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Wochenschau XXVII: Intelligenz mit Erektion

Was sollte in einem erotischen Blog stehen – anmachende Geschichten, Bilder und Fantasien oder kommentierende Berichterstattung? Darüber diskutiert man gerade auf lustgespinst.de, die eine Liste von zehn lesenswerten Erotikblogs zusammengestellt haben (darunter dieses hier – vielen Dank!).

Von solchen Debatten ist es nicht weit bis zur Frage, wie denn erotische Literatur aussehen soll. Ein paar gute Vorschläge macht ein Autor aus San Francisco in seinen „10 Geboten der Schmutzliteratur“ – die ich als Redakteur und Gelegenheitsautor nur unterschreiben kann. So rät M. Christian unter anderem, sich nicht ständig blumige Geschlechtsteilsynonyme auszudenken, nicht allzu sehr zu übertreiben und über den Sexszenen die gute Geschichte nicht zu vergessen. Sehr schön übrigens der Titel seines Blogs: „Imagination is intelligence with an erection.“ Chapeau.

Das Beate-Uhse-Museum in Berlin, Deutschlands inzwischen leider einziges Erotikmuseum, zeigt zusammen mit der rührigen Galerie Inasaja von 12. September bis 5. Oktober die internationale Kunstausstellung ARTundressed. Im Rahmen der Ausstellung zeigt man auch die Gewinner des hochdotierten jährlichen Online-Wettbewerbs „The World’s Greatest Erotic Art of Today“. Ich bin sicher, die Ausstellung ist sehenswerter als die Website des Museums (Lieblings-Werbebanner: „Ficken? Klick hier! – Free Fickbilder“).

Ein bisschen weiter weg für die meisten Leser ist das Erotic Heritage Museum, das am 2. August öffnet. Aber falls Sie zufällig mal in Las Vegas sind: Sieht ganz interessant aus, was die da zusammengetragen haben.

Ja, das muss natürlich auch berichtet werden: Der Fernsehsender CBS kommt in Sachen „Nipplegate“ ungeschoren davon. Wir erinnern uns: Millionen US-Amerikaner reagierten traumatisiert auf Janet Jacksons nackte Brust, die 2004 im Fernsehen zu besichtigen war – und zwar exakt gemessene 9 Sechzehntel Sekunden lang.

Da lobe ich mir mein Europa, Hort der libidinösen Toleranz. Die Zeit hat jetzt einen Bildungskanon zum Thema Sex veröffentlicht. Ich hatte leider noch keine Zeit hineinzuschauen – die Feigenblatt-Herausgeberin packt nämlich gerade Regenjacken und Badesachen ein, heute Abend geht’s noch Richtung Ostsee, wo wir den Rest dieses nasskalten Julis verbringen werden. Und um Ihnen unsere Abwesenheit zu versüßen, haben wir die Versandkosten für Einzelbestellungen gesenkt.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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