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PorYes: Aufbruch zu einer besseren Pornografie?

Sie hat ja einigen Staub aufgewirbelt, die „1. Feministische Pornofilm-Preisverleihung“: Von Zeit und Spiegel online bis zu den Boulevardzeitungen haben sie alle über die PorYes-Aktion berichtet, die Laura Méritt und das Freudenfluss-Netzwerk auf die Beine gestellt haben.

Die Preisverleihung Samstag Abend in den Hackeschen Höfen in Berlin hat eine Menge Energien gebündelt und viele Facetten vorgeführt, wie man Sexualität lustvoll darstellen kann. Die Liste der Preisträgerinnen liest sich wie ein Who-is-who der noch recht überschaubaren Branche: die Pionierin Candida Royalle, die im Feigenblatt schon mehrfach gewürdigte Petra Joy, Maria Beatty mit ihren künstlerischen SM-Inszenierungen und die unglaubliche Annie Sprinkle, ein sexuelles Gesamtkunstwerk (und leider die einzige Preisträgerin, die nicht persönlich erscheinen konnte). Shine Louise Houston, die sich nicht um hetero- oder homosexuelle Klischees schert, kannte ich dagegen noch nicht, ebenso wenig die Macherinnen eines Lesbenpornos aus den 90ern, dessen Titel ich jetzt nicht finden kann.

Ich finde es ungemein verdienstvoll, wie Méritt und Co. das alte Schema von feministisch moralisierenden Lusttöterinnen versus männliche Billigpornokonsumenten unterlaufen. Allenfalls frage ich mich, ob man für den Versuch, bessere Pornografie zu machen, die Gräben zwischen den Geschlechtern aufreißen muss. Meine Meinung ist, dass es nicht um Pornos für Männer und für Frauen geht, sondern um gute oder schlechte Pornos. Sind wir Männer wirklich so anspruchslos, dass wir mit der üblichen jämmerlichen Mainstream-Vaginalartistik zufrieden sind? Oder lassen sich alternative Pornos einfach leichter vermarkten, wenn das Etikett „feministisch“ draufklebt? (Was entschuldbar wäre, denn Porno abseits des Mainstreams ist ungemein schwer verkäuflich.)

Positiv gesehen, treiben die Schlagworte „PorYes“ und „Feministische Pornografie“ die Leute ziemlich um: Schaut man sich zum Beispiel hier und hier die zahlreichen leidenschaftlichen und meist völlig unqualifizierten Leserkommentare an, scheint die Provokation dieser Veranstaltung aufgegangen zu sein.

PS: Die Werke der meisten prämierten Filmemacherinnen lassen sich am Wochenende im Rahmen des PornFilmFestivals in Berlin bestaunen.


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Heißer Herbst in Berlin – Teil 1

Auch in diesem Herbst reiht sich in Berlin wieder ein Erotik-Event an das andere. Das ist eine gute Sache für alle, die extra dafür in die Hauptstadt reisen. Ich persönlich (als jetzt-wieder-Berlinerin) würde eine Verteilung der Veranstaltungen übers Jahr vorziehen. Bevor ich mich aber ins verruchte Vergnügen stürze, hier die Tipps für die erste Woche.

Beginn macht wie immer die (größte europäische) Erotikmesse Venus am Messegelände unterm Funkturm. Am Freitag gehts los, Fachbesucher dürfen schon am Donnerstag rein. Zu den Neuerungen in diesem Jahr gehört die Ladies Area, in die nur Frauen Einlass haben – und ein paar Stripper. Nur so, ohne störende Betrachter, könnten „sie ihrer Ekstase freien Lauf lassen“ – so die Macher als Begründung ihrer Initiative. Dass vielen Frauen bei der Betrachtung von Männern allen Alters (!), die alles fotografieren/anfassen, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, die Lust vergeht, spielt vielleicht auch eine Rolle.

Maria BeattyFreunde des erotischen Films, die sich nicht mit den Massenproduktionen abfinden wollen, die auf der Venus feilgeboten werden, können aber aufatmen. Zum ersten Mal findet dieses Jahr und noch vor dem Porn Film Festival (dazu mehr in der nächsten Woche) eine Würdigung von Feministischen, fairen Porno statt. Mit „PorYes“ hat die Sexpertin Laura Méritt zusammen mit ihrem Netzwerk „Freudenfluss“ den 1. Feministschen Pornofilmpreis Europas ins Leben gerufen, der als Gütesiegel und Orientierung für alle dient, die nach frauen- und paarfreundlichen Alternativen zum Mainstream-Porno suchen. Die Auster bekommen nur Produktionen verliehen, die sich „durch eine sexpositive Darstellung der vielfältigen Ausdrucksweisen weiblicher Lust auszeichnen“. Wichtig ist der Jury auch das maßgebliche Mitwirken von Frauen an der Produktion – und zwar nicht nur vor der Kamera.
Für die Preisverleihung am Samstag, den 17. Oktober in den Hackeschen Höfen, an der zahlreiche Filmemacherinnen (auch als Laudatorinnen) teilnehmen, gibt es noch einige Karten. Man kann aber auch nur zur anschließenden Party geben, die mit Perfomances, Verleihung eines Publikumspreises und den schillernden Gästern sicher eine scharfe Angelegenheit sein wird.

Tipp:
Wer für PorYes keine Karten mehr ergattern kann, und/oder trotz allem mehr über die Pornoindustrie erfahren will, kann sich bereits am Donnerstag beim Erotischen Salonkino im Moviemento die spannende Dokumentation „9 to 5, Days in Porn“ anschauen.