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Anna Alter/Perrine Cherchève: Der sudanesische Schmetterling

Zwei Redakteurinnen einer französischen Frauenzeitschrift haben anhand von Forschungsergebnissen, Zitaten und Anekdoten die Geschichte des Liebeslebens vom Australopithecus bis zur Gegenwart gesammelt. Ziel war keine wissenschaftliche Übung, sondern ein äußerst gebildetes und unterhaltsames Brevier. Der flockig-leichte, pointenreiche Schreibstil sucht stets nach ironischen und geistreichen Wendungen, manchmal auch ein wenig auf Kosten der Sache. Unangenehm fällt nur auf, dass die Autorinnen fast ausschließlich französische Quellen kennen, wenn es um die europäische Beischlafkultur geht.
Die Autorinnen dröseln das Thema nach den Spielarten der körperlichen Liebe auf; so geht es in den ersten beiden Kapiteln um den uralten Streit zwischen tierischer a-tergo-Stellung und der gerade noch erlaubten Missionierung der Gemahlin. Zur Sprache kommen auch Themen wie Homosexualität und Masturbation – Letzteres ein eindrucksvoller Beleg für gesellschaftlichen Wahnsinn, der erst mit der Aufklärung voll einsetzte und an dem Ärzte mehr mitwirkten als Geistliche.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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