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Vladimir Nabokov: Das Modell für Laura

Kurz vor seinem Tod 1977 skizzierte der russisch-amerikanische Autor ein Buch, das an seinen zwanzig Jahre zuvor veröffentlichten Skandalerfolg „Lolita“ erinnert – und hinterlässt die Notizen mit der Verfügung, sie zu vernichten. Letztendlich hat sein Sohn ihm dies nun verweigert. Die Diskussion darüber, ob zu Recht oder nicht, entzündet die Feuilletons.
Nabokov war Perfektionist und meinte sein Todesurteil vermutlich ernst, denn dieses Buch ist schwerlich schon „Roman“ zu nennen. Mehr als um einen geschlossenen Text handelt es sich hier um ein Puzzle aus 138 Karteikarten (die es übrigens als Reprint für 50 Euro zu kaufen gibt), die links abgedruckt und rechts transkribiert und übersetzt sind. Der Netto-Text entspräche ungefähr 40 Buchseiten.
Im Zentrum der fragmentarischen Handlung steht die Kindfrau Flora, die ihren Mann, einen von Selbstekel zerfressenen Neuropsychologen, betrügt. Sie wurde zum Modell der Hauptfigur des Romans „Meine Laura“ und nimmt mehr und mehr das Leben dieser Kunstfigur an. Zweifellos der Embryo eines Meisterwerks – aber wohl nur für sehr aufmerksame Leser ein Genuss.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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