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Feigenblatt 28 "Zwischen Kopf und Körper"

Cover von Feigenblatt 28 "Zwischen Kopf und Körper" Sex, das sind schwitzende, stöhnende Körper, jeder Gedanke durchs Empfinden verdrängt. Sex, das sind die Fantasien und Vorstellungen, die plötzlich unter der Hirnrinde wild durcheinander kopulieren, weil die Entscheidung zwischen geil und abgeschmackt im Kopf fällt.
Ja, was denn nun? Für Feigenblatt 28 „Zwischen Kopf und Körper“ haben wir uns das komplizierte Wechselspiel beider Sphären, die sich mal aufputschen und mal im Weg stehen, genauer angesehen.
Braucht guter Sex den Verstand? Klug fickt gut, antworten einhellig vier junge Erotik-Expertinnen bei einer Diskussionsrunde. In ihrem Essay erkundet Vicky Amesti den Reiz des Verbotenen und den Wunsch nach körperlicher Verschmelzung, um den es auch in einer literarischen „Anleitung zum Gruppensex“ geht.
Worte können die eigenen Sehnsüchte verraten, sie können sich aber ebenso zu kühnen Fantasien auftürmen, die vielleicht tiefer berühren als rein körperliche Liebe. Eine erlebte Fantasie ohne Worte und eine Leidenschaft in Kopf und Körper schildert eine anonyme Autorin.
Verwunschen, intim, aber auch bizarr: Jedes von Corwin von Kuhwedes Bildern erkundet seine eigene Welt und zieht an unterschiedlichen Nervenenden des Betrachters. Anders Sandra Torralbas grandiose Fotoserie Entfremdeter Sex: Pornografische Erwartungen haben sich über die natürlichen Bedürfnisse gelegt, Kopf und Körper stehen sich ratlos gegenüber.
Außerdem führen wir durch die erotischen Ecken von Paris, schwelgen in Versen von verborgenen Gerten und von Hinterbacken, entblößen Franz Beckenbauers Po – und verabschieden uns von unserer Kolumnistin Theresa Lachner.
Feine Bücher, neckische Spielzeuge, außergewöhnliche Ausstellungen, das Beste im Fernsehen: All das haben wir wie immer für Sie zusammengesucht. Ach ja: Falls Sie Shades of Grey noch nicht gelesen haben, erklären wir Ihnen, warum Sie das auch nicht tun sollten. Allein für diese Warnung lohnt es sich, das Feigenblatt für gerade mal 6 Euro zu bestellen oder besser gleich zu abonnieren!
Übrigens: Unsere Babypause ist quasi beendet. Das nächste Feigenblatt erscheint Anfang März, danach geht’s im gewohnten Dreimonatsrhythmus weiter.


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Feigenblatt Nr. 28 – Zwischen Kopf und Körper

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Hey
Eine Frau, ein Mann, ein Fremder im Kopf. Von Luise Laut.
Die Metaphysik des Rein und Raus
Theresa Lachner und Herbert Braun über Hormonschwankungen, nächtliche Ergüsse und wissenschaftlich vermessene Orgasmen.
Euch verstehen
Herbert Braun versteht euch Frauen manchmal nicht, aber das ist nicht das einzige Problem.
Eine gute Freundin
verfängt sich in ihren eigenen Gefühlen und Worten. Von Wolfgang Malischewski.
Corwin von Kuhwede
ist nicht nur Fotograf, sondern „Bildermacher“ – mit überraschenden Einfällen.
Du hast mein Herz geknallt
Eine wortlose Nacht völliger Hingabe: eine Neugeburt. Von B.K.
Klug fickt gut
Vier junge Frauen über Sex mit Kopf und Körper. Von Theresa Lachner.
Körpererinnerung
Mutterbrust und Karfiolröschen: Carina Nekolny erzählt von der Lust des Einverleibens.
Entfremdeter Sex
Weil das Bizarre normal und das Natürliche fremd geworden ist. Bilder von Sandra Torralba.
Anleitung zum Gruppensex
Wie man zwischen zwanzig nackten Leibern zu sich selbst findet. Erzählung von Diana Weirowski.
Geistig-leibliche Grenzgänge
Vicky Amesti träumt von der Illusion des Einswerdens – und von Verbotenem.
Gemeinsame Fantasie
Zwei Fremde im Online-Chat treiben sich wechselseitig in Ekstase.

Außerdem führt Maurice Schuhmann durch die erotischen Ecken seiner Wahlheimat Paris, während Kathrin Külow über eine versteckte Gerte dichtet und Xóchil Schütz den Mann im Flieger neben ihr lyrisch begehrt. Klabund schwärmt von Hinterbacken, Lovis Corinth malt seine ganz eigene Interpretation des Heftthemas, Franz Beckenbauer zeigt seinen nackten Po – und unsere Kolumnistin Theresa Lachner verabschiedet sich.
Feine Bücher, neckische Spielzeuge, außergewöhnliche Ausstellungen, das Beste im Fernsehen: All das haben wir wie immer für Sie zusammengesucht. Ach ja: Falls Sie „Shades of Grey“ noch nicht gelesen haben, erklären wir Ihnen, warum Sie das auch nicht tun sollten. Allein für diese Warnung lohnt es sich, das Feigenblatt für gerade mal 6 Euro zu bestellen oder besser gleich zu abonnieren!

Feigenblatt Nr. 28 (E-Paper)

Feigenblatt Nr. 28 (E-Paper)

Stückpreis: 3,00 EUR
(inkl. 7,00% MwSt. und zzgl. Versandkosten)

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Demnächst in Ihrem Briefkasten: Feigenblatt 28

Feigenblatt 28 - frisch ausgepackt Die längste feigenblattlose Zeit seit Herbst 2005 ist endlich vorbei: Feigenblatt 28 „Zwischen Kopf und Körper“ liegt ab morgen in den Läden. Bei den Abonnenten sollte das Heft dieser Tage ankommen oder schon angekommen sein. Falls das nicht bis zum Ende der Woche passiert ist: Prüft bitte, ob ihr eure letzte Abo-Rechnung bezahlt habt oder ob ihr in letzter Zeit umgezogen seid, ohne uns die Adresse mitzuteilen – ein Nachsendeauftrag bei der Post hilft leider nicht.
Nachdem uns beide am Wochenende ein Infekt drei Tage lang ausgeknockt hat, hat sich die Belieferung der Händler und der Versand der Belegexemplare leider ein wenig verzögert, aber inzwischen sind die Briefe und Päckchen alle auf dem Weg zu euch. Ich wünsche euch (und auch Ihnen) viel Freude beim Lesen und freue mich über Rückmeldungen!
(Zum Heftinhalt gleich mehr hier auf dieser Seite)


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Porn Film Festival 2012, Tag – oh, ein Eichhörnchen!

Zack, auch schon wieder eine Woche her, dass das Porn Film Festival in Berlin zu Ende gegangen ist – und nicht nur bei mir hat sich Montagabend ein klein wenig Melancholie breit gemacht. Nach fünf Tagen freier Liebe mit schönen klugen Menschen ist das Runterkommen bei RTL Extra zum Thema „Gibt es bei Schwulen eigentlich immer einen Mann und eine Frau?“ mit Ross Anthony, der davon berichtet, „so eine typische Zicke“ zu sein, schon einigermaßen hart. Denn wenn es auf diesem Festival eins zu lernen gibt, dann, dass man seine sämtlichen endgültigen Ideen von Sexualität am Besten gleich flott über den Haufen schmeißen sollte. Falls es tatsächlich eine Art Gaydar gibt – hier funktioniert er nicht mehr. Scheißegal, ob sich die tätowierte gepiercte Frau gerade auf Großleinwand von einer Anderen den halben Unterarm in die Mumu hat stecken lassen und sich darüber ganz offensichtlich freut – im nächsten Moment knutscht sie dann doch mit ihrem Kumpel aus der Kinoreihe vor uns rum. Und hat der nicht eigentlich ziemlich schwul gewirkt? Und warum, genau, war das gleich wieder wichtig?
An einem Ort, an dem jeder einfach Mensch sein kann, passiert viel – und das nicht nur auf der Leinwand.

Bei mir stand Samstagabend Anne G. Sabos Buchpräsentation „After Pornified – How women are transforming pornography and why it really matters“ auf dem Programm. Die ehemalige Unidozentin, jetzt freie Autorin, Sexbloggerin und Mutter beschreibt in ihrem Buch mit dem einigermaßen selbsterklärenden Titel den Wandel in der Filmindustrie zu einer selbstbestimmteren (weiblichen) Sexualität – vor allem die Saufgeschichten mit der im Publikum anwesenden Creme de la Creme des FemPorn, Jennifer Lyon Bell und Erika Lust, trugen sehr zur allgemeinen Unterhaltung bei. Eine der Publikumsfragen von einem sich offensichtlich seiner schlimmen männlichen Sexualität schämenden Mannes, ob es denn nicht auch gute Pornos von männlichen Regisseuren gebe, konnte natürlich mit „Ja“ und „Tony Comstock“ beantwortet werden – den habe sie aus ihrer Aufzählung im Buch allerdings rausgelassen, meint Sabo. „You know, it seemed so cool, just us girls being in there!“, und ich so: äh? Ein bisschen schade, dann doch, nicht wahr? Wo sich so ziemlich jede halbwegs reflektierte Abhandlung zum Thema Pornofizierung damit auseinander setzt, dass weibliche Emanzipation nicht ausreicht, dass wir alle neue Bilder finden müssen, und dass nicht nur die durchgenagelte Silikonblondine Feierabend haben sollte, sondern auch der Muskelpenis ein nachhaltig ungutes Bild in den Köpfen unserer Männer hinterlässt. Dass wir neue Männer brauchen, die mehr sind als ihr Schwanz, weil nicht nur Frauen in Pornos extrem reduziert werden. Und egal ob das jetzt „cool“ ist, dass „wir Mädels“ uns mit diesem Thema auseinandersetzen – es reicht einfach nicht. Noch lange nicht. Und positiver Sexismus hilft da leider auch nicht weiter.

Anschließend gab´s bei mir Mondomanila. Wann immer Jochen einen Film als „radikal“ und „experimentell“ ankündigt, ist ansich schon Vorsicht geboten, und die Beschreibung als „urbanes Horroszenario auf Acid: punkig, anarchisch, lustvoll destruktiv“ war definitiv keine Untertreibung. Auf jeden Fall spannende…Ästhetik. Ne?

Generell mein Festivalhighlight in diesem Jahr: die Dokumentationen. Nebst dem zuvor angepriesenen Heaven/Hell hat mich besonders (A)sexual sehr berührt, und das, wie ich zu meiner eigenen Schande zugeben muss, tatsächlich auch aufgrund seines Zirkuscharakters.

Wo immer man sonst über Asexualität liest, werden verschwommene Gesichter gezeigt, die sich kunstvoll hinter großen Kaffeetassen oder Schattenrissen verbergen. Hier sprechen stinknormale Menschen ganz offen über ihre Veranlagung zum Nicht-Trieb. Dass sich die große Utopie der (sex-)freien offenen Netzwerkliebe im erweiterten Freundeskreis, von der David Jay, der charismatischste Protagonist geträumt hat, schlussendlich doch nicht durchsetzen lässt, weil sein Umfeld tiefe zwischenmenschliche Bindungen eben doch nicht ohne Sexualität definieren kann, lässt den Zuschauer fragend zurück. Ein nachhaltig beeindruckender Film.

Vom Kurzfilmpanel Masturbation Porn bleibt mir besonders Sadie Lune & Kay Garnellen´s Skypemelodram „Baby you´re frozen“ in Erinnerung. Jeder, der schon mal versucht hat, vor Sehnsucht in einen Bildschirm reinzukriechen oder einen Tobsuchtsanfall hatte, wenn der Bildschirm einfriert, kann nachvollziehen, was hier passiert:

Sexuality is increasingly lived through virtual formats. “Baby youre frozen” is a intensely personal and explicit look at the relationship between virtuality and intimacy; how virtual means facilitate connections of the heart and sex across great distances and time zones, but hinders feelings of closeness through digital obstacles. A raw and real portrayal of coping strategies for long-distance love in the 21st century where Skype sex is the best we get, but making love to a screen never satisfies the need for in-person physical intimacy with all of our senses.

Oh yes. Der Filmmaker in Focus -Abend war der großartigen Gala Vanting aus Australien gewidmet, die an Projekten wie Ishotmyself, Ifeelmyself oder dem Klassiker Beautiful Agony beteiligt war.
Ihr eigenes Projekt Sensate Films steht ganz im Zeichen von Slow Porn, und ich bin so was von dafür. Gebt der Frau all euer Geld, schaut euch ihre wunderschönen Filme an. Jetzt. Sofort. Und googelt mal Gentlemen Handling. Die Antwort auf all unsere Fragen. Nur besser.

Am Sonntag war ich, wie jeder vernünftige Mensch, extrem verkatert und Ovidie´s Infidélité hat´s tatsächlich auf keinem Auge besser gemacht. Nachdem ich zum ungefähr vierten Mal in diesem Setting aus unsympathischen Menschen beim unsympathischen Geschlechtsverkehr unsanft wieder aus dem Schlaf gerissen wurde, fand ich vollendete Verstörung bei W.R.Mysteries of the Organism.

Die – so hoffe ich im Nachhinein – auch nüchtern einigermaßen unverständliche Handlung (Jugoslawisches Kommunismusbumsen in den 1970ern zu Ehren von Wilhelm Reich? Something, something?) hat zumindest bei meinem Nebensitzer zu einem wahren Erguss an Anmerkungen und Notizen in seinem klugen kleinen Filmkritikerbüchlein geführt. Wenn du das hier liest, melde dich! Mich würde dann ja doch fast interessieren, wie´s ausgegangen ist.

Ich für meinen Teil war danach zumindest wieder wach genug für Cherry – die „mainstreamigste“ Produktion des Festivals mit James Franco (schon wieder!) und Heather Graham in Nebenrollen beschreibt in angenehm unsensationalistischen Bildern den Aufstieg eines hübschen Mädchens von „nur mal ein paar Bilder machen“ über Festisch-Lesbenszenen zu Uh!Penetration vor der Kamera. Diese erschien nach 5 Tagen rein-raus als fast unrealistisch missionarisch-bieder – doch schließlich wird hier weder die Geschichte vom gefallenen Mädchen erzählt, noch die vom großen, geilen Geld in der großen geilen Pornoindustrie. Es ist, was es ist, und im Gegensatz zu so vielen Geschichten von der Frau und dem Sex wird hier auf den klassisch-pseudomoralistischen Schluss verzichtet und es muss niemand für das ganze Rumgeficke seinen „gerechten“ Tod finden. Gute Sache in einem ansonsten größtenteils höhepunktsarmen (haha, ja, echt) Film.

Es ist, was es ist – das gilt auch fürs Porn Film Festival. Für viele von uns ist es eines der Highlights des Jahres – zum Beispiel für meinen Freund A., der beim Spanischen Kinderfernsehen arbeitet und in seiner Freizeit heimlich Sexfilme dreht und der Meinung ist, wir sollten das alle tun. Für R., die in Budapest nach einem nicht-phallischen Dildo sucht und im „alternativen“ Sexshop in Kreuzberg mit der Aussage, sie solle wiederkommen, wenn sie ihre Schwanzphobie überwunden hat, abgewimmelt wird. Für meine wunderbare F., der das alles eigentlich viel zuviel ist.
Und natürlich für mich, die ich gerade meine Diplomarbeit zu diesem ganzen leidigen Thema abgebe und mich jetzt erstmal in die große weite Welt aufmachen werde.
Für weniger Bildschirm und mehr so mit Anfassen.
Macht es gut meine Lieben, bleibt schön und wild, und auf bald!


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Porn Film Festival 2012, Tag 1 1/2

„Also Sex sells ja anscheinend, wa, so voll hab ich das Kino hier jedenfalls noch nie gesehn!“ konstatiert das neunmalkluge Hipsterkind in der Reihe vor mir, und tatsächlich: alles ist schön, alles ist wie immer, die Kinos voll und die Stimmung ausgelassen pubertär.

Für mich beginnt das in diesem Jahr besonders exquisite Programm mit Heaven/Hell, einer Doku über die tschechische BDSM-Szene. Die funktioniert ähnlich gut wie im vergangenen Jahr D/S – ich weiß nicht, ob dokumentierte Hobbysadomasochisten einfach eine gewisse Grundunterhaltsamkeit mit sich bringen, oder es diese besonders zärtlich-provinziellen Bilder sind, die einen nicht mehr loslassen. Wenn tschechische Tristesse auf Pony-Play trifft und sich ein neugieriges Kleinkind im Einkaufszentrum mit dem Computernerd in voller Pferdverkleidungsmontur anfreundet, bleibt jedenfalls kein Auge trocken.

Anschließend lief der – vermutlich nicht nur von mir – heiß erwartetste Spielfilm des Festivals überhaupt: I Want Your Love von Travis Mathews, der vor zwei Jahren mit seinem gleichnamigen Kurzfilm reihenweise Herzen gebrochen und den sofortigen Wunsch auf Reinkarnation in der Schwulenszene San Franciscos ausgelöst hat, liefert auch in der Langversion State-of-the-Art Hipsterporno in haarig-hyperrealistischen Bildern – lediglich ein paar der Dialoge außerhalb der diversen Betten schwächeln ein bisschen, aber Jesse Metzgers Welpencharme überstrahlt einfach alles – so sehr, dass Regisseur Mathews auch nicht persönlich anwesend sein konnte, weil Hollywood geklingelt hat und er gerade mit James Franco dreht. Big up!

Wie immer durchwachsen, äh, vielfältig: die Short Film Competition.

Mit Sao Paolo als Geliebter nivelliert „Love with the City“ zwischen Objektophilie und narzisstischer Flashergirl-Befriedigung und die masturbatorischen Kirchenszenen lassen Pussy Riot nach Ganztagskindergarten aussehen.

Antonio da Silvas „Bankers“ könnte eigentlich auch „Wankers“ heißen, denn genau das passiert, in seinem schier endlosen Versteckte-Kamera-Wackelfilmchen, das man zunächst geneigt ist, als relativ billigen Trick abzutun. Au contraire, der Regisseur hat sich tatsächlich in einem Londoner Restaurant im Financial District versteckt, und die titelgebenden Besucher beim mittäglichen Druckablassen gefilmt. Langweiliger Film, tolle Idee, eventuell hab ich jetzt auch die Pointe schon ausgeplaudert.

Unbedingt sehenswert dafür: Home vom spanischen Toytool Committee. Zwei Mädels aus Valencia, die es sich auf wunderschönen Möbeln wunderschön machen. Tatsächlich der einzige Beitrag der Short Film Competition, der auch zur Anregung, nicht nur zur Subversion oder Unterhaltung konzipiert ist – ich lasse mich diesbezüglich aber auch jederzeit von Pinocciofetischisten in wilde Debatten verwickeln, wenns sein muss.

Schon jetzt der heimliche Sieger der Herzen: Jan Soldat mit seinem Berlinalebeitrag „Zucht und Ordnung“, in dem er zwei brummelige schwule Berliner beim BDSM vor Gelsenkirchener Barock portraitiert. Wie der lebensgroße Porzellan-Collie stummer Zeitzeuge von zweckentfremdeten Wäscheklammern und Elektrofliegenklatschen wird, und immer mal wieder einer aufs Klo muss, weil nackig halt auch die Füße so schnell kalt werden, ist in seiner Poesie wirklich kaum in Worte zu fassen.

Erstes Highlight von Tag 2: Cabaret Desire, der neue Film von Erika Lust. In ihrem vierten Film vereint Frau Lust gekonnt Storytelling mit saftigen Sexszenen und mischt ein paar feministische Botschaften unter. „Fuck everything to be labeled and classified“, damn right, Erika! Besonders positiv fällt ihre Abkehr von den allzu hochglanzigen Darstellern auf. Auch für den schmächtigen Intellektuellen, die dralle Blonde und das ein oder andere Hämatom ist in Cabaret Desire Platz, und macht das ganze wesentlich greifbarer – auch wenn man natürlich meckern könnte und anmerken, dass sich die Sexszenen im Ablauf wenig unterscheiden. Aber wie die charismatische Frau Lust im anschließenden Publikumsgespräch erzählt: es entstammt alles ihrer Fantasie. Und genau das macht Pornofilmkritik auch so schwierig: klar kann man an der Technik rummäkeln – aber an Fantasien?

Die Gedanken sind frei und viele der Filme werden in den kommenden Tagen wiederholt
– ich freue mich erstmal auf die „After Pornified“-Lesung um 8 und den Filmmaker in Focus Abend mit Mor Vital. Kommt auch, freut euch mit!


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Neue Heftvorschau

Wer schon mal ein bisschen auf dieser Website herumgesurft hat, wird schon mal über die Heftvorschau gestolpert sein, mit der man in jede bisher erschienene Feigenblatt-Ausgabe hineinblättern kann – hier zum Beispiel in das aktuelle Heft.
Die Heftvorschau war bei den letzten Ausgaben allerdings ziemlich vernachlässigt. Außerdem hat sie ein Flash-Widget benutzt, das zunehmend mit unerträglichen Ladezeiten zu kämpfen hatte und dabei den ganzen Browser blockiert hat (sorry, falls Sie sich mal darüber geärgert haben). Ich bin heilfroh, dass wir das Ding jetzt endlich entsorgt haben.
Seit heute ist die neue Heftvorschau online: ohne Flash, funktioniert also auch auf Tablet und Telefon, lädt schneller und läuft anscheinend robust. Probieren Sie’s aus und sagen Sie Bescheid, wenn noch ein paar Murkeligkeiten drin stecken.


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Schicker Bluten

Schatz, es ist schon wieder diese besondere Zeit im Monat…und jetzt mach mir doch bitte einen Tee, und dann lass mich, öh, still leiden. Oder nicht ganz so still, mit dem vibrierenden Tampon, der ab jetzt alles besser machen soll.

Verständlicherweise nur einmal verwendbar, ist das gute Stück mit rund 20 Euro doch deutlich teurer als Ibuprofen und Badewanne. Wer so was braucht? Fragen sich die Macher auf ihrer Facebookseite auch gerade. Medikamenteverweigerinnen ohne Badewanne? Masturbationsverweigerinnen ohne Vibrator, die Angst haben, sich die Hände schmutzig zu machen? Oder doch die Seefahrerbraut, die ohne ihren Piraten ins rote Meer sticht? Auf Erfahrungsberichte bin ich ja, öh, schon echt gespannt.

via Pimpettes

Am 26. September 2012 von Theresa Lachner · Kategorien : Fundstücke


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Fragmentarisierungen

Der pornographische Blick macht es leicht, Menschen unmenschlich zu behandeln, schreibt Ariadne von Schirach in „Der Tanz um die Lust“, ein Buch das, Sie ahnen´s möglicherweise bereits, meiner Meinung nach in jeden guten Haushalt gehört.

Loch, Loch, Nippel, Pimmel, Loch. Um Lust, oder sagen wir mal zumindest Sex, filmisch sichtbar zu machen, bedienen sich Mainstreampornos einer simplen Ästhetik: sie filmen einfach dort drauf, wo man´s nun mal offiziell am besten sehen kann.

Dadurch geht es nicht mehr um die Körper an sich. Oder um die Menschen, die dort Dinge miteinander anstellen. Es geht um: Loch, Loch, Nippel, Pimmel, Loch. Es geht nicht um Gefühle, und um die soll es auch gar nicht gehen. Es geht um diese bestimmte Ästhetik, die da sagt: Loch: stopfen. Es ist ein Konzept für eine Gesellschaft mit großem Abstrahierungswillen, und woher der kommt, ist verständlich: wär ja auch schließlich schön, wenn alles so einfach wär.

Divide et impera, teile und herrsche. je genauer, je feiner der Zugriff, desto besser lässt sich Einfluss nehmen. Etwas wird fragmentarisiert, aus seinem natürlichen Kontext gerissen, unangemessen beleuchtet und dadurch in Bezug zu dem gesetzt, was „normal“ ist. (von Schirach, S.197)

Es ist ein simpler Machtmechanismus, einer, wie von Schirach meint, auch dem Grundprinzip Frauenzeitschrift zugrunde liegt. Frauen werden in Problemzonen fragmentisiert, und können so besser „behandelt“ werden: hier noch etwas Koffein-Roll-On gegen die Tränensäcke, und gegen die Cellulite kann man ja inzwischen auch so viel machen!

Alles soll möglichst fickbar gemacht werden, erotisiert, optimiert. Problemzone Mensch. Und diese Problematisierung, die in einem wesentlich größeren Kontext stattfindet, machen Frauenzeitschriften und Pornos, so von Schirach, besonders deutlich sichtbar.

Wieder einmal stehen wir vor einer selbst geschaffenen Ungeheuerlichkeit zu Zeiten der Industrialisierung vor den unmenschlichen Produktionsbedingungen. Nur ist es diesmal das Leben selbst, das produziert wird.“ (…) „Damit das Leben produziert werden kann, muss es erst einmal auseinander genommen werden, aufgesplittert, sichtbar gemacht, und in jedem kleinsten Teilchen kann dann Bedeutung verliehen werden. Wahrscheinlich hat irgendwann jede Körperfunktion ihre eigene TV-Show. (Von Schirach, S.196, f.)

Und das ist tatsächlich eine der Argumentationslinien, die ich im Zusammenhang mit der ganzen Frauenzeitschriften-sind-doch-total-furchtbar-Debatte sehr klug und wichtig finde. Und ein Problem, dem ich persönlich mit meiner Arbeit, so gut es geht, entgegen wirken möchte.

Denn genau darum geht es meiner Meinung nach: Für Dinge, die man gut findet, leidenschaftlich einzutreten – und laut drüber zu reden. Und Dinge, die man verbesserungswürdig findet, besser zu machen – oder es zumindest versuchen. Und genau das war das Problem der ursprünglichen Debatte: es ging nicht um Inhalte. Um Grauzonen, Differenzierungen, oder die Frage was anders sein sollte. Es wurde nicht unterschieden zwischen Brigitte und Closer oder zwischen Maxi und InStyle. Und genauso wenig, wie es in dieser Debatte tatsächlich um die ging, die eigentlich angesprochen wurden, ging es hier in den entsprechenden Blogkommentaren darum.

Lieber Bildblog, es ist ein zweischneidiges Schwert mit dir. Klar: einerseits ist es ein riesiges Kompliment, von einem der größten deutschsprachigen Blogs als einer von 6 lesenswertesten Artikeln des Tages verlinkt zu werden. Neben Moritz von Uslar oder Sascha Lobo. Nicht als SEXautorin, sondern als Autorin, Punkt. Das ist so ähnlich, wie im Ausland ein normales Gespräch zu führen. Und nicht als erstes gefragt zu werden, wie man sich denn eigentlich hier so fühlt. Als Deutsche und so.

Andererseits tut es nicht viel für mich – außer dem Gefühl, in einer Kneipe zu stehen, meinem Gesprächspartner (in diesem Fall Chefredakteur Herbert , der den TAZ-Artikel für meinen Geschmack ein bisschen zu unreflektiert wiedergekäut hatte) irgendwas über die laute Musik hinweg zuzubrüllen, und plötzlich sind 40.000 Augenpaare auf mich gerichtet, und gar nicht mal so wenige davon schreien: „Das ist nur weil du blond bist, du dreckige Hure Satans! Lies mal „Herr der Ringe“, sonst wird das nie was!“

Und so bin ich mit einer klitzekleinen Verlinkung wahlweise zu akademisch, zu dumm, zu geisteswissenschaftlich, zu arbeitslos, zu karrieregeil, zu arrogant, zu knackig, zu überheblich – wie die Exen vom Dings – Bitch, Please!

Und an den Klicks und Interaktionen merkt man, das kaum einer der Kommentatoren, die da am Werk sind, auch nur einen einzigen anderen Artikel von mir gelesen haben kann – geschweige denn, dass sie die eigentliche Thematik (oder die Website, auf der sie sind – sich im Blog eines Erotikmagazins darüber ereifern, dass überhaupt Sex geredet werden muss? Ja.) besonders interessiert. Aber anscheinend ist das auch gar nicht so wichtig.

Denn der aufgebrachte Bildblog-Pöbel jagt gern mit brennenden Mistgabeln durchs virtuelle Dorf, und versucht angestrengt, irgendwo hinzuhacken, wo´s weh tut. Ein Scheißestürmchen der Entrüstung, das nichts, aber auch gar nichts mit den „normalen“ Lesern hier im Blog zu tun. Denn bei dem, was hier passiert, geht es kein bisschen darum, wer ich bin oder was ich mache – und die, die da kommentieren, sind meist die letzten, die das eigentliche Thema überhaupt persönlich betrifft.

Ja, es übersteigt zugegebenermaßen mein Vorstellungsvermögen, dass sich jemand tatsächlich extra eine spezielle Spam-Mailadresse mit „Feigenblatt“ im Namen zulegt, um so richtig geil anonym ins Internet kacken zu können.

Ich weiß nicht genau, wie traurig, einsam, verzweifelt oder gelangweilt jemand ist, der hobbymäßig Kommentare schreibt, die länger sind als der ursprüngliche Artikel selbst. Und mir fehlt auch ehrlich gesagt die Freizeit, es wirklich nachvollziehen zu wollen: warum Menschen versuchen, aufgrund eines Freitagmittag zwischen acht anderen Baustellen hingerotzten Disskommentars an meinen heißgeliebten Chefredakteur und einem immerhin 5 Jahre alten Thumbnailbild von mir, versuchen Rückschlüsse auf mich und mein Wesen zu ziehen, um möglichst gut zutreten zu können.

Eh klar: lovers wanna love, haters wanna hate, und Trolls trollen halt in der Gegend rum – nichtsdestoweniger ist und bleibt es ein äußerst merkwürdiges Gefühl, wenn wildfremde Menschen beginnen, an irgendeinem Teil von einem zerren zu wollen, auch wenn sie dabei so offensichtlich ins Leere greifen, dass ich stellenweise laut lachen musste – als „zu dünn und erfolgreich“ um die Probleme anderer Leute wahrzunehmen, hat mich bis jetzt komischerweise noch nie jemand bezeichnet…

So oder so zeigt es eins: Fragmentarisierung ist eine zutiefst menschliche Angewohnheit – die auch vom anonymisierten Trollpulk des Weltnetzes begeistert aufgegriffen wird. Und das, obwohl die hier kommentierenden „diese furchtbaren Frauenzeitschriften“ ja eh nie lesen würden? Hm.

Es ist ein Mechanismus, an den man sich, als – Ihgitt, Journalist! – früher oder später gewöhnen sollte. Und noch mehr, wenn man als solcher versucht, über Sex, Pornographie oder gar Intimität zu schreiben.

Einigermaßen pervers wird es nämlich, wenn die Realität beginnt, das Internet zu imitieren.

Es ist der Bekannte, der die gute Freundin fragt, ob ich „in echt“ eigentlich auch „so offenherzig“ wäre, wie´s in meinem Blog immer wirkt. Der nackte Typ im Bett neben mir, der dann angenehm überrascht ist, weil er sich das mit mir prinzipiell anders vorgestellt hatte. Abgestumpfter. „Wo du doch immer so viel über Sex schreibst, und alles.“ Es ist ein generelles „Ich sag dir jetzt mal, was eigentlich dein gottverdammtes Problem ist“ aus den Mündern Halbbekannter, das aus einem Mangel an Distanziertheit resultiert, den ich inzwischen nicht mehr allein auf mein ach-so-offenes Wesen zurückführen kann. Es ist das klassisches Kolumnistenproblem: zu denken, man würde denjenigen, der da schreibt, gut kennen.

Ich hab keine Ahnung, bei wem alles das Kopfkino angeht, wenn ich schreibe, dass „Shades of Grey“ kein authentisches BDSM ist: Jawoll, und am Wochenende peitsche ich androgyne Jungfrauen in Latexmaske quer durch mein Wohnzimmer.

Meine Reaktion darauf ist immer dieselbe, und ich schätze, das liegt daran, dass es einfach die Standardreaktion aufs Kategorisiertwerden ist: Befremden. Da steht niemand so sehr drauf. Komisch komisch.

Im privaten Umfeld sind solche Reaktionen ein einigermaßen zuverlässiger Bullshit-Indikator. Ich hab es tendenziell lieber, wenn Leute mich fragen, warum ich wie bin, anstatt es mir ungefragt zu erklären. Und das ist auch im Weltnetz nicht anders.

Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau. Klar macht es Spaß, mit diesem ganzen Sexkolumnistendingsdasein zu spielen und darüber Witze zu machen.
Und die unvermittelt offenen Gespräche, die mir dieser Status ermöglicht, sei es hier im Blog, auf Facebook oder auf irgendwelchen Parties in irgendwelchen Küchen oder irgendwelchen Betten, möchte ich auf keinen Fall missen. Ich hab immer viel zurückbekommen, Menschen von neuen Seiten kennen gelernt, viel gesehen, viel verstanden. Ich erlebe sehr viel Offenheit und Begeisterung für das, was ich tue.

Und dennoch bin ich froh darüber, dass die meisten von euch weder wissen, welcher Song jetzt gerade bei mir im Itunes läuft, noch, wie viele Cellulitedellen ich so am Arsch habe. Dass es Teile von mir gibt, die noch niemand fragmentarisiert hat, auch nicht ich selbst. Denn, wieder von Schirach, Fragmentarisierung bedeutet auch, dass die einzelnen Teile nicht mehr von einem übergeordneten Ganzen organisiert werden. Es kommt zu Künstlichkeit. (S.198)

Und ich kann und will nicht bei jedem Stück Text(fragment), das ich hier hinrotze, darüber nachdenken, wie viele Leute daran Anstoß nehmen (könnten/wollen), und warum. Ich kann nicht bei jedem Mal, wenn ich WordPress öffne, den Anspruch an mich selbst haben, die Weltformel zu entwickeln. Weil keiner vorhersehen kann, wann was von wie vielen (und welchen) Leuten gelesen werden wird. Und weil ich für die Weltformel dann doch tatsächlich einigermaßen unterbezahlt bin.

Ich will in einer Kneipe stehen und über die Musik hinwegschreien können.

Ansonsten kann ich mich nämlich auch gleich auf dieses Volontariat in der Pressestelle beim Amt für Denkmalpflege der Stadt Dings bewerben, und mir ab sofort nur noch auf meine Beamtengehaltsklasse einen runterholen – für Verheiratete gibt´s sogar einen Hunderter mehr, can you fucking believe it?

So oder so ist zerstückelt werden eine äußerst merkwürdige Angelegenheit. Herbert hat die Kommentarfunktion zum Zeitschriftenartikel mit der Argumentation geschlossen, dass ich mich durch „meine persönliche Betroffenheit angreifbar“ gemacht hätte. Und das stimmt, wenn auch nur zum Teil. Denn angreifbar macht mich nicht die Tatsache, dass Frauenzeitschriften mir für meine Weisheiten gutes Geld zahlen, oder was ich studiert habe, oder wie „knackig“ oder „dünn“ (haha, tschuldigung, aber: haha) ich bin.

Angreifbar macht mich, dass ich versuche, bei dem was ich schreibe, Haltung zu bewahren, und vor mir selbst und allen anderen einigermaßen aufrichtig zu sein. Mit Namen. Und Bild. Angreifbar macht mich mein Bedürfnis nach Konstruktivität. Weil Ironie immer leichter ist.

Am 30. Juli 2012 von Theresa Lachner · Kategorien : Gedanken


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Ausschreibung: "Zwischen Kopf und Körper"

Sensible Menschen haben unter dem Sprücheklassiker „Dumm fickt gut“ ganz schön zu leiden – aber stimmt es wirklich, dass beim gehirnlosen Bodybuilder und seiner lebenden Dauerwelle im Schlafzimmer die Post abgeht? Verheißt der Gegenspruch „Das größte Sexualorgan sitzt zwischen den Ohren“ vielleicht nur den Trostpreis einer lebhaften Fantasie? Hilft es, wenn man viel über Sex weiß, oder verschafft einzig das Bauchgefühl Befriedigung?
Mal ist der Geist willig und das Fleisch schwach, mal kann der Verstand das Liebesbedürfnis der dafür gemachten Körperteile kaum bändigen. Auf lustvolle Kämpfe zwischen Kopf und Körper, kluge Instinkte und zärtliche Gedanken für Feigenblatt 28 „Zwischen Kopf und Körper“ freuen wir uns bis zum 14. Oktober!
Die wichtigsten Fragen zu Text- und Bildeinsendungen beantworten wir übrigens in unseren FAQ.