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Peter W. Czernich: Vintage Dita

Lange bevor Dita von Teese Stammgast auf Promi-Partys wurde, machte Peter Czernich seine ersten Fotos mit ihr. Der Gründer des Fetisch-Magazins „Marquis“ schwärmt im Vorwort von der glamourösen Präsenz und Konzentration der Frau, die Striptease wieder in eine Kunst verwandelte. Die bizarre Fantasie und die liebevolle Ausstattung der zwischen 1996 und 2004 entstandenen Fotos dürfte dagegen von ihm kommen – eine unwiderstehliche Kombination von Talenten.
So erleben wir von Teese in ihren Lieblingsrollen als Hollywood-Göttin aus einem film noir mit Schleier und abends, im Hotelzimmer, mit Dessous und Collier. Verletzlich und verführerisch mit weicher, weißer Haut schmachtet die keineswegs unschuldige Hausfrau in die Kamera. Absurd enge Korsagen, hohe Absätze und blutrote Lippen überzeichnen die weibliche Attribute, was zugleich sexy und ein wenig ironisch ist. Aus einem verschollenen Science-fiction-Porno scheinen die grotesken Outfits aus durchsichtigem Latex oder silberner Körperfarbe zu stammen. Und ganz in Schwarz als Latex- und Leder-Teufelin ähnelt von Teese sogar ihrem Ex-Mann Marilyn Manson.


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Ralf Mohr: Naked Dance and Gymnastics

Aktfotografie und Tanz sind zwei häufige Themen in Ralf Mohrs Bildern, und die Übergänge waren schon immer fließend: Von der expressiven Bewegtheit mancher seiner Akte ist der Weg nicht weit zu den sinnlichen Ballettbildern, die er 2006 mit Tänzerinnen des Balletts der Staatsoper Hannover unter der Leitung von Stephan Tross ausstellte. Für „Naked Dance and Gymnastics“ haben diese beiden Sujets endgültig zusammengefunden in Form von kontrastreichen Schwarzweißbildern. Die jungen Frauen haben die eiserne Disziplin und die Schinderei der Ballettausbildung hinter sich gelassen, um mit ihren Körpern nach der Tradition des deutschen Ausdruckstanzes virtuos wie auf einem Instrument zu improvisieren. Die kraftvollen und bisweilen artistischen Posen vor schlichtem, bühnenartigem Hintergrund strahlen eine unmittelbar erlebte Freiheit aus.
Diese Bilder haben nichts Werbendes oder Verführerisches an sich. Die Tänzerinnen kokettieren nicht, sie stehen für sich allein. Statt die Sinne zu kitzeln, feiern die Fotos in diesem großformatigen Band die Schönheit des Menschen und seiner Bewegungen.


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Anna and Barney’s Erotic World

Bezaubernde Dessous, liebevoll ausgewählte Accessoires, dunkle Hintergründe, alte Möbel und Samtvorhänge – was an den Bildern dieses Künstlerpaares am meisten beeindruckt, ist die bis ins Detail stimmige Inszenierung Vielseitig und fantasievoll sind die Motive: neckische Rollenspiele mit viel zu kurzen Schulmädchen-Röcken und einer strenge Lehrerin, eine Schornsteinfegerin in Hotpants und eine Wäscherin im weißen Hemdchen, Wasserpfeife und Champagner im nostalgischen Edelbordell. Die Hausfrau mit Lockenwicklern und hochgerutschtem Nachthemd ist ebenso sorgfältig arrangiert wie die Pin-up-Göttin, die sich mit Strapsgürtel, High-Heels und Lidschatten auf dem Samtsofa räkelt. Bisweilen tragen die Modelle auch Latex, Leder und Ketten oder posieren in einer alten S-Bahn oder einer klassisch britischen Telefonzelle. Dabei nehmen diese Bild gewordenen Sexfantasien sich als solche nie ganz ernst, was ihnen eine charmante Leichtigkeit gibt.
Leider wird es von Anna und Barney keine weiteren Bilder mehr geben – Barney ist im März bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Am 1. September 2008 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Jean-Manuel Traimond: 69 erotische Verführungen

Wenn Sie gerne unsere Rubrik „Kunststück“ lesen, werden Sie dieses Buch lieben: Jean-Manual Traimond, freier Museumsführer im Louvre und Fachmann für erotische Kunst, hat mit 69 Bildern und Plastiken, die das Abendland in den letzten zweieinhalb Jahrtausenden hervorgebracht hat, ein imaginäres Museum ausgestattet. Manche Ausstellungsstücke hat jeder schon einmal gesehen – Rubens, Rembrandt, Fragonard, Courbet, Rodin oder Klimt fehlen hier ebenso wenig wie Manets „Frühstück im Grünen“ (siehe Seite 52); offen Pornografisches fehlt. Dennoch enthält Traimonds Museum der Lust und Verführung zahlreiche Überraschungen, die von sodomitischen griechischen Halbgöttern über offenherzige Szenen aus dem Mittelalter bis hin zu liebevoll herausgearbeiteten Detail in wimmelnden Schlachtenbildern reichen. Traimond bleibt dabei angenehm undogmatisch und schließt etwa David Hamiltons Weichzeichnerfotos oder Milo Manaras Comics mit ein. Die kenntnisreichen und vergnüglichen Texte nehmen auch Leser ohne viel Vorwissen auf diese erotische Zeitreise mit.


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The Big Penis Book – Herausgegeben von Dian Hanson

Noch mehr als die Vagina ist der Penis ein obszönes Körperteil, dessen Abbildung starke Gefühle auslöst. Außerhalb der Pornoecke und der Schwulenszene gibt es das gute Stück daher nur selten zu sehen. „The Big Penis Book“ schließt diese Lücke.
Die frühere Sexmagazin-Herausgeberin Dian Hanson hat in den Archiven schwuler US-Fotohefte gewühlt und dabei Bilder ausgewählt, die auch die Herzen vieler Hetero-Frauen höher schlagen lassen – schließlich bezieht sich das „Big“ im Titel nicht nur auf das Buchformat: Die dicken, dünnen, glatten, aderigen, erigierten oder schlaffen Penisse haben nur die beachtliche Größe und (mit wenigen Ausnahmen) die beschnittene Vorhaut gemeinsam. Doch das Penisbuch ist keine Zirkusschau, sondern eine abwechslungsreiche Sammlung männlicher Aktfotos aus fünf Jahrzehnten.
Männer, deren Selbstwertgefühl beim Durchblättern zusammensinkt, mögen sich mit den oft kurzen Lebensläufen der Stricher und Kleinkriminellen im Anhang trösten, die den Großteil der Modelle stellen. Und gelegentlich wurde auch getrickst.

Am 1. Juni 2008 von Anja Braun · Kategorien : Bildbände


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Sarah Ines & Günter Ludwig: Liebe geht durch die Haut

Der Storia-Verlag, den Sarah Ines Struck seit vier Jahren betreibt, hat sich bisher vor allem durch Taschenbücher mit erotischen Kurzgeschichten hervorgetan. Nun hat Frau Struck ihren Nachnamen abgelegt und als Lyrik-Autorin ein bibliophiles Liebhaberprojekt herausgebracht, in dem noch mehr Herzblut steckt als in den bisherigen Büchern. In dem edel gestalteten Hardcover- Band finden die Verse von Sarah Ines mit den Bildern des Künstlers Günter Ludwig zusammen. Während unter dem sinnlich zarten Grundton der Gedichte eine verhaltene Leidenschaft durchschimmert, zeigen Ludwigs Bilder (von denen eines bereits in Feigenblatt 5 zu sehen war) ekstatische Wildheit und derbe Sinnenfreude, die sich auch unter bisweilen abstrahierten Formen und Farben vermittelt.
Gerade dieser spannungsreiche Gegensatz macht aus „Liebe geht durch die Haut“ ein besonderes Buch, das die leiseren und die lauteren Formen des Begehrens vereint. Bild-, Lese- und Hörproben stellt der Verlag unter www.liebehaut.storia-verlag.de bereit.


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Grit Scholz: Das Tor ins Leben

Beurteilt man ein Buch nach der Heftigkeit der dadurch ausgelösten Reaktionen, dann ist „Das Tor ins Leben“ ein bemerkenswertes Projekt. Das zeigt schon der Pappeinleger, der die Fotos verdeckt und dazu auffordert, erst das mehrsprachige Vorwort zu lesen. Es geht um fast lebensgroße Fotos von weiblichen Geschlechtsteilen – „Yonis“, wie die Autorin sie nennt. Nicht pornografisch, sondern mit feministischem Sendungsbewusstsein schaut die Grafikdesignerin Grit Scholz auf das weiblichste Körperteil, der Sterilität medizinischer Darstellungen hält sie kindliche Neugier auf den Körper entgegen.
Die „Yoni“- Fotos stehen ähnlichen Naturaufnahmen und Aquarellen gegenüber oder sind mit ihnen als Fotomontagen verschmolzen. Mancher empfindet das als symolbefrachteten Kitsch, andere stoßen sich an der Reduktion der Frau auf das Geschlechtsteil. Aber das hat nichts damit zu tun, dass sich viele – vor allem Frauen – von den Bildern regelrecht abgestoßen fühlen. Offenbar legt Scholz den Finger auf eine offene Wunde. Wie würde man wohl so ein Buch mit Penisfotos aufnehmen?


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Roy Stuart: The Fourth Body

Mehr noch als ihre Vorgänger setzt sich die vierte Sammlung von erotisch-pornografischen Fotografien Roy Stuarts über die Genregrenzen hinweg. Makellose Schönheiten posieren in edlen Hotelzimmern oder lassen scheinbar zufällig auf der Straße tief blicken; Dominanzspiele loten sexuelle Konventionen aus, orgiastischer Gruppensex im Stil von 70er-Jahre-Pornos feiert die Enthemmung – dann folgen wieder Naturaufnahmen oder Porträts. Manche Bilder sind zu Foto-Erzählungen arrangiert, andere mit Gedichten und Prosatexten kontrastiert. Gemein ist den Bildern die scheinbare Natürlichkeit und Spontaneität, die der Perfektionist Stuart in stundenlangen Sitzungen herstellt. Oft wird derBetrachter durch seinen Blickwinkel zum Voyeur, kitzelt ein scheinbar unschuldiges Foto schmutzige Fantasien heraus. Der vierte Körper steht für das Göttliche, für die Befreiung – die Freiheitdurch die Entfesselung des Eros. Eine DVD mit Ausschnitten aus Stuarts kommendem Spielfilm und ein scharfsinniges Interview mit Dian Hanson vervollständigen das Buch mit Fotos aus zwei Jahrzehnten.


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My Favorite Model

Eine charmante Idee: Statt wie sonst den Fotografen in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen, kommen hier die schönen Frauen vor der Linse zu Wort. Gut 40 Erotikfotografen zeigen je eine Handvoll Lieblingsbilder ihrer Lieblingsmodelle, und diese erzählen in Form eines Fragebogens ein wenig aus ihrem Leben.
Als Anthologie erotischer Fotografie spiegelt das Buch auch gängige Moden wieder, etwa die Playboy-Ästhetik mit verwuscheltem Haar, Schmollmund und Atombusen oder die diversen Spielarten von Latex-Kostümierungen. Doch bleibt genug Entdeckenswertes übrig. Wenn etwa „Ivy Red“ die bizarren Fantasien von Aaron Hawks zum Leben erweckt, wenn sich „Eden“ Sabine Schönberger als verruchte Diva präsentiert oder Richard Murrian die Tschechin Michaela erst in arktischem Blau und dann in heimeligem Rot-Gelb inszeniert, geht das Konzept des Buchs auf: Die kleinen Selbstdarstellungen geben den Bildern eine zusätzliche Dimension – und erinnern daran, dass es für erotische Fotografie mehr braucht als einen Künstler hinter der Kamera.

Am 7. Januar 2008 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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China Hamilton: Intimate Obsessions

Ein passender Name: Tatsächlich stellen diese Fotos eine außergewöhnliche Intimität her, als wären sie aus dem Raum-Zeit-Kontinuum der Alltagswelt ausgenommen. Die Frauen auf diesen Bildern wirken unerreichbar, ihr mal eher zarter, mal eher hungriger Eros bleibt doch immer rätselhaft und entrückt. Manchmal klafft ihr Geschlecht wie eine Wunde, die sie schier entzweizureißen droht.
China Hamilton erreicht diese traumartige Intimität durch grobkörniges Schwarzweiß, das zum Hintergrund in ein undurchdringliches Dunkel übergeht – ein Dunkel, in dem die Verbindungen zur Alltagswelt versanden. Diese dunkel erotischen Gespinste setzt der englische Fotograf meist in gediegenen Landhäusern in Szene, falls der Hintergrund überhaupt erkennbar ist; die Dessous aus verschiedenen Epochen, die seine Modelle tragen, unterstreichen den zeitlosen Eindruck der Fotos. Nur manchmal kippt diese Illusion in Richtung Soft- SM-Klischees. Doch nach dem nächsten Umblättern findet man meist wieder in das Traumreich mit seinen Obsessionen zurück.

Am 7. Januar 2008 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände