deren Hersteller wir bei einer kleinen Party von Wolwin/Sinfive kennen lernen konnten), flüchteten wir Sonntag Mittag aus der Sexhölle. Allerdings hätten wir noch ein paar Nachträge vom Samstag, etwa die lernfähigen Intimmasseure von SaSi aus London (die in Echt viel besser aussehen als auf diesem lausigen Foto):
SaSi
Das Gerät probiert ein paar zufällige Bewegungen aus, die einen Cunnilingus simulieren, und die Trägerin äußert per Knopfdruck, ob es ihr so gefällt oder nicht. Der Witz lag natürlich nahe, dass sich SaSi von Männern vor allem durch seine Lernfähigkeit unterscheidet … Massage-Öle und Gleitmittel sind vielleicht nicht so aufregend, aber zwei Hersteller haben mich überzeugt, dass ihre Produkte keinen Mist enthalten und auf künstliche Parfüme verzichten – zum einen Swede (die Website ist derzeit offline) …
Swede
… zum anderen Intimate Organics aus Ontario/Kanada (ebenfalls „under construction“):
Intimate Organics
So, genug Venus für dieses Jahr. Zum Ausklang ein Moment von Ruhe und Einkehr – die Herausgeberin mit einer Massagekerze von B Swish:
Anja Braun


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Venus, dritter Tag

Auflösungserscheinungen setzen ein, bei uns ebenso wie bei der Messe selbst. Am Samstag Nachmittag traten die ersten Aussteller vorzeitig den Heimweg an, während sich anderswo die Gaffer auf die Füße traten und jedes Bierchen die Reeperbahn näherbrachte. Zwei einsame Männlein demonstrierten vor der Messe und warfen mal schnell Pornografie, Vergewaltigung und Kindsmissbrauch in einen Topf. Dann doch lieber Spanner, Stripperinnen und Umz-Umz-Musik. Unter deren Einfluss reichen wir ein Foto des Fun-Factory-Standes nach:
Fun Factory
… und hier noch eins von Sinfive (wo, wie gesagt, auch unsere Hefte ausliegen):
Sinfive
Big Teaze Toys aus den USA kennt man vor allem für die lustigen kleinen Entchen, die nicht nur in jede Badewanne Hochstimmung bringen. Die neue Produktreihe mit Metall-Korpus geht es wesentlich gediegener an:
Big Teaze Toys
Mystim sind Experten für kitzlige Ströme (die völlig harmlos sind, wenn man die Elektroden nicht gerade über den Herzschrittmacher pappt). Die Geräte, die man auch für sanfte SM-Spielchen nutzen kann, stammen aus der Medizinindustrie.
Mystim
Ein erstaunlich breites Angebot an erotischer Wäsche hat Eros Veneziani – die Italiener bedienen Männer, Frauen, Schwule und SM-Freunde gleichermaßen mit Dessous von verspielt bis derb.
Eros Veneziani
Romantische Spiele, Geschenke und Accessoirs vertreibt Lover’s Choice aus Arizona.
Lover's Choice
Aus edlem Stahl fertigen njoy aus Los Angeles ihre Dildos und Anal-Plugs.
njoy

Während Anja auf einen Branchentreff der Frauenerotik-Branche entschwand, unterhielt ich mich am Abend noch mit ein paar anderen Anbietern – zum Beispiel Aneros aus Houston/Texas, die als Ableger einer Firma für medizinische Prostata-Massagegeräte vor ein paar Jahren entdeckten, dass nicht alle ihrer Kunden ein Gesundheitsproblem hatten und seither ihre Produkte auf zwei Schienen vermarkten. Jedenfalls scheint hinter den kleinen Hartplastik-Kunstwerken eine Menge Forschungsarbeit zu stecken.
Aneros
Neu auf dem Markt sind Joya aus Tel Aviv. Mit Dildo, Vibrator, erotischem Kochbuch, T-Shirt und Schmuck sprechen die Frauen aus Israel die sinnlichen Bedürfnisse ihrer Kundinnen auf breiter Ebene an.
Joya
Morgen riskieren wir nochmal einen kurzen Gang in die unheiligen Hallen – falls die Porno-Meute davon noch etwas übrig gelassen hat …
Venus 2008


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Venus-Messe, erster Tag

Im dritten Feigenblatt-Jahr ist es unser dritter Besuch auf der Venus, Europas größter „Erotik“-Messe in Berlin. Es ist und bleibt eine zwiespältige Veranstaltung mit endlosen Schlangen vor dem Einlass, horrenden Eintrittspreisen, wummernder Diskomusik, glotzenden Fotohandy-Benutzern vor blankziehenden Stripperinnen (am Fachbesuchertag, wohlgemerkt) und Park-Chaos. Überhaupt würde ich allen dringend abraten, mit dem Auto zur Messe zu fahren – auch Anja als echte Berlinerin ist im ersten Anlauf auf der Autobahn nach Magdeburg gelandet, der Straßenplan um die Messe ähnelt einem Strickmuster.

Trotzdem ist die Venus eine spannende Veranstaltung, für die wir auch unseren Besuch auf der leider gleichzeitigen Frankfurter Buchmesse abgebrochen haben. Hier begegnet man ungewöhnlichen Produkten und interessanten Menschen – von letzteren zum Beispiel der Filmemacherin Jennifer Lyon Bell, die demnächst ihren zweiten Art-Porno vorstellen wird, dem Hörbuchproduzenten Berthold Heiland von Fetischaudio oder Jürgen Brüning, dem Veranstalter des Porn Film Festivals, das uns nächste Woche zu einem weiteren Berlin-Besuch nötigen wird. Und immer wieder trifft man auf nette Überraschungen, zum Beispiel bei der Dildo-Manufaktur Holzlümmel (Halle 18, Stand 53) oder bei den Kollegen von den Schlagzeilen (in der Fetisch-Arena), die demnächst ihr 20-jähriges Jubiläum als SM-Zeitschrift feiern.

Neue Spielzeuge haben wir uns auch angesehen. In chronologischer Reihenfolge: Lelo (Halle 18, Stand 40), die schwedischen Edel-Designer, arbeiten an einer Männerkollektion, von der nach einem Anal-Plug nun auch ein vibrierender Penisring mit dem schönen Namen „Bo“ erschienen ist. Spielzeuge für Männer sind ein Markt, den sich die Hersteller derzeit zu erschließen versuchen, weshalb ich mich schon auf ein Interview mit einem der Lelo-Produktentwickler am Sonntag freue – schließlich hat das nächste Feigenblatt das Thema „Männer“.

Fun Factory (Halle 20, Stand 58/59), in Deutschland Pioniere für hochwertige Selbstverwöhner, kommt mit einigen Neuigkeiten nach Berlin. Der Vibrator Smartvibes Booster zum Beispiel bringt eine Art Turbo-Taste, die das von vier AAA-Batterien gespeiste Gerät heftigst zum Vibrieren bringen. Wie bei den Minis von Fun Factory bedient frau den Booster mit Tasten; er ist komplett wasserdicht und nicht nur spritzwassergeschützt wie die älteren Modelle. Die neuen Smartballs „tumeo“ geben die Bewegungen ihrer Trägerin noch besser an die Beckenbodenmuskeln weiter und sind mit einem robusteren Gummiband ausgestattet. Außerdem wendet sich eine „Mono“-Ausführung mit nur einer Kugel (statt der „Duo“-Variante mit zwei verbundenen Kugeln) an enger gebaute Frauen. Eher für äußere Anwendung empfiehlt sich dagegen der Kissable Glamour Powder mit Erdbeergeschmack, der derzeit testweise in vielen Apotheken verkauft wird.

Sinfive (Halle 21A, Stand 38) vermarktet nicht nur eigene Produkte, sondern auch die medizinischen Gleitgele von D’Laros und die wunderbaren und originellen Bijoux Indiscrets aus Barcelona – und außerdem gibt es auf dem Sinfive-Stand eine ältere Ausgabe eines gewissen Erotikmagazins kostenlos zum Mitnehmen … Besonders stolz waren die Bremer auf ihren neuen „Lovepearl Emigi“, einen niedlichen Mini-Beckenmuskel-Trainer, dessen Form den einen an eine Maus, den anderen an eine Erdnuss erinnert. Eine Besonderheit des Emigi (was auf Esperanto „sich lieben“ heißt, habe ich mir sagen lassen) ist die antibakterielle Beschichtung, die durch Ionisierung des Elastomers erreicht worden sein soll. Den Emigi gibt’s einzeln oder im Dreierpack in unterschiedlichen Gewichten.

Und morgen machen wir auch ein paar Fotos, versprochen.