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Kamingespräch mit einer Domina – Teil 2

Wer Domina werden will, braucht eine starke Persönlichkeit. Gleichzeitig gehört sehr viel Einfühlungsvermögen dazu: „Was will der Kunde, wie kann ich es ihm geben? Als Domina bist du zuallererst einmal mehr Psychologin als alles andere.“
Psychisch geht das tief in die Seele, und auch physisch oft genug unter die Haut: Behandlungen mit Nadeln gehören für Schmerzerotiker dazu. „Das sind ja dann Wunden, die musst du versorgen“ – eine Krankenschwesternausbildung dazu hat Ingrid nicht, aber lange genug als Tätowiererin und Piercerin gearbeitet, um ein Gefühl dafür zu haben. „Ich kann besser stechen als mancher Arzt“ meint sie selbstbewusst und erzählt von einer Freundin, dich sich regelmäßig ihre Hormonspritzen von ihr geben lässt.

Gibt es irgendeine Art „Vertrag“, die der Kunde vorher unterschreiben muss, um eventuelle Schmerzensgeldansprüche abzulehnen?
Nein. Die Domina trägt die volle Verantwortung, denn die Arbeit läuft unter der Hand ab. „Du fallst durchs System in dem Job“ erzählt Ingrid; Steuern zahlt sie, staatlich versichern lassen kann sie sich nicht; anders als in Deutschland gibt es für Sexarbeit keinen Gewerbeschein, keine Linie wie mit Berufen wie ihrem rechtlich umgegangen wird, sie selbst hat eine Künstlerversicherung.

Haben Dominas einen Zuhälter?

Die allerwenigsten. „Wir würden uns doch nicht nach einem Mann richten“ lacht Ingrid. Sie hat ein privates Studio bei sich zuhause, „diskret und gemütlich“ wie sie selbst sagt. Dort gibt sie auch Workshops, man kann das Studio mieten, eine Frau hat das ihrem Mann mal zu Weihnachten geschenkt.

Wie läuft so eine Session ab?

Neue Kunden vereinbaren telefonisch einen Termin, sie fühlt vor nach Wünschen und Vorlieben, empfängt den Gast jedoch niemals am selben Tag. So sichert sie sich ab: „Wer es wirklich will ruft dann eben nochmal an.“ Die Sitzungen dauern oft mehrere Stunden, mittlerweile hat sie fast nur noch Stammkunden, drei, vier, fünf pro Woche nimmt sie, zwei an einem Tag gehen auch, sind ihr aber aber eigentlich zuviel, Ingrid will niemanden abfertige. „Du musst sehr viel geben dass die Leute wiederkommen“: Eine Domina muss Regie führen, eine Spannung erzeugen und diese Spannung dann halten, das geht nicht wie im Bordell, wo nach 10 Minuten normalerweise alles vorbei ist; Männer die oft „total kopfgeil“ zu ihr kommen müssen hingehalten werden, zum Höhepunkt wollen jedoch fast alle Männer kommen: nach dem Spannungsaufbau die Explosion, danach haben sie neue Energie, das macht sie glücklich. Früher hat Ingrid der Job noch mehr Spaß gemacht, inzwischen ist er weniger erregend, mehr eine Kopfsache, gibt ihr allerdings immer noch viel: „Wenn man es gern macht, kriegt man sehr viele Komplimente: ich bin im Wechsel, ich hab zugenommen, dann trotzdem zu hören, du bist wunderschön, natürlich tut das auch gut.“

Ingrid hat ein erwachsenes Kind, ist inzwischen Großmutter und weiß, wie seltsam es werden kann, wenn Job und Privatleben sich vermischen. „Da stehst am Herd, zwischen Kind und Kegel, und kriegst einen Kundenanruf, und der fragt dich dann, „na, wie gehts deinem geilen F***chen?“. Da wirst ja irre!“

Was Ingrid mit ihren Kunden so erlebt – im dritten Teil!