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Wikipedia-Pornos

Als Kind habe ich unser einbändiges Volkslexikon öfter mal nach den interessantesten Abbildungen durchsucht, zum Beispiel Goyas „Nackte Maya“ oder die Ausklappillustration zum weiblichen Körper. Die Wikipedia – genauer gesagt, die begleitende Mediensammlung Wikimedia Commons – hat natürlich ein bisschen mehr für den Aufklärungs-Selbstunterricht zu bieten, aber die Bilder-Seite zum Suchbegriff Schamhaarentfernung (ganz runter scrollen und bei den Weblinks auf Commons klicken, aber bitte nicht im Büro!) hat mich heute doch ein bisschen überrascht. Das Thema scheint jedenfalls den wissenschaftlichen Ehrgeiz der Beiträger so sehr angestachelt zu haben, dass 120 haarlose Fotos zustandegekommen sind. Es ist ja nichts dagegen zu sagen, wenn Leute im Internet ihre Pornosammlungen austauschen, aber ob das der richtige Ort dafür ist?

Merkwürdigerweise sind haarlose Männer für die Wissenschaft weit weniger interessant: Die Wikimedia-Kategorie „Shaved_genitalia_(male)“ enthält nur elf Fotos. Vielleicht liegt’s auch an diesem Warnhinweis (ich übersetze mal): „Bitte beachten Sie, dass Commons im Allgemeinen keine weiteren Lehrbeispiele von Benutzer-Penissen benötigt.“ Illustriert ist dieser Hinweis so:
Kein Penis! (… was präzise unsere unschönen Erfahrungen vom letzten Jahr mit dem sogenannten Jugendschutz zusammenfasst.)

Das weibliche Pendant hingegen benötigt 120 Lehrstücke, die kein anatomisches Detail aussparen. Den Aufklärungszweck erfüllen sie für die forschende Jugend jedenfalls gründlicher als der Miniatur-Schwarzweißabdruck eines alten Goya-Schinkens.


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Feigenblatt Nr. 11 – Pornografie

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Was ist Pornografie?
Corinna Rückert räumt mit Vorurteilen auf.
Kino im Kopf
Frauke erzählt, wie Pornos das Sexleben bereichern können.
Die Allgegenwart sexueller Reize
und was sie mit uns macht – Ruth Stehle denkt darüber nach.
Lustmoment
Kristina Schilke spielt mit dem Reiz des Verbotenen.
Interview mit Dian Hanson
Warum die amerikanische Porno-Herausgeberin nicht an Pornos für Frauen glaubt.
Eine Zensur findet nicht statt
Über Sinn und Unsinn beim Jugendschutz.
Lipprot, Rotdorn
Blutrote Zeilen von Thomas Gerhard Vömel. Mit einem Doppelbild von Falk Nordmann.
Virginie
Billie Potts begleitet sie zum Therapeuten.
Roy Stuart
Porträt, Interview und Bilder des Fotografen, Filmemachers und „sexuellen Guerillas“.
Glanz und Elend der Porno-Poesie
15 der schlechtesten Porno-Titel aller Zeiten.
Sex für die Kamera
Wie Ilan zu einer Rolle in einem Pornofilm kam – und was das mit Feminismus zu tun hat.
big black delivery
crauss belauscht einen 70er-Jahre-Pornofilm (mit zensierten Stellen)
Fotostrecke
Froodmat malt Sinnlichkeit aus Licht und Farben.
Die Phantasie
Ein gewagtes Spiel zu dritt. Von Asteria.

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Feigenblatt 11, Teil 1: Ist Porno böse?

Nun ist Feigenblatt 11 ja jetzt kein ganz so großes Geheimnis mehr. Trotzdem gibt es so viel darüber zu sagen, dass ich hier gleich ein Doppel-Blog-Posting mache.

Es hat sich früh abgezeichnet, dass dies ein ungewöhnliches Heft werden würde: Nie hatten wir so viele Essay-Einsendungen, nie so eine lange Liste an Wunsch-Interviewpartnern (und dass uns die Emma auf unsere Interview-Anfrage nicht einmal geantwortet hat, war auch zu verschmerzen).

Und dann all die Fragen: Ist Porno böse oder harmlos? Macht es Sex kaputt oder erst richtig gut? Wie findet man gute Pornos? Wie sehen Pornos für Frauen aus, wollen Frauen überhaupt Pornos? Wie schützt man die Jugend? Inwiefern verändert uns, dass wir jederzeit ohne Anstrengung tonnenweise Großaufnahmen von Geschlechtsteilen anschauen können?

Obwohl wir noch nie so viele Essays und Interviews hatten, könnten wir locker nochmal ein Heft zum Thema machen, denn Dinge wie die Mechanismen der Pornoindustrie oder Porno im Web 2.0 sind für meinen Geschmack zu kurz gekommen.

Geredet haben wir unter anderem mit Petra Joy, Pornofilmerin und Feministin; Dian Hanson, Herausgeberin der Erotikreihe im Taschen-Verlag; Wolfgang Büscher, Sprecher des Kinder- und Jugendhilfswerks Arche. Dr. Corinna Rückert, Romanautorin und Kulturwissenschaftlerin, klärt das Grundsätzliche, und eine junge Frau aus Berlin erzählt, wie sie die Dreharbeiten zu Petra Joys letztem Film erlebt hat.

Viel Text, genau wie in diesem Blog (das war jedenfalls die Reaktion, als ich neulich auf einer Party das Heft herumgezeigt habe. Die Leute sind es nicht mehr gewohnt, dass in einer Zeitschrift tatsächlich etwas drinsteht).

Es gibt aber auch Bilder, und was für welche. Roy Stuart ist für mich (und den Verkaufszahlen seiner Bücher nach für eine Menge anderer Leute) der großartigste Erotikfotograf der Gegenwart. Das irritiert, erzählt Geschichten, ignoriert Konventionen. Ganz und gar unbekannt ist der andere Fotograf im Heft, der sich Froodmat nennt – und dem an einem ganz besonderen Tag seines Lebens erstaunliche Bilder von Hingabe und Leidenschaft gelungen sind. Ich denke, Roy Stuart wird eher Männer ansprechen, Froodmat eher Frauen.

Die Stammleser werden Asteria ja bereits kennen, deren Geschichte sich mit ihrer ungewöhnlichen Sex-Konstellation völlig zwanglos über die Konventionen hinwegsetzt. Eine echte Entdeckung war für mich Billie Potts mit einer längeren Erzählung, die von einer ungewöhnlichen Hauptfigur, einer bildstarken Sprache und einer latenten sexuellen Energie lebt.

Und noch zwei ganz große Namen: Helmut Newton. Eugen Roth.

Mehr in Teil zwei.


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In den Druckwalzen

Feigenblatt, CeBIT, c’t-Titelgeschichte, Schnupfen, alles überstanden. Am interessantesten davon ist natürlich Feigenblatt 11, das seit Donnerstag Morgen in Hannover-Südstadt über die Druckwalzen rollt, lackiert, geschnitten, gefaltet und getackert wird. Nächstes Wochenende soll’s fertig sein. Immer sehr aufregend, sowas.

Ich bin gerade sehr wochenendbedürftig, daher nur kurz: Es ist ein ungewöhnliches Heft, denn es gab ziemlich viel zu sagen zum Thema Pornografie. Außerdem haben wir Fotos von … Ach, jetzt nicht. Demnächst mehr.