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Münchner Sittenbuch: Liebe, Laster und Affären

Callgirl-Skandale, Morde aus Lust und Eifersucht, Playboys und immer wieder Zensur und öffentliche Entrüstung: Die Geschichten, die Karl Stankiewitz aus seiner Heimatstadt erzählt, sind nicht nur für Münchner spannend. Dabei schöpft er vor allem aus seinem langen Berufsleben als Journalist – vom Verbot einer unzüchtigen Ballettinszenierung 1948 bis zum Sedlmayr-Mord 1990. Anfangs- und Schlusskapitel ziehen den Bogen vom ersten Bordell Münchens 1437 bis zur Gegenwart.
Die zeitgenössischen Berichte kommen ohne die im Boulevardjournalismus so gern eingenommene moralisierende Heuchelei aus; Stankiewitz nimmt eindeutig Partei für Liberalität. Die manchmal ohne Vorwissen etwas undurchsichtigen Affären weisen weit über das Lokalgeschichtliche oder das bloß Interessante hinaus: Sie zeichnen München im Widerstreit zwischen Lebensfreude und provinzieller Sittenstrenge.
„Damals schlimm, heute lächerlich“, überschreibt Oswalt Kolle sein Vorwort. Das ist keine Altersmilde – Stankiewitz dokumentiert unnachsichtig die grausame Prüderie der guten alten Zeit.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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