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Anne-Sophie Brasme: Das erste Mal sah ich sie an einem Samstagnachmittag

Der zweite Roman der erst 21-jährigen Autorin erzählt die Geschichte einer fatalen Beziehung: Der Künstler Joachim sucht die Entstellten, die Missgeburten. Er lernt Marica kennen mit ihrem schiefen Mund, ihren Allergien und ihrer Gier nach Sex – den sie noch nie hatte. Sie wird erst sein Modell, dann seine Bettgenossin.
Damit beginnt eine verhängnisvolle Verstrickung: Joachim kann sich der triebhaften Marica nicht entziehen, fühlt aber zugleich Ekel vor ihr. Und Marica nimmt immer mehr die Jämmerlichkeit ihrer Beziehung wahr. Sie haben sich nichts zu sagen, ihnen bleibt nur schlechter Sex und schlechte Kunst.
„Le carnaval de monstres“, durch den deutschen Titel und das hübsche Schwarzweiß- Cover arg verharmlost, ist eine düstere Studie über Lust und Ekel und den Fluch der Entstellung – der körperlichen wie der seelischen. Wechselnd aus Sicht des Mannes und der Frau geschrieben, zieht die dichte Sprache von der ersten Seite an in das Buch hinein. Das einstige Wunderkind Anne-Sophie Brasme ist mit diesem reifen Buch den hohen Erwartungen mehr als gerecht geworden.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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