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Sieg über die Zensur

Letzte Woche erhielten wir Nachricht von der Filmemacherin Jennifer Lyon Bell:  Die Aufführung ihres Films „Matinée“ auf einem australischen Filmfestival wurde in letzter Minute von der Australian Office of Film and Literature Classification verboten.

Der Film handelt von der Schauspielerin Maria, die gemeinsam mit dem männlichen Hauptdarsteller Daniel die Matinée ihres neuen Bühnenstücks probt. Die allzu choreographierte Liebesszene scheint beiden zu hölzern und sie beschließen zu improvisieren. Die Szene artet aus: Mitgerissen von der Intensität ihres Spiels schlafen die Darsteller vor versammeltem Publikum miteinander.

Der Film besticht durch ansprechende Bilder, die Chemie der beiden Darsteller und seinen implizit voyeuristischen Aspekt: Der Zuschauer beobachtet nicht nur den Sex auf der Bühne, sondern auch die Besucher der Matinee, die das Geschehen entsprechend auf sich wirken lassen.

Szenenfoto aus "Matinée"

Szenenfoto aus "Matinée"

Die Zensur folgt einem vorgegebenen Regelkatalog, anstatt zu hinterfragen: Die Darstellung von Sexualität „verletzt das Schamgefühl“ und wird deshalb zensiert, egal welche Werte dabei vor der Kamera vermittelt werden. So wird die Darstellung von Sexualität tabuisiert, anstatt den Fokus auf bessere Produktionen zu richten und dadurch die Qualität von Pornographie zu steigern.

Umso überraschender erreichte uns jetzt die Neuigkeit, dass  „Matinée“ trotz des Vorführverbots von der Jury als bester Kurzfilm ausgezeichnet wurde. „Matinée“, so argumentieren die Juroren, portraitiert die weibliche Lust und ist deshalb hochwertiger als entsprechende gewaltverherrlichende und frauenfeindliche Filme, die von der Zensur oft weniger streng behandelt werden.

Wir gratulieren Jennifer Lyon Bell zu ihrem verdienten Erfolg – mehr Informationen zu ihr und ihren Filmen unter www.blueartichokefilms.com.

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