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Jasmin Leheta, Aveleen Avide: Seidene Küsse

Die „jungen, modernen, attraktiven Frauen“ lassen die beiden Münchner Autorinnen in ihren Geschichten auftreten – Frauen, die (so der Klappentext) „wissen, was sie wollen“. Tatsächlich geraten die Hauptfiguren ständig in Situationen, in denen sie alkoholisiert ihre sexuelle Selbstbestimmung verlieren – und genießen, was mit ihnen passiert. Echte Kommunikation mit den männlichen Eroberern findet nicht statt, passiv warten die Beuteweibchen ab. Das Einzige, was diese Frauen zustande bringen, ist, Männer durch Tricks vor den Kopf zu stoßen.
Handlung, Figuren und Sprache sind gleichermaßen von Klischees gespickt: von der Frau, die trotz vollem Schrank nie weiß, was sie anziehen soll, über die „den Italienern angeborene Eleganz“ bis hin zu „treulosen Tomaten“. Sätze wie „es sah unheimlich sinnlich aus“ beschreiben erotische Situationen. Die Metaphern wirken gekünstelt, viele Beschreibungen sind eine Schlacht von Adjektiven. Wer sich durch all das nicht stören lässt und das Buch seiner expliziten Szenen wegen liest, wird es mögen. Die gibt es nämlich reichlich.

Am 7. April 2007 von Ruth Stehle · Kategorien : Literatur


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Anais Nin: Das Delta der Venus

Die erste moderne Sammlung von Erotika aus weiblicher Sicht, ein Klassiker, ungekürzt vorgetragen von einer bekannten Schauspielerin: Das 11-CD-Hörbuch aus der Klassiker-Reihe des Argon-Verlags in
der dunkelroten Box mit umfangreichem Booklet weckt hohe Erwartungen – und vermag sie zu erfüllen.
Die 15 Kurzgeschichten sind sinnlich, mit Henry Millers Worten „schamlos schön“ und sehr explizit, weil für einen Auftraggeber geschrieben, der ausdrücklich keine Poesie wünschte – erstaunlich, wie viel sich davon trotzdem finden lässt. Weil Nin aus einem großen Fundus an Situationen und Obsessionen schöpft, entsteht – trotz mancher Klischees und ähnlicher Charaktere – kaum einmal der Eindruck von Wiederholung.
Angela Winkler verleiht den Geschichten eine Stimme, die von neugierig erregt bis tief berauscht nichts auslässt. Leicht gibt sich der Zuhörer der Illusion hin, Anaïs Nin selbst würde ihr Werk vortragen und lässt sich bereitwillig entführen in ein Reich von Sehnsüchten, Orgien, Opiumhöhlen und erotischen Träumen. Wer das Delta der Venus in kleinen Dosen konsumiert, wird lange Genuss daran finden.

Am 7. Januar 2007 von Ruth Stehle · Kategorien : Hörbücher


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Pierre et Gilles: Göttliche Körper

Katholische Heilige, ägyptische Pharaonen, hinduistische Gottheiten, zeitgenössische Pop-Ikonen – in ihrem grotesk-naiven Plüschparadies feiern Pierre et Gilles Schönheit und Fantasie. Seit 30 Jahren leben und arbeiten die beiden „Hohepriester des Kitsch“, der Fotograf Pierre Commoy und der Maler Gilles Blanchard, zusammen. Die Modelle sind so vielfältig wie die Motive: Bekannte Gesichter wie die von Naomi Campbell, Marilyn Manson oder Nina Hagen stehen neben unbekannten Charlys und Didiers. Eines haben sie alle gemein – sie sind schön. Ob nackt oder verhüllt, ob entrückt gen Himmel blickend oder neckisch in die Kamera, sie alle verklären Sinnlichkeit zum Spirituellen.
Es ist die auf den ersten Blick blasphemische Vereinigung von Religion und Sex, die den besonderen Reiz des Buches ausmacht. Das Körperliche zeigt sich in Vollkommenheit und Begehren, in der Versuchung des Bösen oder im Leid des Märtyrers.
„Göttliche Körper“ ist ein großartiges erotisches Vergnügen: Neben geistiger Nahrung bietet es freizügige Bilder sehr schöner Frauen und (vor allem) Männer. Und, nicht zuletzt: Wer Kitsch sucht, wird ihn hier reichlich finden.

Am 7. Januar 2007 von Ruth Stehle · Kategorien : Bildbände


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Erotik zum Schnäppchenpreis

Erstaunlich, wie viel Geld manche Leute für Erotik auszugeben bereit sind: Insgesamt 5,66 Millionen Euro wurden bei einer Versteigerung in Paris für Bücher einer erotischen Bibliothek ausgegeben, der höchste Preis, der in den vergangenen 30 Jahren für eine erotische Sammlung bezahlt wurde.

Der Schweizer Industrielle Gerard Nordmann (1930-1992) hat die rund 1000 zwischen 1527 und 1975 entstandenen Manuskripte, Bücher, Briefe und anderen Dokumente, darunter viele Werke bekannter Autoren und Künstler (z.B. Voltaire, Flaubert, La Fontaine, Maupassant, Sade, Dubuffet und Dali), im Laufe seines Lebens versammelt. Ein Vorbild für jeden Liebhaber erotischer Kunst und Literatur!

Aber was, wenn man kein Schweizer Industrieller ist, und auch nicht die Französische Nationalbibliothek, in deren Besitz nun viele der Werke sind? Ganz einfach: Zum Glück gibt es ja das Feigenblatt! Ab Morgen können Sie die Läden stürmen und schon ist die Ausgabe 6 für den Spottpreis von 5 Euro in ihrem Besitz! Und wer weiß, vielleicht bekommen Ihre Ururenkel in 100 Jahren ja auch ein paar tausend Euro für Ihre Sammlung?

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

Ihre Ruth

Am 20. Dezember 2006 von Ruth Stehle · Kategorien : Standard


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Nur noch 10 mal schlafen….

Es war still im Feigenblog, sehr still… ganz im Gegensatz zu unserem Büro! Da herrschte ein geschäftiges Treiben: die kleinen Elfen waren Tag und Nacht damit beschäftigt das neue schönste Feigenblatt aller Zeiten zu schaffen!

Seit Montag liegt Heft 6 mit dem Titel „Körpereinsatz“ jetzt bei der Druckerei und es dauert gar nicht mehr lange, bis wir und vor allem Sie, liebe Leser, es endlich in den Händen halten! Die Abonnenten können sich vielleicht schon am 16. Dezember freuen, für alle anderen gibt’s das Feigenblatt ab dem 20. Dezember im Handel.

Auch diesmal erwartet Sie wieder viel Abwechslung mit den Erzählungen, in denen der Körper (oder Teile davon, in der Geschichte von SAID zum Beispiel die Zehen) eine ganz besondere Rolle spielen – sei es beim Tanz, beim Liebesspiel, oder bei beidem gleichzeitig.

Aber nicht nur unsere Autoren, sondern auch wir waren fließig:

Wir haben mit fünf Bühnenpaaren gesprochen und sie gefragt, wie sie privat in Sachen Liebe und Erotik zueinander stehen. Der Fotograf Ralf Mohr hat die wunderschönen Bilder dazu geliefert. Er fotografiert Paare bei Tanz und Akrobatik – manchmal auch nackt.

Außerdem haben wir versucht, das Rätsel um G-Punkt und weibliche Ejakulation zu lösen: Wirklich eine ganz besondere „Quelle der Lust“ oder einfach nur ein Produkt kreativer Köpfe? Finden sie es selbst heraus – nachdem sie das Interview mit der Autorin und Aufklärerin Deborah Sundahl und unseren Artikel gelesen haben!
Zu einem weiteren Blick über den Tellerrand regt der Beitrag von Christine Jansson an: Sie klärt uns auf humoristische Weise darüber auf, was Tantra eigentlich ist und auf was man dabei achten sollte…

Natürlich kommen auch diesmal die Rezensionen nicht zu kurz, und der kleine Feigling durfte erzählen, warum er Mittwochs am liebsten Sudoku spielt.

Wer so kurz vor Weihnachten der Meinung ist, er hätte keine Zeit, das Feigenblatt zu lesen, weil ja noch sooo viele Geschenke fehlen, der sollte es gerade deshalb lesen: Wir haben ein paar besonders schöne Ideen für Sie zusammengetragen, die bestimmt auch noch zu Valentin gut ankommen!

Herzliche Grüße aus der Feigenblatt-Redaktion von
Ruth Stehle

Am 6. Dezember 2006 von Ruth Stehle · Kategorien : Standard


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Lieber nicht an Lampen denken

Um die Spannung noch etwas zu steigern, hat Arte seinen Zeitplan kurzerhand verändert und den Themenabend zum Thema „Orgasmus – Geheimnisse eines Hochgefühls“ (s. „Treibgut“, Heft 5) mit dem Spielfilm getauscht, der eigentlich im Anschluss daran hätte laufen sollen. Wenn ich mich richtig erinnere hatte der den passenden Titel „Der Große Knall“, und sehenswert war er auf jeden Fall. Da wurden ein paar Versuchspersonen genetisch manipuliert, was letztlich zur Folge hatte, dass sie zu begeisterten Liebhabern von Militärmusik wurden. Aber egal, eigentlich wollten mein Freund und ich nur mal wissen, was andere so über ihren Orgasmus zu sagen haben. Und nachdem endlich mal vollständig erklärt worden war, warum Menschen singen (wegen des Spy-Gens), war es dann auch so weit.

Was auch immer wir erwartet hatten, sehr viel Neues gelernt haben wir beide nicht. Kommt vielleicht davon, wenn man in einer langen Beziehung lebt, in der es an Gelegenheiten zu „Feldstudien“ bisher nur selten gefehlt hat. Trotzdem war es ein sehr interessanter und unterhaltsamer Abend. Ein paar Anregungen haben wir uns doch geholt, und ein paar Fragen sind geblieben.
Tief beeindruckt waren wir beide von der Frau in der ersten Szene, die durch Kontraktion ihrer Beckenbodenmuskulatur einen Orgasmus bekommen konnte. Ich meine: Geht das wirklich? Und vor allem: Wie lange hat sie dafür trainiert? Und wie?

Als beinahe chronische Kritikerin der vielen „Männer-sind-so-und-Frauen-ganz-anders“-Theorien (ich glaube immer noch dass es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede gibt, nur fallen uns die nicht auf) und obendrein auch noch Psychologie-Studentin habe ich dann natürlich sofort angefangen, Hypothesen aufzustellen: Da wurden sowohl die Frauen als auch die Männer nach ihren sexuellen Fantasien gefragt. Die Frauen haben Szenen und Situationen beschrieben, die Männer Bilder. Leider konnte man die Interviewerin nicht hören. War die Frage bei beiden wirklich genau gleich? Hatte das Geschlecht der Interviewerin möglicherweise Einfluss auf die Antworten? Und wurden da auch alle Störvariablen ausreichend kontolliert….. ?!? Und die Studien, nach denen der weibliche Orgasmus mit steigendem Alter immer intensiver erlebt wird, sind das Längs- oder Querschnitstudien? Spielt da vielleicht der Kohorteneffekt die größte Rolle? Anders gefragt: Gilt das auch für Frauen meiner Generation?

Vielleicht ist so ein humanwissenschaftliches Studium doch nicht immer so förderlich. Schließlich waren die Beiträge ja subjektiv, und das war ja auch das schöne daran. Dass da eben doch mit erstaunlicher Offenheit über intimste Dinge gesprochen wurde, die für mich vielleicht so exotisch nicht sind, es sehr wohl aber für meine Eltern noch wären.

Studium bei Seite, ein paar praktische Anregungen haben wir uns letztendlich doch geholt, und ein paar Gespräche haben wir geführt (z.B. über die oben erwähnte Frau die mit ihren Muskeln…). Da war zum Beispiel ein Mann der meinte, um nicht zu früh zu kommen und dann am Ende mehr von seinem Orgasmus zu haben (bzw. einen richtigen zu erleben), würde er abwechselnd an erotische und an nicht erotische Dinge denken. Erotische: Kann man sich denken. Nicht erotische: Die Lampe in dem Raum, in dem er gerade ist. Dazu nur so viel: Männer, wenn es auch so einigermaßen klappt, dann denkt lieber nicht an Lampen. Zumindest nicht im entscheidenden Moment. Nicht nur das noch-nicht-Kommen, auch das Kommen ist eben Kopfarbeit.

Eure neue Praktikantin (und außerdem Psychologiestudentin, 7. Fachsemester)

Am 16. Oktober 2006 von Ruth Stehle · Kategorien : Standard