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Doris Christinger & Peter A. Schröter: Vom Nehmen und Genommen werden

Auch wenn manche Sexratgeber gern Wunder versprechen durch akrobatische Stellungstechniken, sexuelle Experimente und Verführungstricks: Die wahre erotische Anziehungskraft liegt im Zusammenspiel des Maskulinen und Femininen. Am Anfang einer leidenschaftlichen Liebe, so die Autoren, ist das auch kein Problem: Die Frau findet zu ihrer hingebungsvollen, strahlenden, vulvisch wilden Seite, der Mann hingegen zeigt Selbstsicherheit und phallischen Tatendrang. Doch mit der Abkühlung der Beziehung verschwimmt auch die Polarität, der Gegensatz der Urkräfte macht einem Wunsch nach Nähe Platz – und dabei geht meist das Begehren verloren.
Den Schlüssel dazu, leidenschaftlichen Sex auch in einer langjährigen, innigen Beziehung aufrecht zu erhalten, sehen Christinger und Schröter in einer Kultivierung der männlichen und weiblichen Urkräfte. Das Lieben manifestiert sich in den Phasen der Beziehung auf unterschiedliche Weise; für jede Phase liefern die Paar-Therapeuten praktische Übungen für Körper und Seele. Die beiden wissen jedenfalls, wovon sie schreiben: Sie sind selbst ein Paar.

Am 15. März 2010 von Anja Braun · Kategorien : Sachbücher


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Alexandra Haas: Speisekarte der Lustspiele

Das Buch der Züricher Erotikshop-Inhaberin Alexandra Haas ist mehr als nur ein Ratgeber, wie Paare mehr Spaß beim Sex haben können. Wie bei einem mehrgängigen Menü führt die Autorin vom Apero, der Einstimmung, über die Vorspeise und den Hauptgang hin zum Dessert und verführt dadurch die Leser zu kleinen erotischen Abenteuern. Nebenbei werden Vorurteile aufgelöst, wie etwa über Pornografie oder Spielereien aus dem SM-Bereich: die Leser erfahren, was sich hinter den meist negativ besetzten Begriffen versteckt und wie viel Spaß es beispielsweise machen kann, den Partner einmal sanft zu fesseln und einfach nur zu verwöhnen.
Die mitunter in den Text eingestreuten Schweizer Dialekthäppchen – da wird vom „Röhrli“ gesprochen oder von der „Milchbueblirechnung“ – verleihen dem Ratgeber eine ganz persönliche Note.
Fazit: Eine appetitmachende Mischung aus Hintergrundwissen zu den unterschiedlichsten Lustspielen und anregenden Sextipps, gewürzt mit Geschichten des fiktiven Pärchens Luna und Jan und ihren Ausflügen in die Welt der Sinnlichkeiten.

Am 15. März 2010 von Anja Braun · Kategorien : Sachbücher


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Leila Bust und Bjørn Leimbach: Tantra

Ist Tantra etwas für mich? Dieses praxisorientierte Buch macht es dem Leser leicht, diese Frage zu beantworten. Ohne viel esoterisches Geschwafel und mit freundlicher „Du“-Ansprache nehmen einen die Autoren an die Hand und erklären, warum man von Tantratraining profitieren kann. Doch mit dem Lesen alleine ist es nicht getan: Erst durch die Übungen findet man einen besseren Zugang zum eigenen Körper und seiner Sexualität – und darin liegt das Potenzial für eine größere Liebesfähigkeit, die letztendlich eine erfüllende Partnerschaft ermöglicht.
Aus der jahrelangen Erfahrung mit Paar und Beziehungstrainings wissen die beiden Therapeuten, welche inneren Blockaden, Vorbehalte und Probleme mit den verschiedenen Übungen auftauchen können. So raten sie denn auch, eine Übung lieber auszulassen oder zu einer früheren zurückzukehren, statt alles lehrplanmäßig durchzuziehen. Denn um sich selbst besser kennenzulernen und die eigenen Grenzen zu erfahren, sollte der innere Bereitschafts-Schalter auf „Ja“ stehen.
Begleitend zum Buch sind drei CDs erschienen, die einige der Übungen aus dem Buch enthalten.

Am 15. März 2010 von Anja Braun · Kategorien : Sachbücher


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Ruth Smythers: Sextipps für Eheleute

Pastor L.D. Smythers muss furchtbar gelitten haben, wenn seine Frau auch nur die Hälfte von ihren eigenen Ratschlägen befolgt hat. In ihrem kleinen Ratgeber von 1894, der im Original natürlich nicht das böse S-Wort im Titel trägt (er heißt eigentlich „Instruction and Advice for the Young Bride“), versammelt Ruth Smythers ein komplettes Programm, um dem potenziell lüsternen Ehegatten den Beischlaf zur Hölle zu machen und ihm diesen möglichst abzugewöhnen. Migräne vortäuschen, vor dem Schlafengehen nörgeln, mit banalen Fragen von leidenschaftlichen Avancen ablenken – hier findet die trostsuchende Frau Rat, wie sie den Gräueln des ehelichen Verkehrs entgeht.
Sein Haupteinsatzgebiet wird das Buch dank seines sarkastischen Titels als Geschenk haben. Es eignet sich aber eher für Lesefaule, denn mit dem mühsam und dank zahlreicher zeitgenössischer Illustrationen auf 70 Seiten ausgewalzten Text ist man kaum länger beschäftigt als der verzweifelte Gatte, der sich im Ehebett an seiner leidenden Frau abarbeitet. Als Beleg für die Prüderie seiner Ära ist dieser kleine Text jedenfalls eine exzellente Quelle.

Am 15. März 2010 von Herbert Braun · Kategorien : Sachbücher


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Marcel Mathiot: Die erotischen Abenteuer des Monsieur Mathiot

Nach 68 Jahren Ehe verliert Marcel Mathiot die Frau an seiner Seite; er selbst ist fast 90. Doch statt sich resigniert zurückzuziehen und dem Tod entgegenzudämmern, genießt er die letzten vier Jahre seines Lebens. Er lässt seit Jahrzehnten schwelende Affären wiederaufleben, verbringt romantische Stunden mit den alten Damen seines Dorfes und beginnt sogar eine kurze Liebesbeziehung mit der Käuferin seines Hauses, die seine Enkelin sein könnte.
All das wissen wir, weil Marcel Mathiot, pensionierter Grundschuldirektor eines Städtchens im westfranzösischen Loire-Land, fast 80 Jahre lang Tagebuch führte. Sein letzter Eintrag datiert zwei Tage vor seinem Tod 2004. Zwischen die aufrichtig erzählten und empfundenen erotischen Episoden mischen sich Nachrufe auf verstorbene Freunde und Erinnerungen an frühe Liebschaften und andere prägende Erlebnisse. Sein Stil und seine Beobachtungsgabe wären eines Romanciers würdig gewesen.
Ein wunderbar menschliches Buch über die Lust am Leben. Es sage keiner mehr, man könnte zu alt für die Liebe sein.

Am 15. März 2010 von Herbert Braun · Kategorien : Literatur


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Inge Middendorf: Der Mann, der nicht küsste

In einem heißen Berliner Sommer trifft sich die etwa 60-jährige Ich-Erzählerin mit Orkan, einem deutlich jüngeren türkischen Familienvater. Ohne Schuldgefühle oder Scham genießen sie den gemeinsamen Sex. Die fast tropische Schwüle und das Verlangen bringen die Frau zum Fließen, sie ist wie eine reife, süße Frucht kurz vor dem Aufplatzen. Voller Lust gibt sie sich nicht nur Orkan hin, sondern auch immer wieder anderen Männern. Nur zuweilen mischt sich ein leiser Zweifel in ihre Gedanken: Orkan hat zwar schon jeden Flecken ihres Körpers erkundet, nur geküsst hat er sie noch nie – das spart er sich für seine Frau auf.
Man hat sich ein bisschen an die Bücher gewöhnt, in denen eine Frau leidend und dabei merkwürdig gefühlskalt von einer unglücklichen Affäre erzählt. Diese Geschichte hat damit aber glücklicherweise nur auf den ersten Blick Ähnlichkeit – gelitten wird hier wenig, denn trotz aller psychologischen Schärfe und Nachdenklichkeit geht es vor allem um Lebensgier und Sinnlichkeit. Von Anfang an weiß die Erzählerin: „Ich will alles mit ihm leben, was möglich ist, und dann will ich weitergehen.“

Am 15. März 2010 von Anja Braun · Kategorien : Literatur


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Gloria Vanderbilt: Die Bienenkönigin

Nach dem Tod eines Stararchitekten stößt Priscilla, die etwas prüde Witwe, auf Briefe seiner freizügigen Geliebten – der Bienenkönigin. Dadurch erfährt sie, wie ihr Mann seine wahren sexuellen Wünsche auslebte. Die Betrogene ist schockiert, aber auch fasziniert und wird so selbst Teil der sadomasochistischen Beziehung.
Gloria Vanderbilt spinnt in spannendem Wechsel widersprüchlicher Figuren und Ebenen eine pikante, immer surrealer und lustvoller werdende ménage à trois, erzählt in Briefform in einer von Symbolen durchwobenen Sprache. Begehren und Eifersucht, Liebe und Schmerz, Traum und Realität sowie die verschiedenen Frauenbilder stehen einander gegenüber, heben sich auf und werden eins. Bis zu der Frage: Ist sie es selbst? Ihr anderes Ich, hörig und besessen von diesem Mann?
Die Geschichte endet abrupt auf ihrem Höhepunkt und regt so auch zum Nachdenken an. Die bereits 85-jährige Designerin, Malerin und Autorin mit illustrer Vergangenheit schuf ein phantastisches Märchen voll erotischer Poesie, klug und inspirierend. Als Bonus: Infos zur Autorin sowie Deutungsansätze zum Buch.

Am 15. März 2010 von Anja Braun · Kategorien : Literatur


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Gordon Denman: Love Sex

Für Zartbesaitete, die sich von Nahaufnahmen von Geschlechtsteilen eher abgestoßen fühlen, ist dieses Buch nicht gemacht. Denman geht mit seiner Kamera ganz nah ran, wenn er Paare beim Sex fotografiert. Aber mit den Produkten der Pornoindustrie hat „Love Sex“ nur oberflächlich Ähnlichkeit. Die Unterschiede beginnen mit dem grobkörnigen, kontrastreichen Schwarzweiß der Bilder, wie es Aktfotografen gerne verwenden; sie schaffen bei aller Nähe Abstand zu den liebenden Paaren, rücken sie aus der überscharf abgelichteten Wirklichkeit heraus.
Entscheidend ist aber, dass diese Paare offenbar wirkliche Paare sind – keine Darsteller, keine Models, sondern echte Menschen mit kleinen Makeln und wirklichen Gefühlen. Den Fotografen scheinen sie gar nicht wahrzunehmen. So variantenreich und hingebungsvoll sie ihre Liebespositionen variieren, so überraschend und intim sind Denmans Blickwinkel darauf. Zwischentexte versuchen löblicherweise, aber etwas unbeholfen, die Paare zu charakterisieren.
Selten haben Bilder intensiver das Gefühl leidenschaftlicher Sexualität vermittelt.

Am 15. März 2010 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Robert Mapplethorpe: The Black Book

Es ist heute nicht einfach, die ganze Wucht der radikalen Schlichtheit, mit der Robert Mapplethorpe seine Bilder komponierte, nachzufühlen – seine Bilder wurden Mitte der 80er-Jahre so erfolgreich, dass sich zahllose Nachfolger zwischen den heutigen Betrachter und das Original geschoben haben.
Das „Black Book“, für das er ausschließlich schwarze Männer fotografierte, ist ein Klassiker. Dennoch wirkt diese berühmte Bilderserie des 1989 an Aids verstorbenen New-Yorkers noch ein Vierteljahrhundert nach ihrem ersten Erscheinen so frisch, als wären die Abzüge eben erst trocken geworden.
Eine Aura von Konzentration und Klarheit umgibt Mapplethorpes Bilder. Bei vielen Fotografen führt so eine Reduktion auf das Wesentliche zu technokratischer Kälte, diese quadratischen Schwarzweißbilder dagegen leben und überraschen. Der Hinterkopf eines Soldaten, ein Mann in der Pose eines antiken Athleten, ein Gesicht, ein Unterleib wirken hier, als hätte man sie noch nie gesehen; traumhaft schöne Akte athletischer Körper stehen neben Ungewohntem oder Witzigem. Eine verdienstvolle Neuauflage.

Am 15. März 2010 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände


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Tim Pilcher: Erotische Comics

Tim Pilcher hat vor allem die US-Produktionen zwischen Erstem Weltkrieg und 70er-Jahren im Blick. Dabei geht es nicht nur um längere Bildgeschichten, sondern auch um Pin-ups, kurze Comic-Strips und Cartoons aus Herrenmagazinen und Witzblättern. Vollendete Schönheiten stehen neben derben Porno-Zeichnungen mit der erregenden Aura des Verbotenen, subversive Phantasien treffen auf einen oft abstoßenden Herrenwitz-Sexismus, den Pilcher bei aller Bewunderung für zeichnerische Qualitäten auch so benennt.
Dieses schön gestaltete Buch versammelt viel Material, das faszinierende Einblicke in (überwiegend) männliche Begierden erlaubt. Freier als bei Fotos kann hier die Phantasie idealisieren, übertreiben oder wüste Exzesse darstellen. Etwas ausführlicher hätte man sich die französischen und italienischen Comics dargestellt gewünscht; man vermisst etwa Milo Manara oder Pat Mallet. Auch die Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte fehlen, was die Abwesenheit der enorm populären Hentai-Mangas erklärt. Aber eine Fortsetzung ist auf Englisch schon erschienen – wir freuen uns darauf!

Am 15. März 2010 von Herbert Braun · Kategorien : Bildbände