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Doris Lerche: Damit ich dich besser küssen kann

Das erste Date, eine lauschige Bar, und da erwähnt er beiläufig, dass er sexsüchtig ist. Mehr Handlung gibt es nicht in der ersten von über dreißig Geschichten, denn alles andere läuft im Kopf der Frau ab. Doris Lerche schaut sehr genau hin, in kleinen Episoden rollt sie das ganze Leben ihrer Figuren auf. Und wie im richtigen Leben liegen Komik und das Tragik, das Bittere und das Gelöste dicht beieinander. Dabei schlüpft die Schriftstellerin und Cartoonistin in ganz unterschiedliche Charaktere, die allesamt lebensnah und glaubhaft wirken. Die Sexprobleme der vernachlässigten Ehegattin, der Liebeshunger der erfolgreichen Single-Frau und die Lebensangst des späten Mädchens scheinen ihr alle gleichermaßen vertraut. In der vielleicht aufwühlendsten Geschichte verabschiedet sich eine sterbende Frau vom Leben, von der Liebe und vom Sex. Doch nahe gehen dem Leser auch die anderen Minidramen, die selten mehr als eine Handvoll Seiten benötigen. Die menschliche Komödie, das Suchen, Finden, Bewahren und Verlieren von Liebe, ist ein unerschöpflicher Stoff.