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Pedro Juan Gutiérrez: Schmutzige Havanna-Trilogie

„Roman“ passt nicht ganz für diese drei Bücher, in denen der Kubaner Gutiérrez in den 90er-Jahren kaum verbundene Episoden zu einem autobiografisch klingenden Panoptikum anordnete. Gutiérrez zeichnet sich selbst als jemand, den man euphemistisch Lebenskünstler nennen könnte: Er verkauft Limonade, prostituiert sich älteren Europäerinnen, wandert dafür ins Gefängnis, hängt in einer verrotteten Altbauwohnung im Zentrum Havannas herum, schreibt Gedichte und wartet darauf, dass ihm das Leben Gutes tut – in Form von Rum oder Frauen. Beides passiert häufig. Durch das Buch zieht sich eine sinnliche, schmutzige, brutale, genussfreudige Stimmung, wie sie wohl nur in einem sehr armen, tropischen Land möglich ist. Der Sex ist kompromisslos körperlich, ohne jede romantische Verzärtelung. Bisweilen gefällt sich Gutiérrez darin, die Ekelgrenzen auszutesten. In vielem erinnert er an Bukowski, doch steigert sich bei ihm der Zynismus fast schon zum Darwinismus: Wer in diesem Elendsparadies nicht überlebt, braucht nicht mit Mitleid zu rechnen. Nichts für Zartbesaitete.