Permalink

off

Björn Kern: Das erotische Talent meines Vaters

Sind die Kinder bürgerlicher als die eigenen Eltern? Diesen Eindruck könnte man im neuen Roman des jungen Autors gewinnen. Die Welt des 23-jährigen Pflegers Philip wird auf den Kopf gestellt: Statt ein erholsames Wochenende bei seinem Vater am Bodensee zu verbringen, sorgt er sich um ihn. Warum fühlt sich Jakob von den Frauen bedroht, denen er doch so imponiert?
Der Dschungel aus Irrungen und Wirrungen verdichtet sich um Philip. Dazu trägt auch bei, dass der Vater verblüffend fit und ausgeglichen wirkt – nimmt er etwa Drogen? Das Bild des charismatischen, attraktiven 60-Jährigen passt nicht in das Muster des Sohns, genauso wenig wie die Spiele um Sein und Schein mit den beiden jüngeren Frauen, die in Jakobs Leben drängen.
Kern schildert den uralten Vater-Sohn-Konflikt zeitgemäß aus der Perspektive Philips, der sich im Lauf der Handlung immer wieder mit dem Vater vergleicht und ihm imponieren möchte. Letztlich erkennen beide ihre jeweiligen Probleme in Liebe und Sexualität. Die bildreiche, spielerische Sprache tröstet über die zum Teil etwas weitschweifige Erzählung hinweg, die mit einem unerwarteten Ende auftrumpft.

Kommentare sind geschlossen.