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Nude Visions: 150 Jahre Körperbilder in der Fotografie

Gerade erst ist die Ausstellung „Nude Visions“ im Münchner Stadtmuseum, die wir im letzten Feigenblatt vorgestellt haben, zu Ende gegangen. Wer sie verpasst hat, kann sich mit dem preiswerten Ausstellungskatalog trösten, der den Rückblick auf 150 Jahre Aktfotografie ausführlich dokumentiert.
Die einleitenden Essays fassen die Spielarten der Aktfotografie des 19. Jahrhunderts zusammen und richten den Fokus auf einzelne Künstler. Auch Themen wie Nudismus, das Spannungsfeld zwischen Kunst und Pornografie oder der Männerakt kommen zur Sprache.
Der 250 Seiten starke Bildteil ist in sieben Abschnitte gegliedert, teilweise nach Themen (FKK, Glamour), teilweise nach Epochen. Während sich die Anfänge fast unbeholfen an klassischen Schönheitsidealen abarbeiteten, bringen die 20er- Jahre Frische und Experimentierlust in die Aktfotografie. Je näher die Bilder der Gegenwart kommen, desto weiter öffnet sich die Kluft zwischen Ästhetisierung und der scheinbar spontanen, bewusst lieblosen Inszenierung. Werklisten und Kurzbiografien komplettieren diesen vielseitigen Überblick.


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Wochenschau: Öko-Pornos und Penis-Brotzeit

Zurück vom kleinen Badeurlaub, der uns unter anderem nach Dranske auf Rügen geführt hat (wovon es einige Bilder im aktuellen Feigenblatt gibt, die Klaus Ender in den 60er/70er-Jahren dort gemacht hat). Was das Nacktbaden angeht: FKK ist immer noch ziemlich verbreitet, aber zumindest zur Hauptsaison ziemlich verwässert – an den Nacktstränden liegen mehr Leute mit Badesachen herum als ohne. Vor allem zwischen 14 und 40 wollte außer uns kaum einer auf die dort wirklich ziemlich unpraktischen Textilien verzichten. Ziehen Sie also Ihre eigenen Schlussfolgerungen …

Falls Sie demnächst mal wieder einen Porno im Freien drehen, tun Sie’s bitte nicht am Brandenburger Tor oder vor der Frauenkirche. Sehenswürdigkeiten als Kulisse für Cumshot & Co. sind en vogue, aber manche Behörden reagieren auf diese Art von Urlaubssouvenir humorlos – was ein französisches Pärchen in Form einer viermonatigen Bewährungsstrafe zu spüren bekam. Die beiden waren auf einem kanadischen Kriegsdenkmal zugange gewesen und hatten das Filmchen im Internet vertrieben.

Auf eine oft übersehene, aber immer häufigere Form sexuellen Missbrauchs weist die Zeit hin: Inzest unter Geschwistern. Dabei geht es nicht um unschuldige sexuelle Gehversuche mit Brüder- oder Schwesterlein, sondern um oft jahrelange Nötigung, deren vor allem ältere Brüder aus verwahrlosten Familien an ihren jüngeren Schwestern schuldig werden. Das soll, so ein Experte, die häufigste Form sexuellen Missbrauchs überhaupt sein, obwohl er in den Statistiken kaum auftaucht.

Und noch mehr von der dunklen Seite des Eros: 44 Prozent aller jungen Südafrikaner wurden bereits Opfer einer Vergewaltigung. Bis vor einem Jahr war dort Sex mit männlichen Kindern keine ernstzunehmende Straftat. Die Täter waren übrigens (vor allem in den Städten) mehrheitlich Frauen – von ihnen ist jede Dritte schon einmal vergewaltigt worden, wie eine frühere Studie herausfand.

Wo wir schon dabei sind: Die USA setzen bei Verhören von Terrorverdächtigen gezielt Techniken sexueller Erniedrigung ein, behauptet die Journalistin Naomi Wolf. Bekanntgewordene Missbrauchsfälle wie in Abu Ghraib erscheinen so nicht als Einzeltaten, sondern als Auswüchse eines entmenschlichten Systems.

Von hier gibt’s keinen eleganten Übergang, sondern einen schnellen Themenwechsel zu den erfreulicheren Dingen des Lebens. Erst neulich haben wir uns darüber beklagt, dass die zeitgenössische Kunst Sexualität überwiegend als lustfeindliche Provokation darstellt. Dass die Berliner „White Square Gallery“ eine Ausstellung namens „The Joy of Sex“ zeigt, stimmt da optimistisch, und tatsächlich gibt es dort einige sehr schöne Exponate zu bestaunen. Auch wenn dieses liebevoll arrangierte Brotzeit-Bild von Cornelia Bördlein ganz fiese Kastrationsängste verursacht, die ich nicht unbedingt mit dem Spaß am Sex verbinden würde.

Erotische Kunst für einen guten Zweck zeigt Art&Aid, ein Projekt, mit dem die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Spenden für chinesische Erdbebenopfer sammeln will. Noch bis Mittwoch nimmt man dort mit einer 5-Euro-Spende an einer Verlosung von hochwertigen Fotoabzügen teil.

Sexspielzeughersteller sind gute Menschen – der eine kümmert sich um Kinder in der dritten Welt, der andere sponsort Festivals gegen sexuelle Gewalt. Und die Öko-Porno-Aktivisten „Fuck for Forest“ haben offensichtlich die neue Greenpeace-Kampagne „Forest Love“ schwer beeinflusst (via Spreeblick). Die Art von Liebe, um die es beim Schweizer Greenpeace-Projekt „Lovepeace“ geht, findet allerdings eher zwischen Menschen als zwischen Pflanzen statt. Liebe und Friede sei mit euch bis zum nächsten Mal.


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Wochenschau XXI: Masturbation ist heilbar

Die Nachwehen von Heft 12 haben ein bisschen länger als üblich gedauert, weil wir beim Versand ein paar aufwendige technische Umstellungen gemacht haben – inzwischen sind aber alle Hefte in der Post und damit bleibt auch wieder Zeit für eine neue Wochenschau. Ergänzend zu unserem Heftthema Freikörperkultur und besonders zu unserem Porträt des DDR-Aktfotografen Klaus Ender bringt der Spiegel-Ableger Eines Tages einen Rückblick auf FKK in der DDR.

Erinnerungen an Feigenblatt 11 („Pornografie“) hat dagegen dieses Video geweckt. Schön, dass man aus Pornobalken Kunst machen kann. Vielleicht braucht Kreativität in der Zensur einen Widerpart, an dem sie sich abarbeiten kann (ich schreibe das, ohne es zu glauben).

CollegeHumor.com

In Ländern wie Iran oder Saudi-Arabien wird (vor allem männliche) Homosexualität teilweise drastisch bestraft. Telepolis bemüht sich um Differenzierung und erinnert an die teilweise noch gelebte Tradition unverkrampfter Bisexualität in den islamischen Ländern.

Ein Vergleich der unterschiedlichen Playboy-Cover aus über 20 Ländern verspricht interessante Hinweise auf den Umgang mit Erotik. Die SZ-Bildstrecke enttäuscht aber: Mal etwas mehr, mal etwas weniger, aber auf der ganzen Welt die gleiche öde Hochglanzästhetik; die Begleittexte zählen die Brustwarzen nach. Aber was hat der Playboy auch mit Erotik zu tun?

Einsamkeit, liebe Mitmänner, ist ein schweres Los. Wenn die 9Live-Moderatorin Ihre einzige Gesprächspartnerin und zum Kuscheln nur das Schmusekissen da ist, könnte Sie eine Neuheit des Elektronikkonzerns Sega interessieren – vorausgesetzt, Sie können Ihre Gefühle auf einen 38 Zentimeter großen Spielzeugroboter projizieren, der singen, tanzen, Küsschen geben und Visitenkarten aushändigen kann und dabei so feminin aussieht wie ein Star-Wars-Krieger. Verglichen damit ist sogar diese Stripperin eine Sexbombe, die, angestöpselt an den Computer, ihre Plastikglieder lasziv schwenkt.

Was dagegen überhaupt nicht gegen Einsamkeit hilft, ist Selbstbefleckung. Sie verursacht (das sei vor allem der jüngeren Generation mitgegeben) Pickel, Blödheit und Rückenmarksschwund. Zum Glück gibt es dagegen jetzt ein Heilmittel: die „HandzOff“-Anti-Masturbationscreme. Warnung: bei abnormer Penisschwellung sofort absetzen!