Permalink

off

Vormittags im Pornokino

Wir sind gerade schwer im Festival-Fieber – anders lässt es sich nicht erklären, warum wir Samstag Vormittag früh aufstehen, quer durch die Stadt fahren, um ins Kino zu gehen … „Malice in Lalaland“ ist eine mit fiesem Humor inszenierte Geschichte, bei der (M)Alice mit Hilfe eines ziemlich krank aussehenden Kaninchens aus einer psychiatrischen Klinik entkommt und in einem ziemlich versauten Wunderland herumstreift. Mit seinen wirklich witzigen und gut umgesetzten Ideen hätte er einer der Redaktionslieblinge werden können, wenn nicht die Fantasie bei den von Metal-Musik begleiteten Sexszenen aufgehört hätte – es war halt doch nur ein Mainstream-Porno, wenn auch ein außergewöhnlich guter. Erstaunlich, dass die Menschheit noch nicht ausgestorben ist, denn Männer können bekanntlich nur über dem Gesicht einer Frau zum Orgasmus kommen.

Nachdem Anja großspurig verkündet hat, dass es hier noch Filmtipps geben wird, muss ich wohl liefern. Es hat sich ein bisschen Festival-Müdigkeit eingeschlichen, aber schaun wir mal: Theresa empfiehlt den Vortrag über die amerikanische Swingerszene, während sich die geistig in der Vergangenheit hängen Gebliebenen (wie ich zum Beispiel) eher für das Trash-Porno-Musical „Misty Beethoven! The Musical“ interessieren werden (beides um 14 Uhr). Und schließlich läuft zur gleichen Zeit auch noch „Max and the City“, was ein ziemlich guter Schwulenfilm sein soll (produziert hat ihn die Firma des Festival-Gründers Jürgen Brüning, Wurstfilm).

Nicht alles ist Spaß hier, und bei „Die Entgleisten“ (16:30 Uhr) geht es um ein sehr ernstes Thema: Missbrauch.

Was zur Hölle sind „transgressive sexuelle Fantasien“? Laut Programmheft treffen sie in „Carnal Fluidity“ (18:30) auf „gebrochene, verzerrte Alptraumbilder“. Könnte interessant werden, könnte auch totaler Mist sein – hm.

Um 22:30 stellt das Festival die Britin Anna Span als „Filmmaker in Focus“ vor. Und nachts um 0:15 Uhr wird es bei den Kurzfilmen „Fetish: Expect the Unexpected“ nochmal ziemlich absurd, wenn die Bilder vom einstürzenden World Trade Center oder Schallplatten von Beethoven (schon wieder Beethoven!) als Anturner fungieren.

Vielleicht gehen wir aber auch nach Hause und sehen uns ein paar Märchenfilme an.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

Kommentare sind geschlossen.