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Björn T. Leimbach: Männlichkeit leben

Wenn ein Mann eine Frau schlägt, ist das ein Skandal – wenn eine Frau einen Mann schlägt, werden viele das Selbstbewusstsein und die Stärke der Frau bewundern Männer werden öfter Opfer von Gewalt, sterben früher und verlieren nach Scheidungen regelmäßig den Kontakt zu ihren Kindern. Die Kernthese ist provozierend: Während Frauen in einer zunehmend vaterlosen Gesellschaft in eine dominante Rolle hineinwachsen und nicht zögern, bei Auseinandersetzungen aufs Ganze zu gehen, sind Männer verunsichert; Medien und Politik verstärken das, überzeugende männliche Rollenmodelle fehlen. Leimbach setzt auf den „Herzenskrieger“, der Verantwortung übernimmt, mit dem Vater Kontakt hält und sich mit anderen Männern in freundschaftlicher Konkurrenz misst. Natürlich ist das einseitig, natürlich gibt es Bereiche, in denen Frauen noch immer ganz real benachteiligt werden. Aber die Stärke dieses Buchs besteht darin, dem Leser (oder der Leserin) eine neue Perspektive auf die Welt zu eröffnen, die in Teilen durchaus stimmig ist. Ein wichtiger Beitrag zur männlichen Selbstfindung.


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Cornelia Jönssom: 111 Gründe, SM zu lieben

Lackstiefel, Peitsche, Handschellen, herrische Dominas – die Bilder, die zu SM gehören, hat jeder im Kopf, dem Privatfernsehen sei Dank. Aber was jemanden wirklich umtreibt, der seine sexuelle Lust aus Dominanz oder Unterwerfung bezieht,bleibt der großen Mehrheit der „Vanillas“ meist verborgen. Cornelia Jönssons Buch zeigt die Perspektive einer Frau, die sich von ihrem Freund und einer zwanzig Jahre älteren Frau, mit denen sie zusammenwohnt, erniedrigen lässt und die damit höchst zufrieden ist. Mit klug erzählten Alltagsgeschichten erläutert sie, warum für SMler manches einfacher ist: Nach jahrelanger Auseinandersetzung mit seiner abweichenden Sexualität kann er, so Jönsson, mit dieser umgehen und seine Wünsche äußern. Eine lebhafte Gemeinde sorgt für sozialen Anschluss und Sex ist spielerisch und voller Abenteuer Auch wenn vor übertriebener subkulturelle Abgrenzung gelegentlich der Blick auf die Normalsterblichen elitär und fast mitleidig wird: insgesamt ein gelungenes Buch für alle, die an sich selbst ungewöhnliche Neigungen beobachten oder solche Menschen verstehen wollen.


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Michaela Riedl, Klaus Jürgen Becker: Lingam Massage

Sex muss für den Mann nicht zwangsläufig bedeuten, dass er durch ungeduldige Stimulation schnell dem Höhepunkt entgegenhetzt. Die Offenheit gegenüber einer weniger zielgerichteten Sexualität ist aber auch die einzige Voraussetzung für eine Massage von Lingam (Penis) und Prostata, so die Autoren; Alter, Erfahrenheit und Potenz spielen keine Rolle. Das Buch ist das Gegenstück zu dem zwei Jahre vorher erschienenen „Yoni- Massage“, das die Tantra-Lehrerin und Masseuse Michaela Riedl mit einer Coautorin schrieb. Der Ratgeber beschäftigt sich mit den medizinischen Grundlagen und beschreibt Atem- und Entspannungsübungen, bevor es an die eigentliche Anleitung zur Penis- und Prostatamassage geht; Erfahrungsberichte schließen das Buch.
Das aufgeräumte Layout und schöne Fotos machen die Lektüre angenehm. Für diejenigen, die mit der Tantra-Szene noch nie zu tun hatten, klingen Worte wie „Lingam“ und „Yoni“ gewöhnungsbedürftig. Die Autoren verwenden sie, weil sie respektvolle Lust ausdrücken. Und vielleicht ist es ja wirklich nötig, für die sexuellen Belange eine neue Sprache zu finden.


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Dr. Ruth Westheimer: Silver Sex

Schneller als gedacht kommt der Tag, an dem die Kinder aus dem Haus sind und das Nest leer. Jetzt wäre endlich Zeit, Sexualität unbeschwert zu leben … und doch findet man tausend Gründe, es immer seltener zu tun. Er sucht Ersatz im Internet. Sie entschuldigt sich mit Menopause und trockener Scheide. Die 80-jährige Therapeutin schildert unverkrampft und leicht verständlich, wie man Ausreden kippt und Routinen aushebelt, richtig masturbiert, Sexspielzeug benutzt und sich mit den Handicaps des Alters arrangiert. Ein Film, der zwei Menschen beim Sexualakt zeigt, ist für sie keine Pornografie, sondern Erotik. Sie sieht aber die Gefahr, dass der Mann Pornos zur schnelle Befriedigung ohne Anstrengung benutzt. Überhaupt rät sie zum Reden. Damit es nicht zu der peinlichen Situation kommt, dass er eine Viagra nimmt, sie aber mit dem Laptop im Bett dringende Schreibarbeiten zu erledigen hat. Sie ahnen es schon: Dieses Sachbuch kann sehr hilfreich sein, verlangt aber auch nach Veränderung. Meine Frau zerrte mich übrigens nach dem Lesen ganz unsachlich ins Bett. [Rezension von Ulli Weigel]


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Ulrich Clement: Guter Sex trotz Liebe

Sie lieben Ihren Partner, aber der Sex ist nicht mehr so spannend wie früher, wenn er überhaupt noch stattfindet? Dazu gibt es Ratgeber wie Sand am Meer. Statt aber den Leser mit wohlfeilen Rezepten wie Sex auf dem Küchentisch oder Fesselspielen abzuspeisen, geht Paartherapeut Ulrich Clement ans Eingemachte. Die meisten Paare leben ihre Sexualität auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Darum rät er den Lesern, sich auf ihr persönliches erotisches Profil zurückzubesinnen: Was sind meine Wünsche, was gefällt mir im Moment nicht? Diese Gedanken dem Liebsten mitzuteilen, kann eine Menge Ärger bringen – doch für Clement ist das der einzige Weg zu einer langfristigen Wiederbelebung im Schlafzimmer. Dabei sollen den Paaren zahlreiche Tests, Übungen und Fallbeispiele
helfen, zum Beispiel einmal richtig schlechten Sex zu praktizieren – aber bitte nach vorheriger Absprache, damit der andere den Unterschied auch merkt. Es ist ein hartes Arbeitspensum, was Clement seinen Leserinnen und Lesern aufgibt – aber wer zum Zusammenbleiben keine Alternative sucht, findet hier einen aussichtsreichen Weg.


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Silke Maschinger: Spielarten der Lust

Welche Pornofilme kann man sich auch zu zweit anschauen? Wie verhält man sich in einem Swingerclub und welche Regeln sollte man bei SM-Spielen einhalten? Wo gibt es schönes und hautfreundliches Sexspielzeug? Manch eine(r) möchte seinen oder ihren Horizont in Sachen Sexualität erweitern und neue „Spielarten der Lust“ für sich selbst oder zusammen mit dem Partner entdecken. Silke Maschinger, Erotik- Coach und Gastgeberin des Erotischen Salons in Berlin, nimmt die Neugierigen mit auf einen Streifzug. Bei ihren Tipps und Anregungen schöpf die Autorin aus eigenen Recherchen und aus den vielen Interviews, die sie in ihre Salon geführt hat. So bereitet sie die Leser zwanglos und fundiert auf eigene Expeditionen vor und gibt einen Blick auf die Menschen, die viel Erfahrungen bei solchen Abenteuern haben.
Genauso vorurteilsfrei, wie Silke Maschinger über Swingerclubs und SM, Homo-, Bi- und Gruppensexualität erzählt sollten Leser mit diesem Buch umgehen wie mit einer Schachtel Pralinen aus der jeder Griff etwas anderes herauszaubert was aber jedes Mal verführerisch gut schmeckt.


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Cumshots – Höhepunkte der deutschen Pornofilme

Wer durch die Pornoabteilung einer Videothek spaziert und dabei seinen klaren Kopf nicht an Hormonstau oder Ekelreflex verliert, kann über die Grellheit der Filme nur noch lachen. Vermutlich mussten die Autoren noch nicht einmal lange suchen, um 400 „Höhepunkte des deutschen Pornofilms“ für „Cumshots“ zusammenzutragen.
Die meisten Cover stehen unkommentiert (und Jugendschutz-kompatibel verpixelt) auf den Seiten: Titel wie „Der Fotzenfrisör“, „Grotten des Grauens“ oder „Japanische Mösen-Malerei“ unterlaufen jeden Versuch, sich über sie lustig zu machen. Glücklicherweise haben Grebing und Scheler keinen billigen Schenkelklopfer produziert, sondern werten die Sammlung durch ansprechende Einleitungstexte für die Pornogenres und schickes Layout auf, das in der Verpackung als VHS-Kassette gipfelt. Ein Nachwort destilliert die „10 goldenen Regeln der Pornoindustrie“ heraus.
Die Reise durch das sexuelle Elend und die Jämmerlichkeit der sogenannten Erotikindustrie kann einen traurig stimmen. Aber vorher hat man sich gut amüsiert.

Am 8. April 2008 von Herbert Braun · Kategorien : Sachbücher


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Desserts für Verliebte

Wenn Sie zwei Grundbedürfnisse nennen müssten, deren Befriedigung besonderen Genuss verspricht, wäre Essen wahrscheinlich dabei. Sollte Sex das andere sein, könnte dieses ganz spezielle Kochbuch Ihr Liebesleben und Essverhalten bereichern: Die drei Autoren Kerstin Matthies, Brigitta und Markus Gumpricht haben nämlich Desserts zusammengetragen, die sich direkt von der Haut des Partners schlürfen lassen. Wo in Pornofilmen nur Gehaltvolles wie Sprühsahne oder Honig auf dem Speisezettel steht, wartet dieses Büchlein mit Mousse, Pudding und Früchten auf. Dabei gehen die Meinungen auseinander: Während sich mancher gar nicht vorstellen kann, als menschlicher Teller ins Liebesspiel zu gehen, lief anderen bei den Bildern von cremeübergossenen und puderzuckerbestreuten Frauenkörpern das Wasser im Mund zusammen. Die meisten Rezepte erfordern keine Spitzenköche, sondern allenfalls ein wenig Lust am Arrangement. Und ganz gesundheitsbewusst warnt der Dessertführer noch vor Erfrierungen, die durch bloßes Eis auf der Haut entstehen können.


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Christine Janson: Mehr Lust auf Liebe

Frauen und Männer beim Sex unterschiedlich ticken, ist für Christine Janson kein Hindernis für eine sexuell erfüllte Partnerschaft – im Gegenteil: Beide können voneinander lernen. Konsequenterweise ist dieser Ratgeber denn auch aufgeteilt in „Was Männern von Frauen lernen können“ und „Was Frauen von Männern lernen können“. So sollten sich Männer mehr Zeit nehmen für Zärtlichkeit und ihre Sinne schärfen für Stimmungen, Düfte, zarte Berührungen. Frauen können dagegen vom Partner die Lust an Abenteuern und Grenzüberschreitungen übernehmen.
Wie in ihren vorigen Büchern greift Janson tief in die Kiste ihrer eigenen Erfahrungen. In den praktischen Übungen geht es nicht nur um den Akt, sondern auch darum, seinen Körper mit duftender Pflege und Entspannung in sinnliche Stimmung zu versetzen – auch wenn dieser ganzheitliche Ansatz bisweilen weit wegführt. Eingebettet sind die Ratschläge in die Geschichte von Lukas und Jasmin, die ihrem Liebesleben neues Leben einhauchen wollen. Sinnliche Fotos des Paares runden das Buch ab.

Am 7. Januar 2008 von Anja Braun · Kategorien : Sachbücher


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Gay Talese: Du sollst begehren

Von den späten 60ern bis in die frühen 80er waren die USA eines der sexuell freizügigsten Länder der Erde – für die einen das Paradies auf Erden, für andere Sodom und Gomorrha. Neun Jahre lang recherchierte Gay Talese, einer der bekanntesten amerikanischen Reporter, die Ursachen der kulturellen Umwälzung in den USA. Zwischen 1971 und 1980 begleitete er Playboy-Gründer Hugh Hefner, lebte monatelang in einem Nudistencamp, sprach mit dem Ratgeber- Autor Alex Comfort und vieles mehr. Daraus entstand ein ebenso umfangreicher wie fesselnder Bericht über das Liebesleben der Amerikaner, der die freie Liebe, den Durchbruch von Sexmagazinen und die Emanzipation der Frau Revue passieren lässt und von Gerichtsprozessen um Meinungsfreiheit und Zensur berichtet.
Talese diskutiert bis heute ungelöste Probleme, etwa wie erfüllte Sexualität und monogame Beziehungen zusammenpassen oder wo Kunst aufhört und Pornografie anfängt. Nach mehr als 25 Jahren ist dieser moderne Klassiker, der seinerzeit für viel Aufsehen sorgte, nun auch auf Deutsch erschienen.

Am 7. Januar 2008 von Gulaim Ahangri · Kategorien : Sachbücher