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Wochenschau VI: Die Entfernung von Haaren und Testikeln

Die neue Ausgabe kommt mit geburtstagsbedingter Verspätung. Erst mal ein Nachtrag: Auf die Zensur-Probleme des Foto-Dienstes Flickr wollte ich eigentlich schon in der letzten Ausgabe eingehen, aber das Gedächtnis im Alter … Flickr, Tochterfirma von Yahoo und einer der beliebtesten Online-Dienste überhaupt, hat internationale Ableger gegründet. Der deutsche fiel durch überzogenen Jugendschutz auf und schloss auch harmlose Bilder aus, so dass vielerorts von Zensur gesprochen wurde (Details hier und hier). Offenbar hat man hier amerikanische Moralvorstellungen mit deutscher Rechtsgründlichkeit gepaart. Mittlerweile ist Flickr zurückgerudert, hat aber Federn gelassen.

Wie wild manche Leute auf Erotikmagazine sind, erfahren wir hier. Ich stelle mir einfach vor, dass der Häftling, der für das Abonnement die Unterschrift seiner Verteidigerin fälschte, nicht ohne das Feigenblatt auskommen konnte – auch wenn das bedeuten würde, dass wir damit einen Abonnenten verloren hätten.

In den USA entsteht im Umfeld der Universitäten eine Welle von mehr oder weniger anderen Erotikmagazinen, berichtet Spiegel online. Was man im Netz sehen kann, sieht nicht allzu vielversprechend aus, aber wahrscheinlich schwappt das dann in drei, vier Jahren hier herüber, und die großen Verlage stampfen die Sexheftchen für die jungen Hippen aus dem Boden. Eins gibts ja schon (und damit meine ich nicht das Feigenblatt – wir sind uncool). Außerdem rückt man der Pornografie wissenschaftlich zu Leibe, was sicher sehr spannend ist.

Letzteres erinnert mich, ganz nebenbei, an den Film „Kinsey„, den wir am Sonntag im Mäusekino angeschaut haben. Wie ein Kuchen vom Bäcker ist er unter dem Zuckerguss gehaltvoll und wohlschmeckend – ein ambitionierter Aufklärungsfilm, der ein paar spannende Themen wie die Trennung von Sex und Liebe anspricht. Kinsey, ein Zoologe(!), hat für das Thema seines Lebens durch das Sammeln und Katalogisieren Zigtausender von Gallwespen geübt. Gibt’s auf DVD.

In Deutschland kam der Übersee-Trend der Achsel-, Bein- und Intimrasur mit Verspätung an, aber mittlerweile hat er sich durchgesetzt, berichtet der Spiegel: 81 Prozent aller Großstädterinnen zwischen 20 und 29 praktizieren angeblich Intimrasur (keine Zoten bitte – man hat das durch die Verkäufe von Rasierklingen ermittelt). Inzwischen geht es auch Männern an die Wolle, erfahre ich. Da schlage ich mir gegen die lockige Primatenbrust und sage „ugh“. Hübsch die sprachliche Kreativität der Franzosen: Die weibliche Schamtracht, bei der noch ein Streifchen Haare stehen bleiben, nennen sie „ticket métro“.

Liebe Leserinnen, der letzte Absatz ist für Sie reserviert – denn für sensible, von Kastrationsängsten bedrohte Männer sind diese Meldungen nicht geeignet. Wenn Sie sich mal sehr, sehr über den Mann Ihrer Wahl ärgern, können Sie das und das ja mal in der Fantasie durchspielen – aber bitte auch nur dort.

Bis zum nächsten Mal,
Herbert Braun

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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