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Ein mutiges Leben

Gestern wäre sie 92 Jahre alt geworden: Aufklärungsikone Beate Uhse.

Vom kürzlich ausgestrahlten ZDF-Film waren wir ja kollektiv nicht ganz so begeistert – wer ihn verpasst hat und trotzdem mehr über die Erfinderin der Sexshops wissen will, hat jetzt im Beate Uhse Erotik-Museum Berlin die Möglichkeit dazu. Die Retrospektive „Beate Uhse – ein mutiges Leben“ zeigt die wichtigsten Stationen im Leben einer ungewöhnlichen Frau, von der Kindheit in Ostpreußen, ihrem Traum vom Fliegen und schließlich der Flucht nach Flensburg. Deutschland liegt in Trümmern, und niemand will so recht ans Kinderkriegen denken, und so zeigt Beate, die die Methode von ihrer Mutter, einer der ersten Ärztinnen Deutschlands gelernt hat, anderen Frauen, wie man natürlich verhütet. Die daraus entstehende „Schrift X“ ist der Grundstein für den ersten Sexshop der Welt.

Im Laufe ihres Lebens wird sie rund 2.000 mal wegen sittlicher Verstöße angezeigt, und das sowohl von Feministinnen als auch von Sittenwächtern. Doch auch ihr Privatleben skizziert die Ausstellung nach: Zweimal verheiratet, einmal verwitwet, geschieden, neunfache Großmutter und Ur-Oma: Frau Uhse konnte auf ein bewegtes Leben zurückblicken. Das Erotische Museum war ihr Herzenswusch, und auch über diese Retrospektive hätte sie sich sicherlich gefreut. Bis auf weiteres zu sehen im Berliner Erotik Museum, täglich von 9 bis 24 Uhr geöffnet.


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Uhse verpilchert

Ich habe ein bisschen schlechtes Gewissen, weil wir Ihnen hier und im letzten Feigenblatt geraten haben, den heute Abend ausgestrahlten Uhse-Film nicht zu verpassen. Es gehört schon eine gewisse Kunstfertigkeit dazu, wie das ZDF mit so hochkarätigen Schauspielern, einer liebevollen Ausstattung und vor allem mit einer so wichtigen, bei aller Unglaublichkeit wahren Geschichte am Ende nur einen besseren Rosamunde-Pilcher-Film hinbekommen hat, in Flensburg statt in Cornwall. Eine alberne Rahmenhandlung („Ich weiß so wenig über dich“, und sie erzählt ihr Leben) führte durch eine Geschichte, in der immer sofort klar war, ob einer gut oder böse ist, und der Schmalz-Soundtrack geigte die Emotionen dazu herbei.
War der Spielfilm Vintage-ZDF, näherte sich die anschließende Dokumentation eher RTL an (hui, eine Dildo-Party!). Dem Respekt für Frau Uhse selbst hat das keinen Abbruch getan – im Gegenteil. Sie wie auch ihr Stiefsohn, der Orion-Gründer Dirk Rotermund, beeindruckten in den Interviews mit ihrem bodenständigen, kämpferischen Optimismus. Trotzdem: schade um das Thema.


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Wochenschau: Willige Melonen, frigide Parkbänke

Seit Tagen sind alle Medien voll davon und Sie können es wahrscheinlich nicht mehr hören, aber es ist die Top-Neuigkeit überhaupt: Franz Kafka, literarischer Halbgott und Säulenheiliger der Moderne, hat womöglich (atmen Sie tief durch) pornografische Druckerzeugnisse konsumiert. Ich verlange, dass die Literaturgeschichte umgeschrieben wird.

Über solchen Sensationen tritt dieses Gerenne und Gehüpfe in Peking (jaja, „Beijing“) natürlich in den Hintergrund, obwohl es so schöne Sportarten wie Gummischwimmen oder Reservoir-Ball gibt. Bei all dem China-Rummel fällt auch das ein oder andere Schlaglicht auf die weitgehend unbekannten Intimgewohnheiten unserer Freunde aus Fernost, zu denen überraschenderweise auch Besuche bei der Friseuse zählen.

Hello-Kitty-Vibrator Sex mit (nein, nicht auf!) der Parkbank gehört aber auch in China zu den ungewöhnlicheren Praktiken. Die Sache nahm für alle Beteiligten ein peinliches Ende. Die Parkbank war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Einfacher und risikoloser kommt der einsame Mann dagegen etwa bei der Melonen-Muschi oder dem Noppen-Popper zum Zuge (via Schlafzimmer-Blog) – nützliche Freizeitbegleiter, die auch der handwerklich Herausgeforderte in kurzer Zeit basteln kann.

Der fortgeschrittene Genießer gönnt sich natürlich lieber eine Travel-Pussy vom Automaten am Wirtshausklo. Und was es nicht alles gibt: Vibratoren mit Hello-Kitty-Motiven, Intimpuder für den Herrn, der sich nicht so gern wäscht, Push-up-Höschen für den Jennifer-Lopez-Hintern, Klopapier mit (naja) erotischen Motiven und sogar für die Second-Hand-Jungfrau ein Instant-Nymphenhäutchen.

Link: sevenload.com

Irgendwie bringt mich das auf diese, hm, originelle PR-Aktion eines Verlags. Erleben Sie höchste sinnliche Ekstase bei wackeligen Aufnahmen von einer Erotik-Lesung, bei der die Vortragenden nackt herumstehen und dabei von dem im Hintergrund stattfindenden Barack-Obama-Auftritt am Brandenburger Tor übertönt werden.

Wir bleiben in Berlin. Silke Maschinger hat sich die neu gestaltete Filiale des schlingernden Pornokonzerns Beate Uhse am Zoo angeschaut und ist mit gemischten Gefühlen herausgekommen.

Nicht besonders gut scheint es auch dem Playboy-Antipoden Playgirl zu gehen, der seine Printausgabe zum Jahresende einstellt und nur noch online auftreten wird. Der deutsche Ableger ist ja schon seit ein paar Jahren verschwunden (weiß jemand mehr?).

Der italienische Ministerpräsident Berlusconi hat Tiepolos Gemälde „La Verità svelata dal Tempo“ (ok, eine Kopie davon) übermalen lassen – allerdings nicht, wie seinerzeit die Päpste, stilecht mit einem Feigenblatt, sondern mit einem Blüschen. Berlusconi wollte seinen nicht minder scheinheiligen Besucher, den US-Justizminister Ashcroft, nicht mit dem Anblick einer nackten Brust entsetzen. Der Titel des Gemäldes heißt zu Deutsch übrigens „Die Wahrheit, von der Zeit enthüllt“. Sapienti sat.