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Claudia Wessel: Affäre

Ein Mann und eine Frau treffen sich in Hotels. Er dringt in sie ein, aber er kann sie nicht berühren. So schroff, wie sie ihre Lust ausleben, ist auch die Sprache in Claudia Wessels kurzem Roman.
Mit jedem Treffen, jedem Hotelzimmer, dringt mehr Licht in diese „Affäre“. Die spröde Poesie, mit der Wessel ihre pornographisch direkten Schilderungen an der Grenze zum Ekel gestaltet, nimmt im Lauf des Buchs wärmere Farben an. Nicht länger scheinen sich Sex und Nähe auszuschließen, aus der Affäre, der gegenseitigen Abhängigkeit erwächst Zärtlichkeit. Doch diese Nähe bringt neue Grausamkeiten,
denn der Mann ist verheiratet. Die Ich-Erzählerin wird von der „Nutte“, wie sie sich in lustvollem Selbsthass nennt, zur „Bettlerin“, ihre Gefühle eskalieren.
Anders als in ihrem stellenweise redseligen Erzählband „Zu dritt“ konzentriert sich Wessel auf die Begegnungen. Die knappe, aber bildstarke Sprache lässt kaum Außenwelt durchdringen, zieht unmittelbar ins Geschehen und wirkt zugleich seltsam abweisend — so, wie sich die beiden Figuren nicht zwischen Nähe und Zurückweisung entscheiden können.

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