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Alona Kimhi: Lilly die Tigerin

Übergewichtig und einsam kämpft sich Lilly durch das Nachtleben von Tel Aviv und durch diverse Bettgeschichten, bis sie ihrer Jugendliebe begegnet: dem hinreißenden Japaner Taro, der es vom Philosophiestudenten zum Raubtierdompteur und (nach zahllosen Operationen) vom Mann zur Frau gebracht hat. Er schenkt ihr ein Tigerjunges. Während Lilly es zusammen mit der derben Taxifahrerin Michaela und der unschuldigen Hure Ninusch aufzieht, verwandelt sie sich selbst allmählich in eine Tigerin.
Was in der Zusammenfassung wie eine Mischung aus Kafka und „Sex and the City“ klingt, wird im detailverliebten Erzählfluss Alona Kimhis erst richtig bizarr. Drastisch, bisweilen an der Ekelgrenze beschreibt sie Körperlichkeit. Diese Offenheit macht die erotischen Szenen zu etwas Besonderem, etwa in dem furiosen Anfang.
An der Hörbuchproduktion gibt es nichts zu mäkeln. Doch die Vielzahl an verschrobenen Nebenhandlungen und Exkursen fordert die Bereitschaft, sich auf diesen bemerkenswerten Roman einzulassen – gerade, wenn man ihn vorgelesen bekommt.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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