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Wochenschau VII: Fahrrad-Pornos

Während in Schweden neuerdings auch Häftlinge in den Genuss pornografischer Magazine kommen, dreht sich anderswo die Uhr zurück: Iraker, die Erotik- und Pornosites im Internetcafé ansurfen, werden häufig Opfer von Entführung, Folter und Mord durch islamistische Extremisten, berichtet mein Arbeitgeber. Was tut man am besten dagegen? Natürlich Pornografie im Internet filtern. Zum Schutz der Betroffenen.

Einen Schritt weiter ist man da in Teilen Australiens: Den dortigen Aborigines soll der Konsum von Pornografie und Alkohol untersagt werden. Der australische Premierminister will damit den Kindsmissbrauch bekämpfen, der nach umstrittenen Studien unter den Ureinwohnern dramatisch häufig vorkomme. Die Porno-Lobby sieht das anders.

In Deutschland hat man neuerdings scheinbar weniger Probleme mit Kindsmissbrauch – für einen mutmaßlichen Täter haben sich Bildzeitung, Außenminister und Kanzlerin eingesetzt. Die Rede ist natürlich von dem 17-jährigen Deutschen, der in der Türkei seinen Prozess erwartet. Hier wurde schon so viel Porzellan zerbrochen und so viel dummes Zeug geredet, dass ich nur auf einen recht differenzierten Telepolis-Artikel verweisen möchte, der den Vorfall in Verbindung mit den verschwimmenden Grenzen zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bringt.

„Die Schamlosigkeit heutiger Schulmädchen kennt keine Grenzen mehr“, mit empörtem Timbre aus dem Off gesprochen, und dann die Nackedei-Bildchen – kennen Sie die Bigotterie der Kicherpornos aus den frühen Siebzigern? Sie hat sich überall gehalten, und besonders blüht und gedeiht sie im Online-Journalismus. So berichteten Spiegel online und Welt.de über eine junge Sportlerin, die zum „Sexsymbol wider Willen“ (SpOn) geworden ist, und versäumen nicht, die entsprechenden Fotogalerien hinzuzufügen. Nachzulesen im Taz-Blog Bildschirmtext.

Höhepunkte (Wortspiel! Wortspiel!) des europäischen Kinos versammelt ein sehr schöner Werbespot, mit dem die EU für die hiesige Filmindustrie wirbt. Natürlich hat die einschlägige Schmierenpresse sich daran hochgezogen. Anschauen!

Sex und Fahrrad – was hat das miteinander zu tun? Zwei Fundstücke aus dem Sexblog bringen zusammen, was nicht zusammengehört: eine witzige Werbung und eine bizarre Begebenheit.

Kommen Sie gut durch die Woche! Vielleicht auch durch die nächste und die übernächste – wir machen ein klein bisschen Urlaub. Ohne Fahrrad diesmal.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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