Permalink

4

Die USA und der Sex

Jetzt, da der allgemeine Osterfrieden ein Ende hat, wird es mal wieder Zeit, ausgiebig rumzuschimpfen.

Na klar: Wir freuen uns für alle Amerikaner, die sich jetzt im Zweifelsfall nicht mehr zwischen ihren liebsten Körperteilen entscheiden müssen und so etwas ähnliches wie ein menschenwürdiges Gesundheitssystem bekommen sollen.

Doch nicht nur in punkto Krankenversicherungen soll einiges passieren: Wie CNN berichtet, werden ab sofort jährlich 50 Millionen Dollar für die landesweite Erziehung zur Enthaltsamkeit ausgegeben.

Abstinence Only heißt das Prinzip, auf der gleichnamigen Website wird erklärt wies geht: Spielt doch stattdessen Monopoly oder macht eine lustige Popcorn Party! Und wenn es gar nicht anders geht:
Rigorously rub your face, body and genitalia against those of your faith partner until orgasm. (Also known as ‚faith-fucking‘)
Ahja. Wieder einen tollen neuen Sexualterminus gelernt.

Spezielle Abstinenzlehrer sollen landesweit in die High Schools geschickt werden, um Teenagern klarzumachen, dass Abstinenz die einzige Methode ist, mit der sich Schwangerschaften und „horrible“ Sexualkrankheiten wirklich ausschließen lassen. Dafür ist über die nächsten fünf Jahre ein Budget von insgesamt 250 Millionen US-Dollar vorgesehen.

Das pikante Detail: die Wirksamkeit dieser Anti-Sex-Seminare ist nicht nur nicht wissenschaftlich fundiert, sie wird von unabhängigen Experten auch stark angezweifelt. Studien aus den Jahren 2007 und 2009 haben nicht nur gezeigt, dass Teenager die eine Abstinenzbelehrung hatten, genauso häufig vorehelichen Geschlechtsverkehr haben wie alle anderen, sondern auch, dass sie dabei vergleichsweise seltener zu Pille und Kondom greifen als „normal“ erzogene Altersgenossen.

Ergibt ja auch irgendwie Sinn – wer nur weiß, dass Sex schlecht ist weil man davon krank und schwanger wird wenn man das ohne Trauschein macht, befasst sich nicht damit, wie man es doch irgendwie trotzdem tun könnte – und ist im entscheidenden Moment überfordert.

Anstatt nun vernünftige Sexualerziehung an den Schulen zu praktizieren, wird in den Gesprächen mit Jugendlichen erwähnt, dass Verhütung die Risiken minimiere, aber um diese wirklich auszuschließen, könne nur Enthaltsamkeit praktiziert werden. Diese verdrehte Weltsicht zeigt sich auch in der Budgetierung an den Schulen: Für Abstinenzerziehung ist genau dreimal so viel Geld vorgesehen wie für den Aufklärungsunterricht.

Und wäre das alles nicht schon bekloppt genug, erregt nun der Fall von Constance McMillen die Gemüter.

Als das lesbische Mädchen ankündete, zum Abschlussball in Frack zu kommen und ihre Freundin als „Prom Date“ mitzubringen, sagte die Itawamba County Agricultural High School den Ball kurzerhand ab.

Aufgrund des empörten Medienechos wurde dann doch ein Abschlussball abgehalten – und jetzt wird es wirklich abstrus: McMillen berichtet, sie sei zu einer Art „Fake Prom“ gesandt worden, auf dem noch genau sieben andere Mitschüler sowie Lehrer und der Direktor zugegen gewesen seien.

Die anderen Schüler waren auf einem von Eltern organisierten, „lesben-freien“ Ball gewesen, der parallel zu McMillens Abschlussball hinter ihrem Rücken veranstaltet wurde.

Bin ich die einzige, die jetzt an Carrie denken muss? Armes reiches Amerika.

via: Feministing