Wir alle kennen die Debatte um Schönheitswahn und Magermodels. Den Zwang, immer jünger, immer fitter, immer glatter auszusehen. Wir wissen natürlich auch, wer schuld ist: Die Medien. Ab und an lesen wir Artikel in Hochglanzmagazinen, die anhand einer tagesaktuellen Prominenz, die mit Konfektionsgröße 38 „zu ihren Kurven steht“, eine neue Weiblichkeit proklamiert. Die Moral dieser Artikel ist immer dieselbe: Trotz „der bösen Medien“, die uns tagtäglich mangelernährte Fünfzehnjährige um die Ohren schlägt, sollen wir uns selbst lieben, wie wir sind und zu all unseren „kleinen und großen Makeln“ stehen. Zwei Seiten weiter räkelt sich die nächst totgephotoshoppte russische Minderjährige in überteuerten Röhrenjeans.
Das sind alles keine neuen Erkenntnisse – neu sind jedoch die Maßnahmen dagegen. Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ bekommt dieser Tage mit der Aktion „Ohne Models“ ein beachtliches Medienecho.
„Weil Frauen keine Stellvertreter brauchen“, wie der Chefredakteur proklamiert, sollen ab der ersten Ausgabe 2010 ganz normale Frauen die Mode-und Beautyseiten schmücken. Wir sind gespannt auf das Experiment, auf die Frauen, auf die Bilder – wer sich zum Model jenseits standardisierter Ideale berufen fühlt, kann sich hier bei der Brigitte bewerben.
Ob es sich bei der ganzen Aktion wirklich um eine Veränderung unserer Sehgewohnheiten handelt oder lediglich eine groß aufgezogene Marketingkampagne ist, die schnell wieder verpufft, bleibt abzuwarten – in letzterem Fall bauen wir auf eine tolle Idee aus Frankreich: Dort wird zur Zeit der Gesetzesvorschlag diskutiert, Warnhinweise für digital nachbearbeitete Bilder aufzudrucken. Ähnlich den „Smoking can kill you“-Belehrungen auf Zigarettenpackungen könnte makellose Schönheit, wie sie in den wenigsten Fällen naturgegeben ist, effektiv entzaubern und daran erinnern, dass niemand perfekt ist.
Wir sind gespannt ob der neue Realismus unsere Sehgewohnheiten revolutionieren wird – und hoffen natürlich, dass Sie sich mit dem Feigenblatt in ihrer Haut wohlfühlen.