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Die Rettung ist nah

Eh kloar: Wien ist ein sündiges Pflaster. Am hellichten Tag wird professionell über Sexualpositionen diskutiert, Steuergelder subventionieren unter dem Deckmäntelchen „Kultur“ den publiken Koitus und irgendwo mutzenbachert garantiert noch Josephine durch die engen Gassen.

Eh kloar: diese Stadt braucht jede Rettung, die sie kriegen kann. Zum Glück gibt es den Prediger von Wien. Er ist immer da, wo die Rettung gerade am nötigsten ist (in der Straßenbahn zum Beispiel) und erklärt, die Uhr stets im Blick, dass genau JETZT der richtige Zeitpunkt ist, Gott zu folgen. Untermalt wird die Message von beinharten Stories, die er „erst gestern in der Zeitung gelesen“ hat – meist, nein eigentlich immer, geht es um minderjährige Mädchen, die vom vorehelichen Geschlechtsverkehr mindestens Aids, meist auch den postkoitalen Tod durch Erwürgen davongetragen haben.

Manchmal, wenn er augenscheinlich feststellt, dass die Rettung gerade besonders nötig ist – wie dies bei meiner lieben Freundin E. gestern zweifelsohne der Fall war – gibt er ihn heraus: den SUPER BRIEF.

Für Sie, die Sie als Konsumenten dieses Blogs jede Rettung wahrnehmen sollten, die Sie kriegen können ein paar wichtige, und vor allem wissenschaftlich fundierte Auszüge aus dem SUPER BRIEF.

Liebe Junge Leute aus Deutschland, Österreich, Belgien, Italien, der Schweiz und Europa!

In Erdkunde war ich immer schon schlecht…egal.

Ich habe für Sie die beste Botschaft: Sie können ab sofort für immer persönlich glücklich sein, wenn Sie sich heute dafür entscheiden, Jesus Christus nachzufolgen.
DER HERR JESUS CHRISTUS HAT SIE LIEB! Er hat für Sie die volle Sündenschuld am Kreuz gebüßt und dadurch vor der ewigen Verdammnis gerettet! JESUS CHRISTUS IST SUPER! Wenn Sie Jesus Christus nachfolgen, kommen Sie in das Himmelreich zu Gott, in die ewige Freude! Dort erwartet uns die schönste Musik und fröhliche, unaufhörliche Gemeinschaft!


Soweit, so schön, aber jetzt kommts:

Das Ausleben der Sexualität gehört in den Rahmen der Ehe und nur dorthin. Heute sind schon 16- bis 17jährige HIV-positiv, weil Gottes Anordnungen ignoriert werden. 70% der Mädchen und jungen Herren sind mit dem Humanpapillomavirus infiziert.

Schlimm genug. In Krakelhandschrift werden zusätzliche, harte Fakten enthüllt:

Verursacht Gebermutterhalskrebs bzw PENISKREBS!

Puh. Darauf einen Moment der Kontemplation. Puritaner sind eben nicht nur auf Facebook (obwohl man davon, auf lange Sicht gesehen, sicherlich auch Peniskrebs bekommen kann). Beten Sie. Lassen Sie das mit dem Geschlechtsverkehr am allerbesten ganz. Und bleiben Sie ja bei Google Deutschland. Amen.


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Wir sind Schmutz, sagt Facebook

Wahrscheinlich haben Sie schon davon gehört, dass Apple bei seinem Online-Shop für iPhone-Anwendungen jetzt noch strenger durchgreift. Seit ein paar Tagen sperrt der Computer- und Telefonhersteller alle iPhone-Apps mit „offen sexuellem Inhalt“. Hunderte von Entwicklern, die ihr Geld mit solchen Anwendungen verdienen, müssen wieder bei null anfangen.
Persönlich habe ich keine große Sympathie für kleine, billig gemachte (und ziemlich harmlose) Anwendungen mit Fotos von strippenden Frauen oder Zeichnungen mit Sexpositionen. Hunderttausende von volljährigen iPhone-Besitzern sahen das anders und kauften diesen Ramsch. Und da wir nicht in einer puritanischen Diktatur leben, sollte dies ihr gutes Recht sein.
Dummerweise sieht es so aus, als machten sich die Hüter von Moral und Anstand gerade daran, uns ihre Regeln aufzuzwingen.
Wir (Anja, Theresa und ich) nutzen privat und beruflich Facebook und haben dort sogar eine Feigenblatt-Fanseite eingerichtet. Facebook bietet auch für kleine Budgets recht interessante Werbemöglichkeiten an, die wir mal ausprobieren wollten. Deshalb habe ich eine kleine Anzeige mit kurzem Text und dem Cover der kommenden Feigenblatt-Ausgabe gebastelt.
Entwurf der Facebook-Werbeanzeige„Das Werben für den Inhalt in Deiner Werbeanzeige ist untersagt“, teilte man mir am nächsten Werktag mit. „Werbeanzeigen für dieses Produkt (…) sind in keiner Form gestattet und können dazu führen, dass Dein Konto gesperrt wird.“
Offenbar habe ich mich schuldig gemacht, „Inhalte für Erwachsene, einschließlich Nacktheit, sexueller Ausdrücke und/oder Bilder, auf denen Personen in Positionen oder bei Handlungen dargestellt werden, die übermäßig suggestiv oder sexuell sind“ in die heile Welt der Facebook-Community einzuschmuggeln.
Ja, Facebook, ich bekenne: Ich bin schmutzig. Ich bin Mitherausgeber eines (jetzt müsst ihr ganz stark sein) Erotikmagazins.
Ist es nicht grotesk? Während sich Musikvideos und Werbeanzeigen in sexuell aggressiven Posen überbieten und immer mehr junge Mädchen davon träumen, ihren Körper als Model möglichst teuer zu verkaufen, kämpfen Facebook und Apple für eine Disney-Welt mit Streichelzoo-Charakter. Wahrscheinlich kennen sie Sexualität nur als ekelhaft, schuldbeladen und pornographisch – und in dieser Logik kann man verstehen, dass sie sie abwehren.
Eigentlich können sie einem leidtun, die neuen IT-Puritaner.