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Ken-Ichi Murata: Naked Princess

Es sind böse Märchen, die der aus Osaka stammende Fotograf erzählt: Rotkäppchen im finsteren Wald hebt das Röckchen ihrer Schuluniform, in verfallenen Schuppen mit bizarrer Dekoration zelebriert die Prinzessin ihre Fesselkünste, und ein Herr im schwarzen Anzug richtet sein Teleskop auf den gespreizten Schoß einer jungen Frau. Bücher türmen sich auf, kaputte Uhren liegen neben einem Totenschädel und alten Fotoapparaten, verzauberte Schlingpflanzen winden sich aus den Vulven der unberührbar vollkommenen Mädchen.
Diese sinnlichen Träume mit dem subtilen Kitzel des Perversen stehen stets an der Kippe zu Alpträumen. Dazu trägt auch Muratas Muse und Modell Yumiko Yamasaki bei, die die ursprünglich schwarzweißen
Bilder mit zurückhaltend blassen Farben koloriert hat, als kämen sie aus einer anderen, seltsamen Zeit.
Zwar bedient sich Murata meist der japanischen Erotikklischees Schulmädchen oder Geisha, doch umrankt er diese mit so beeindruckenden, sorgfältigen Arrangements, dass jedes seiner Bilder überrascht, irritiert, vielleicht auch verstört. Nicht für jeden, aber faszinierend.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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