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Mithu M. Sanyal: Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts

Wie soll es eigentlich heißen, das weibliche Geschlecht? Scham, Scheide, Möse, Muschi – oder doch eher „da unten“? Das Wort „Vagina“ klingt schön neutral, aber offenbar wissen selbst manche Feministinnen nicht, dass es nur den inneren, unsichtbaren Teil der Vulva bezeichnet. Wofür es keine Worte gibt, das ist auch nicht da, sagt Mithu M. Sanyal und spürt in ihrer viel beachteten kulturwissenschaftlichen Arbeit dem Verschwinden, Verdrängen und Wiederauftauchen der Vulva nach.
Die Autorin beschreibt einen gewaltigen Bogen, der von prähistorischen Göttinnen über deren Unterdrückung im Christentum bis hin zu Riot-Grrls und PorNO-Kampagne reicht. Dabei stellt sie faszinierende Zusammenhänge her, die man trotz der streng wissenschaftlichen Fassade nicht immer auf die Goldwaage legen muss – so mag es zwar nahe liegen, den Teufel mit der Göttin Devi in Zusammenhang zu setzen, aber die Etymologie sagt leider etwas anderes.
Solche kleinen argumentativen Hänger trüben aber das Gesamtbild nicht. Ein erhellender Blick auf Vergangenheit und Gegenwart unserer Kultur.