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Wochenschau: Menschen, Mäuse, Kontroversen

Zu Beginn ein schwieriges Thema: Das Bundesfamilienministerium hat die seit Jahren von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verteilte Aufklärungsbroschüre „Körper, Liebe, Doktorspiele“ gestoppt. Die Autorin forderte Eltern dazu auf, die Entwicklung der kindlichen Sexualität nicht zu stören und unter anderem durch „liebevolle Berührungen“ im Intimbereich zu unterstützen. Das brachte ihr eine Strafanzeige wegen Aufforderung zum sexuellen Missbrauch von Kindern ein. Ich kenne die Broschüre nicht und weiß nicht, ob sie Päderasten einen Vorwand liefern könnte, ihr Tun damit vor sich zu rechtfertigen. Allerdings frage ich mich, ob die Tabuisierung kindlicher Sexualität nicht mehr schadet als nützt – und warum die Anzeige von einer 64-Jährigen kam, die mit dem Thema nicht viel zu tun haben dürfte. Was denken Sie?

Wesentlich weniger kontrovers: In einem netten Artikel fordert eine Dr. Beatrice Wagner Paare dazu auf, selbst auferlegte Tabus zu brechen.

„Es geht heute nicht mehr um Erotik, sondern vor allen Dingen um größtmögliche Effizienz. Meine Bilder der pragmatischen und nüchternen Realität setzen damit einen Gegenpol zu den übersexualisierten Hochglanzbildern der Medien“, sagt Holger Stöhrmann, der Orte des anonymen Sex fotografiert hat – vom leeren Sexkino bis zum einsamen Cruising-Treffpunkt im Park. Zeit.de zeigt die Bilder.

Aus der Rubrik „Wissenschaftler haben herausgefunden“: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Enthaltsamkeits-Kampagnen für Jugendliche, wie sie die USA und einige Entwicklungsländer unterstützen, weder die Häufigkeit von Teenager-Sex noch deren Praktiken beeinflussen. Kein Wunder, schließlich haben andere Wissenschaftler mit einer Befragung 237 verschiedene Gründe (SZ online hat sie alle – auf 237 einzelnen Seiten) ermittelt, warum man Sex haben könnte.

Unsere Lieblings-Sexberaterin Silke Maschinger war eine Nacht mit den Nonnen (ja, die mit der „karitativen Macke“, über die wir in Heft 7 mal geredet haben) unterwegs und lernte auch mal einen Schwulenclub von innen kennen.

Was sie nicht zwischen den Beinen haben, steckt bei Mäusen in der Nase. Wissenschaftler von der Harvard-Universität haben Mäusinnen das vomeronasale Organ (müssen Sie nicht kennen) aus der Nase entfernt, woraufhin diese wahllos Männlein und Weiblein beschnüffelten und bestiegen – sich also wie echte Mäusemänner verhielten. Falls Sie sich jetzt an die eigene Nase fassen, werden Sie dort vergeblich suchen: Wir Primaten besitzen dieses Organ nicht. Womit zum zweiten Mal in Folge bewiesen wäre, dass uns Nagetiere in sexueller Hinsicht eine Nasenlänge voraus sind.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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