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PorYes – Die Preisverleihung

Am Samstag (15. Oktober) ist es soweit: Die Veranstalterin Dr. Laura Méritt und ihre Mitstreiterinnen verleihen um 20 Uhr in Berlin im Filmtheater Hackesche Höfe den begehrten Feministischen Porno-Filmpreis Europa (PorYes). Es werden Ausschnitte aus den prämierten Produktionen in Anwesenheit der Filmemacherinnen gezeigt. Darüber hinaus berichtet die Aufklärungsaktivistin Laura Méritt über die Entwicklung des Feministischen Pornos der letzten Jahre.

Schwerpunkt des diesjährigen Awards ist Genre-Überschreitung und Humor(!). Es darf also gelacht und gedacht werden. Nominiert für die „Auster“ sind die Französin Catherinne Breillat (Romance XXX), die als internationale Vorreiterin in der Darstellung weiblicher Sexualität gilt, Rusty Cave mit ihren „Sex-Comedies“ aus England, die Schwedin Mia Engberg mit ihrer Kurzfilmanthologie (Dirty Diaries), Emilie Jouvet mit sexpliziter Erotik (One Night Stand) und einer Porn-Dokumentation sowie Birgit Hein für ihren Experimentalfilm über die Lust einer alternden Frau und deren Beziehung zu einem jüngeren Mann.

Ab 22 Uhr wird dann in der Homebase Lounge am Potsdamer Platz gefeiert und getanzt. Auch hier werden Filme gezeigt und Performances sowie der Publikumspreis verliehen.

Damit alle am nächsten Tag ausgeschlafen und fit an der Podiumsdiskussion „Darstellung von Sexualität im Film und Humor im feministischen Porn“ teilnehmen können, findet dieser um 16:30 Uhr im Filmtheater Hackesche Höfe statt. Mit dabei sind die Regisseurinnen Mia Engberg, Pella Kagerman und Emilie Jouvet, die Filmemacherin und Präsidentin von Poryes Ula Stöckl sowie die Initiatorin Laura Méritt.

www.poryes.de


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Wochenschau XVIII: Gebraucht-Jungfrauen, Tabus en masse

Silke Maschinger hat über das neue Feigenblatt ein paar sehr nette Worte gefunden (und ein paar davon vorsichtshalber nicht ausgeschrieben … jugendfreie Naturbeschreibungen können sehr tückisch sein).

Es könnte ja alles noch schlimmer kommen. Es gibt Länder, da fliegen Mädchen von der Schule, wenn sie die „Vagina-Monologe“ vorlesen, Länder, wo eine vergewaltigte Frau vor Gericht das Wort „Vergewaltigung“ nicht aussprechen darf. Nein, das ist nicht im Iran oder in Saudi-Arabien passiert.

A propos verboten: Von der Inzest-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts dürfte ja jeder schon gehört haben. Offenbar bin ich nicht der Einzige, bei dem die Berufung auf überlieferte Tabus ein flaues Gefühl hinterlässt; Telepolis sieht die sexuelle Selbstbestimmung gefährdet.

Von einem Tabu zum nächsten: Gewisse Spielarten von Tierliebe wird Benjamin Blümchensex abstoßend und schockierend finden, aber warum Sodomie gleich eine Straftat ist (unabhängig von Tierquälerei, versteht sich), hat mir nie so recht eingeleuchtet. Nun ist sie auch in Holland verboten. Wie es ein Abgeordneter ausdrückte, wollten die Niederlande kein Magnet mehr für Perversionen sein.

Harald Martenstein hat dank Emnid herausgefunden, dass Sadomasochismus seine politische Heimat in der FDP hat und dass die Union Angst vor Sex hat. Hoffentlich ist wenigstens Kuscheln ok.

Das Erosblog, immer gut für obskure Fundstücke, hat zwei liebevoll gefertigte Spielzeugsets aus einer Zeit aufgetan, in der es noch keine krebserregenden Weichmacher und brummenden Spielzeugentchen gab.

Ein interessanter Nachtrag zum Thema „feministischer Porno“ aus unserem aktuellen Heft: Beim Berliner Pornofilmfestival im November gab es einen kleinen Disput, ob Blowjobs oder Ejakulationen auf den Körper der Frau politisch korrekt seien oder nicht. Protagonistinnen des Streits waren die Filmemacherinnen Erika Lust und Petra Joy; Audacia Ray, Bloggerin und selbst Pornofilmerin, fasst die Diskussion zusammen und bezieht Stellung. Lust vs. Joy, lustig.

Dieser Artikel hat eine komische Wirkung auf mich gehabt. Erst habe ich mich vor Lachen nicht mehr eingekriegt, dann habe ich die Klauen des Wahnsinns nach mir greifen gespürt; geendet hat es mit einer Mischung aus Unverständnis und Belustigung.
Wie Sie vermutlich wissen, laufen in den USA seit Jahren Kampagnen, um Jungfräulichkeit bis zur Ehe zu erhalten. Das scheint nicht so gut zu klappen. Das Hymen ist den Weg alles Irdischen gegangen, vielleicht sind schon ein, zwei Kinderchen auf der Welt? Kein Problem – „Revirginization“ heißt der neue Trend.
Während sich die einen mit Gebet und Meditation in den Stand der Unschuld zurückversetzen, wollen die anderen runderneuerte virgines intactae sein und lassen sich für ein, zwei Monatsgehälter ein Retortenhäutchen einsetzen. Am Ende des Artikels kann man abstimmen, ob eine Second-Hand-Jungfrau so gut ist wie Neuware – freilich mit deutlichen Ergebnissen.
Ganz unkomisch ist allerdings, dass sich manche Frauen aus rückständigen Kulturen (man könnte das auch wertfrei formulieren, aber mir ist nicht danach) diesen Quatsch nur antun, um ihr Leben zu schützen.