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Hans Bellmer

Während die Picassos, Dalís und Magrittes längst in jedem Kunstdruckladen angekommen sind, hat sich das Schockierende an den Arbeiten ihres Zeitgenossen und Weggefährten Hans Bellmer erhalten. Seine Zeichnungen, Fotografien und Objekte verstoßen gegen alle Tabus. Sie verschmelzen Menschen mit Dingen, Männer mit Frauen, kindliche Unschuld mit sadistischer Gewalt, als gelte es, mit den Mitteln des Traums die menschliche Anatomie zu erforschen. Ebenso von Freud wie von Sade beeinflusst, kreierte der ewige Außenseiter sexuelle Albträume aus Puppen und Torsi. Das Verstörendste daran ist vielleicht die exakte Technik der feinen Bleistiftlinien, die ingenieurhafte Präzision in der Versuchsanordnung.
Gut dreißig Jahre nach Bellmers Tod zeigten die Staatliche Graphische Sammlung München und Londons Whitechapel Art Gallery letztes Jahr die größte Retrospektive zu seinem Werk außerhalb seiner Wahlheimat Frankreich. Der Katalog dazu versammelt über 200 Bilder aus 35 Jahren, kompetent eingeleitet und mit ausführlicher Chronologie versehen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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