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Picasso – Kunst ist immer erotisch

Die Enkelin des unbestritten größten Malers des 20. Jahrunderts spürt dem Erotischen in dessen Werk nach. Picasso gilt als Erotomane, für den künstlerisches Schaffen und Sex untrennbar verbunden waren. Keine besonders neuen Einsichten, und dennoch beeindruckt die Fixierung des Künstlers auf dieses Thema.
Werke aus 70 Jahren zeigen nackte Frauen, angedeuteten oder unverblümten Geschlechtsverkehr, Orgien und Fruchtbarkeitsgötter – mal realistisch, mal abstrakt, mit Ölfarben, Tusche oder Ton. Die meisten Arbeiten ist weniger bekannt, aber auch Klassiker wie „Der Kuss“ finden ihren Platz. Gelegentlich rücken die klaffenden Vaginen und aufgerichteten Phallen sogar in die Nähe von Pennälerkarikaturen.
Noch 90-jährig zeichnete der greise Picasso gierige Umarmungen. Das Vorwort dieses sinnlich gestalteten Buches treibt unverhohlenen Geniekult und lässt sich nach Art französischer Intellektueller
wort- und bildreich durch einen umfangreichen Bildungsfundus treiben. Aber Nüchternheit wäre bei dieser orginellen und persönlichen Werkschau auch nicht angemessen gewesen.

Am 1. Juli 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Said und James Dummler: Auf den Leib

Aus der zufälligen Begegnung des berühmten iranischen Dichters Said, der seit Jahrzehnten im deutschen Exil lebt, und des bayerischen Grafik- und Fotokünstlers James Dummler entstand dieser poetische
Fotoband über die Erotik. Eine schöne Idee: Verse, Bilder und Sinnlichkeit, das passt zusammen. Auf zwei Buchseiten stehen sich meist eine erotische Frauenpose und eine Alltagsszene gegenüber, die Saids Gedichte illustriert. In allen Fotos wie auch in ihrer Anordnung ist stets der Wille zur Komposition, zum interessanten Ausschnitt spürbar. Gerade die erotischen Fotos fühlen sich kühl und inszeniert an in ihrer Hochglanzoptik.
Dummler, gelernter Maler und Grafikdesigner, arbeitet bereits seit über zehn Jahren mit digitaler Bildgestaltung. Saids Verse dagegen wirken schlicht und flüchtig. Oft machen sie den Eindruck unpointierter Skizzen, die mitunter sogar auf leicht zotige Altherrenerotik hinauslaufen. Wenn seine Worte jedoch um eine interessante Idee kreisen oder einen flüchtigen Eindruck lebendig werden lassen, geht das ambitionierte Konzept des Bandes auf.

Am 1. Juli 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Secret Snaphots

Seit über 30 Jahren trägt der Österreicher Christian Skrein erotische Amateurfotos aus aller Welt zusammen. Die durchweg anonymen Fotokünstler kämpften dabei ebenso mit den Tücken der Technik wie mit den strengen Moralvorstellungen, wegen derer sie ihre unanständigen Bilder selbst entwickeln mussten. „Schnappschüsse“ sind tatsächlich viele der meist schwarzweißen Bilder: mal verwackelt, mal überbelichtet, fast immer unscharf. Manche der sündigen Fotos sind aus dem launigen Augenblick entstanden – zuhause beim Umziehen oder beim Baden -, andere scheinen sorgfältig in Szene gesetzt und ausgeleuchtet, auch wenn nicht alle der Modelle in mehr oder weniger erotischen Posen einen Traumkörper präsentieren konnten.
Sinnliche Momente, mit fotografischem Sachverstand und künstlerischem Gespür im Hobby-Atelier, im Schlafzimmer oder in der Natur arrangiert, stehen neben Geschmacksverirrungen mit Trachtenhut, Liebestöter oder peinlichen Posen. Mit dieser Mischung lädt diese erlesene Fotosammlung immer wieder zum Durchblättern ein.

Am 1. April 2006 von Anja Braun · Kategorien : Bildbände


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Andreas H. Bitesnich: Polanudes

Andreas Bitesnich kam als Autodidakt über den Umweg der Werbefotografie zu erotischen Sujets. Heute gilt der Österreicher als einer der erfolgreichsten Fotografen auf diesem Gebiet. Nach mehreren Büchern und Ausstellungen gewährt Bitesnich mit „Polanude“ dem Betrachter Einblick in sein Studio. Dort haben Polaroid-Fotos eine kleine Nische gefunden: als Vorstudien zu den sorgsam inszenierten Kunstfotos.
Bitesnich hat diese kaum reproduzierbaren Wegwerfbilder über die Jahre gesammelt und in einem opulenten Band versammelt. Doch wer Spontaneität und Improvisation erwartet, geht fehl: Trotz ihrer technischen Unvollkommenheit verraten schon die Skizzen seiner Akte Bitesnich als Perfektionisten. Die meist in warmen Farben vor einfachen Hintergrund abgelichteten Männer, Frauen und Paare mit ihren durchwegs vollkommenen Körpern wirken in sich gekehrt, nachdenklich, sinnlich. Schade, dass Bitesnich die Polaroids nicht den endgültigen Bildern gegenüberstellt – dann hätte diese nicht alltägliche Werkschau dem ästhetisch und dem handwerklich Interessierten mehr gegeben.

Am 1. April 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Rodin: Erotische Zeichnungen

Auguste Rodin ist uns als Bildhauer der sinnlichen Bewegtheit in Erinnerung. Bei aller Dramatik der Form scheint Marmor und Bronze etwas Antiseptisches anzuhaften – der Bürgerschreck und Erotomane Rodin lässt sich hinter dem „Kuss“ oder dem „Denker“ nur schemenhaft erahnen. Sehr viel unmittelbarer vermitteln seine erotischen Skizzen das heißblütige Temperament ihres Schöpfers und die Freizügigkeit in seinem Atelier. Eine kleine Auswahl dieser lange unter Verschluss gehaltenen Zeichnungen ist jetzt in diesem bibliophilen Bändchen erschienen.
Um die Jahrhundertwende beginnt der alternde Rodin mit diesen Skizzen. In ihrer gierigen Flüchtigkeit lassen sie die körperliche Nähe zu den Modellen spüren. Oft sind die Bilder im Spannungsfeld zwischen klassischem Schönheitsideal und Pornografie mit hastigen Tupfen Wasserfarbe koloriert; einige sind ausgeschnitten.
Als der Kunstkenner und Schriftsteller Harry Graf Kessler diese Zeichnungen 1906 im Weimarer Kunstmuseum zeigte, kostete ihn der Skandal seinen Posten als Museumsleiter. Schön, dass wir da heute weiter sind.

Am 1. April 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Thomas Karsten: Twenty Six Years Nude Photographs

„Der ganze Körper ist Gesicht“ — unter diesem Motto steht die Werkschau von Thomas Karsten, dem vermutlich bekanntesten deutschen Aktfotografen. Die meisten der 140 Schwarzweißfotos gehorchen den Regeln des Porträts: Die Frauen und Paare auf den Bildern sehen den Betrachter ebenso neugierig an wie er sie.
Die ersten der chronologisch angeordneten Fotos entstanden Anfang der 80er Jahre in der DDR. Über die Jahre hinweg geben sich die Modelle verspielter, offener, sie schmücken ihre Körper mit Piercings und Tattoos — so ist die Werkschau auch eine kleine Geschichte der Körperlichkeit, wie Karstens Weggefährte Fritz Franz Vogel in Einleitung und Nachwort ebenso launig wie kenntnisreich beschreibt. Die erotischen Posen, in die die Modelle gelegentlich verfallen, entstehen eher aus Selbstvergessenheit denn aus dem Bedürfnis, den Betrachter zu stimulieren.

Am 1. Januar 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Thomas Karsten: Colors of Sex

Statt schwarzweißer Retrospektive gibt es bei „Colors of Sex“ Gegenwart und Farbe satt. Die Intimität der Porträtstimmung findet sich immer wieder, doch häufig bricht sie eine grelle Inszenierung auf. Karsten experimentiert viel, tastet sich auf dem Gebiet des Erotischen ebenso vor wie bei der künstlerischen Verfremdung. Kaum einer wird alle Bilder in diesem Band mögen. Aber nach jedem Umblättern wartet eine Überraschung.

Am 1. Januar 2006 von Anja Braun · Kategorien : Bildbände


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César Saldivar: Reflexionen des Männlichen/Spiegelungen des Weiblichen

Die Schönheit des männlichen Körpers in Schwarzweißbildern einzufangen — nicht weniger versucht der in Spanien lebende mexikanische Fotograf César Saldívar in seinen „Reflexionen des Männlichen“. Seine Schönheitsvorstellungen schließen an antike Ideale an, manche Inszenierungen zitieren griechisch-römische Bildhauerkunst. Die Gesten sind bekannt, doch schaffen die Bilder den Sprung von der Pose zum individuellen Ausdruck. Bei anderen Bildern dagegen nimmt er Details oder Gesten in dramatischem Schattenwurf auf, manchmal sind es scheinbar zufällig entstandene Schnappschüsse. Eindrücklich wirken seine Porträts der spanischen Schauspieler und Künstler, die den Betrachter in Lebensgröße aus den Buchseiten heraus ansehen. Einige wenige verspielte Bilder setzen einen Gegenpunkt zu den oft ernsten, nachdenklichen Stimmungen.
Während Saldívar schon seit geraumer Zeit den männlichen Akt studiert, betritt er mit dem Zwillingsband „Spiegelungen des Weiblichen“ Neuland. „Wie ein Outsider“ habe er sich dem Körper der Frau genähert, ohne Kunstlicht und Studio erforscht er weibliche Form und Kraft. Anders als im Männer-Buch gibt es kaum starre Posen und fast kein Porträt: Die Neugier des Fotografen auf die Anatomie des Weiblichen überträgt sich auf den Betrachter.

Am 1. Januar 2006 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände