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Grit Scholz: Das Tor ins Leben

Beurteilt man ein Buch nach der Heftigkeit der dadurch ausgelösten Reaktionen, dann ist „Das Tor ins Leben“ ein bemerkenswertes Projekt. Das zeigt schon der Pappeinleger, der die Fotos verdeckt und dazu auffordert, erst das mehrsprachige Vorwort zu lesen. Es geht um fast lebensgroße Fotos von weiblichen Geschlechtsteilen – „Yonis“, wie die Autorin sie nennt. Nicht pornografisch, sondern mit feministischem Sendungsbewusstsein schaut die Grafikdesignerin Grit Scholz auf das weiblichste Körperteil, der Sterilität medizinischer Darstellungen hält sie kindliche Neugier auf den Körper entgegen.
Die „Yoni“- Fotos stehen ähnlichen Naturaufnahmen und Aquarellen gegenüber oder sind mit ihnen als Fotomontagen verschmolzen. Mancher empfindet das als symolbefrachteten Kitsch, andere stoßen sich an der Reduktion der Frau auf das Geschlechtsteil. Aber das hat nichts damit zu tun, dass sich viele – vor allem Frauen – von den Bildern regelrecht abgestoßen fühlen. Offenbar legt Scholz den Finger auf eine offene Wunde. Wie würde man wohl so ein Buch mit Penisfotos aufnehmen?