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Sonja Ruf: Zwischen Koch und Kellner

Die hier gesammelten Geschichten der in Leipzig lebenden Sonja Ruf sind über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden. Gemeinsam ist ihnen nicht viel, außer dass der Leser nie weiß, was passieren wird. Überraschende Bösartigkeiten der beteiligten Charaktere oder des Schicksals greifen in die Erzählung ein. Durch die heitere Schelmengeschichte eines iranischen Einwanderers blitzen die Schrecken der Revolution, eine respektable Politikerin verführt den Sohn einer Zimmerwirtin und betrügt sie um ihr Geld, ein harmloser Stopp bei einer nächtlichen Autofahrt wird zum Horrortrip. Andernorts stürzt sich Ruf freudig in boshafte Bizarrerie, etwa in der Titelgeschichte.
Erotik spielt in den meisten Texten eine Haupt- oder Nebenrolle. Auch sie tritt in verschiedenen Kostümen auf: mal als unverbindliche Promiskuität, mal als verschwitzte Geilheit, mal berechnend, mal als dumpfe, lebensbedrohende Gewalt. Man könnte Sonja Rufs Erzählungen vorwerfen, sie seien nur um den Moment der Irritation herum geschrieben. Aber genau aus dem gleichen Grund kann man sie auch empfehlen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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