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Venus-Messe, erster Tag

Im dritten Feigenblatt-Jahr ist es unser dritter Besuch auf der Venus, Europas größter „Erotik“-Messe in Berlin. Es ist und bleibt eine zwiespältige Veranstaltung mit endlosen Schlangen vor dem Einlass, horrenden Eintrittspreisen, wummernder Diskomusik, glotzenden Fotohandy-Benutzern vor blankziehenden Stripperinnen (am Fachbesuchertag, wohlgemerkt) und Park-Chaos. Überhaupt würde ich allen dringend abraten, mit dem Auto zur Messe zu fahren – auch Anja als echte Berlinerin ist im ersten Anlauf auf der Autobahn nach Magdeburg gelandet, der Straßenplan um die Messe ähnelt einem Strickmuster.

Trotzdem ist die Venus eine spannende Veranstaltung, für die wir auch unseren Besuch auf der leider gleichzeitigen Frankfurter Buchmesse abgebrochen haben. Hier begegnet man ungewöhnlichen Produkten und interessanten Menschen – von letzteren zum Beispiel der Filmemacherin Jennifer Lyon Bell, die demnächst ihren zweiten Art-Porno vorstellen wird, dem Hörbuchproduzenten Berthold Heiland von Fetischaudio oder Jürgen Brüning, dem Veranstalter des Porn Film Festivals, das uns nächste Woche zu einem weiteren Berlin-Besuch nötigen wird. Und immer wieder trifft man auf nette Überraschungen, zum Beispiel bei der Dildo-Manufaktur Holzlümmel (Halle 18, Stand 53) oder bei den Kollegen von den Schlagzeilen (in der Fetisch-Arena), die demnächst ihr 20-jähriges Jubiläum als SM-Zeitschrift feiern.

Neue Spielzeuge haben wir uns auch angesehen. In chronologischer Reihenfolge: Lelo (Halle 18, Stand 40), die schwedischen Edel-Designer, arbeiten an einer Männerkollektion, von der nach einem Anal-Plug nun auch ein vibrierender Penisring mit dem schönen Namen „Bo“ erschienen ist. Spielzeuge für Männer sind ein Markt, den sich die Hersteller derzeit zu erschließen versuchen, weshalb ich mich schon auf ein Interview mit einem der Lelo-Produktentwickler am Sonntag freue – schließlich hat das nächste Feigenblatt das Thema „Männer“.

Fun Factory (Halle 20, Stand 58/59), in Deutschland Pioniere für hochwertige Selbstverwöhner, kommt mit einigen Neuigkeiten nach Berlin. Der Vibrator Smartvibes Booster zum Beispiel bringt eine Art Turbo-Taste, die das von vier AAA-Batterien gespeiste Gerät heftigst zum Vibrieren bringen. Wie bei den Minis von Fun Factory bedient frau den Booster mit Tasten; er ist komplett wasserdicht und nicht nur spritzwassergeschützt wie die älteren Modelle. Die neuen Smartballs „tumeo“ geben die Bewegungen ihrer Trägerin noch besser an die Beckenbodenmuskeln weiter und sind mit einem robusteren Gummiband ausgestattet. Außerdem wendet sich eine „Mono“-Ausführung mit nur einer Kugel (statt der „Duo“-Variante mit zwei verbundenen Kugeln) an enger gebaute Frauen. Eher für äußere Anwendung empfiehlt sich dagegen der Kissable Glamour Powder mit Erdbeergeschmack, der derzeit testweise in vielen Apotheken verkauft wird.

Sinfive (Halle 21A, Stand 38) vermarktet nicht nur eigene Produkte, sondern auch die medizinischen Gleitgele von D’Laros und die wunderbaren und originellen Bijoux Indiscrets aus Barcelona – und außerdem gibt es auf dem Sinfive-Stand eine ältere Ausgabe eines gewissen Erotikmagazins kostenlos zum Mitnehmen … Besonders stolz waren die Bremer auf ihren neuen „Lovepearl Emigi“, einen niedlichen Mini-Beckenmuskel-Trainer, dessen Form den einen an eine Maus, den anderen an eine Erdnuss erinnert. Eine Besonderheit des Emigi (was auf Esperanto „sich lieben“ heißt, habe ich mir sagen lassen) ist die antibakterielle Beschichtung, die durch Ionisierung des Elastomers erreicht worden sein soll. Den Emigi gibt’s einzeln oder im Dreierpack in unterschiedlichen Gewichten.

Und morgen machen wir auch ein paar Fotos, versprochen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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