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Verbotene Ehen

Mit seinem Bekenntnis zur Homo-Ehe hat es Präsident Obama auch in die hiesigen Medien geschafft. Die Berichte darüber erwähnen die hitzigen Debatten in den USA und vermerken, dass die Homo-Ehe in der großen Mehrheit der US-Bundesstaaten verboten ist. Beim aufgeklärten Zuschauer kommt an: Ach, dieses rückständige moralkonservative Land mit seinen religiösen Eiferern.

Beim USA-Bashing bin ich immer gern dabei, aber es gibt für uns keinen Grund zum Hochmut. Das „Lebenspartnerschaftsgesetz„, das die Verbindung gleich­geschlechtlicher Partner regelt, gilt auch in Deutschland erst seit gut zehn Jahren. Seine Verabschiedung wurde damals von wütenden Auseinandersetzungen begleitet. Die Familie als moralischer Kern des Gemeinwesens stand auf dem Spiel, der Untergang des Abendlandes drohte. Und schließlich: Die sogenannte Homo-Ehe ist nicht gleichwertig mit einer echten Ehe. Sie untersteht nicht dem besonderen Schutz des Grundgesetzes und muss auf viele der finanziellen Privilegien der Ehe verzichten.

Homo-Ehe (C) Blackcat/Wikimedia (Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported) Beim besten Willen verstehe ich die Gegner solcher Verbindungen nicht. Ist für sie die Ehe ausschließlich eine Gemeinschaft zur Produktion und Aufzucht von Kindern? Aber dann müssten kinderlose Ehen anders behandelt werden und das Eheverbot auch für Frauen ab Mitte vierzig gelten. Im übrigen haben auch manche Homosexuellen Kinder oder versuchen, welche zu bekommen.

An die Grenzen seiner ehelichen Toleranz ist der der deutsche Gesetzgeber erst vor einem Monat gestoßen. Es ging um den ziemlich ungewöhnlichen Fall von Bruder und Schwester, die getrennt voneinander aufwuchsen, sich verliebten und vier Kinder in die Welt setzten. Eine Straftat, befanden die Richter und schickten den Mann ins Gefängnis, und der europäische Gerichtshof für Menschenrechte nickte dazu. Um das heilige Ideal der Familie zu schützen, wurde diese zerstört. Wohlgemerkt: Beim Inzestverbot geht es nicht um die Wahrung der sexuellen Selbstbestimmung, sondern um ein Sex- und Eheverbot zwischen Geschwistern. Grund dafür ist offensichtlich die Angst vor erbkrankem Nachwuchs – nur traut sich der Gesetzgeber das nicht auszusprechen, weil er dann eine Büchse der Pandora aufmachen müsste, in der unter Beischlafverboten von erbkranken Menschen und Behinderten als Bodensatz die Zwangssterilisationen im Dritten Reich durchschimmern würden.

Ohne jede Romantik betrachtet machen zwei Dinge die Ehe aus: Die Partner räumen sich gegenseitig viele Rechte ein und genießen steuerliche Vergünstigungen. Als kinderlose Doppelverdiener haben wir einige Jahre lang von den finanziellen Privilegien der Ehe profitiert. Unsinnig sind sie trotzdem. Am liebsten wäre mir, der Staat würde sich nicht nur aus den Schlafzimmern, sondern auch aus den Beziehungen heraushalten und seine familienpolitischen Segnungen auf diejenigen verteilen, die allein, zu zweit oder meinetwegen als zehnköpfige Sex-Kommune Kinder großziehen (das denke ich nicht erst, seit ich Vater bin).


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Eine Wochenschau mit allen Sex-Spielarten, die es gibt

Eigentlich würde ich jetzt gerne von einem fantastischen Porn Film Festival erzählen, wo wir einige der interessantesten Erotikfilmemacher und ihre Arbeiten kennen lernen konnten – aber leider kam eine fiese Erkältung unserem Betriebsausflug dazwischen. Wenn irgendjemand etwas über das Festival erzählen mag, verlinke ich gerne. Einstweilen noch eine zweite Meinung zur Venus, und zwar von Sex-Coach und Autorin Silke Maschinger.

Auf solchen Veranstaltungen kann man erfahren, wie unglaublich vielfältig das Gebiet des lustbringenden Austauschs von Körperflüssigkeiten ist. Einen Überblick für Anfänger gibt die Fetisch-Karte, die Franklin Veaux in Ergänzung einer zwei Jahre alten Karte von Katharine Gates gezeichnet hat.

Fetischkarte

In Kalifornien kämpfen Konservative gegen die dort legale Schwulenehe – mit zweifelhaften (oder eher gar keinen) Argumenten, wie Stefan Niggemeier aufzeigt. Das Niveau von Homophobie lässt sich aber immer noch tieferlegen – zum Beispiel von dem Londoner Kaplan, der sich für die Tätowierung von Schwulen an Anus und Kinn einsetzte (oder war das doch verunglückte Satire? Die Originalseite ist aus dem Netz genommen). Eine Subway-Filiale in den USA hat einen Mitarbeiter gefeuert, weil er in einem Schwulenporno mitwirkte. Hierzulande tun sich Islamisten mit Schwulenhetze hervor, wie die taz in einem älteren Artikel berichtet.

Da ist es doch besser, man bleibt hetero. Um zu erfahren, wie das geht, sollten sich vor allem die jüngeren, sexuell desorientierten Leser folgenden Lehrfilm anschauen (via Hot Movies for Her):

Ebenfalls auf Hot Movies for Her habe ich einen Hinweis auf die Cartoons von XKCD gefunden, die ich bisher nur als schräge Kommentare auf die Computer-Kultur kannte. Aber dieser passt hierher:

Scrabble-Desaster

Sehr gefreut haben wir uns für Klaus Ender, den neben Günter Rössler wichtigsten Aktfotografen der DDR, dessen wunderbare Bilder und turbulentes Leben wir in Feigenblatt 12 gewürdigt haben. Der Spiegel-Ableger Eines Tages tut das jetzt auch (vermutlich für ein größeres Publikum).

AVN erinnert (1, 2) an Gerard Damiano, der 80-jährig verstorben ist. Als Regisseur der legendären 70er-Jahre Pornos „Deep Throat“ und „The Devil in Miss Jones“ revolutionierte er das Genre und wurde zu einer Art Porno-Autorenfilmer. Jetzt dreht er, um Annie Sprinkle zu zitieren, am „big porn movie set in heaven“.

Die nächste Ausgabe des Feigenblatts handelt von Männern. Und wie dieses auf Photoshop Disasters gezeigte Foto verdeutlicht, gibt es da offenbar massiven Aufklärungsbedarf:

Was fehlt an diesem Mann?

(Falls Ihnen nicht klar wird, was an diesem Foto falsch ist, sollten Sie sich von diesem mykologischen Phänomen inspirieren lassen.)