Permalink

off

Wochenschau: Die Emma und Porno 2.0

Die Zeit interessiert sich für Pornografie – übrigens auch ihre (Online-) Leser, denn „Pornostar als Freizeitspaß“ ist seit Tagen der meist gelesene Artikel. Im Wesentlichen geht es dort um Sites wie YouPorn: Porno im Geist des Web 2.0, zum Mitmachen, exhibitionistisch und mit gespielten Identitäten. Fragt sich, wie gut uns das bekommt. Der Wissenschaftler Andreas Hill meint, dass es eine Gefahr der Abstumpfung und Nachahmung gibt, dass sie aber fast nur von besonders harter Pornografie ausgeht, die Grenzen überschreitet (SM, Vergewaltigungen, Zoophilie, Pädophilie). Offenbar entdecken manche Konsumenten dunkle Seiten an sich, die sie ohne Pornos nie kennen gelernt hätten.

Mit der radikalen Anti-Porno-Haltung der Emma setzt sich Iris Radisch in der gleichen Zeit-Ausgabe auseinander. Die feministische Bastion prangert die Pornografisierung der Gesellschaft an und verdammt vom Minirock bis hin zum Brutal-Porno alles in einem Aufwasch als sexuelle Gewalt; weibliche Lust am Exhibitionismus ist demnach bloße Selbsttäuschung. Radisch benennt in ihrem lesenswerten Artikel diese Haltung als steinzeitlich und weltfremd (außerdem: Was für eine moralische Instanz ist eine Zeitschrift, deren Herausgeberin für die Bild wirbt?), nicht ohne auf die „Liberalisierungsschäden“ und den Zynismus der Hass-Rapper hinzuweisen, bei denen sie nur Kälte und Leere statt Sexismus sieht.

A propos Bild: „Die harten Fakten der Sex-Umfrage“ (oder zumindest dieser eine „Fakt“) macht auch Kenner der Materie sprachlos. Wie das Ergebnis eines solchen Eingriffs aussehen könnte, hat ein Kollege auf einer Japanreise fotografiert.

Porno-Puppenhaus (Vorschau) Über die japanische Pornoindustrie wurde hier schon öfter gestaunt – das hier hat ein anderer Kollege dokumentiert (merci, Nico!). Sprachlos bestaunen wir dieses Bondage-Puppenhäuschen (Anklicken! Die Details sind eine Augenweide).

Neues aus der Rubrik „Wissenschaftler haben herausgefunden“: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen mit hohem IQ seltener Sex haben. Was im Übrigen nicht ganz das Gleiche heißt wie „Dumm fickt gut“. Trotzdem Pech für uns ungeliebte Intellektuelle.

Heute soll (wenn wir diesem Vorabbericht der SZ glauben) ein Schweizer Unternehmer mit dem phallischen Namen Stöckli Übernahmeverhandlungen mit Beate Uhse begonnen haben. Sowas geht natürlich nicht ohne Kalauer („potente Investoren“) ab, aber ich habe mich davon ja auch schon anstecken lassen.

Und schließlich: Mit marodierenden Busengrabschern und bandenweise auftretenden Exhibitionisten haben es neuerdings Bäuerinnen in Kenia zu tun. Ganz schön frech dafür, dass die Jungs nur einen halben Meter lang sind.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

Kommentare sind geschlossen.