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Jürg Amann/Christian Brückner: Pornographische Novelle

Ein Mann, eine Frau, ein Hotelzimmer. Eine Nacht lang erkunden zwei Körper einander, überschreiten Grenzen: zur Zärtlichkeit, zur Leidenschaft, zur Gewalt. Am Ende steht, kaum angedeutet, ein grausames Verbrechen. Die Doppelnatur der sexuellen Verschmelzung als liebevolle Berührung und dionysische Enthemmung ist das Thema von Jürg Amanns Geschichte, für die er die traditionelle Form der Novelle wählte. Die Konzentration auf intime Details und die einfache, bildreiche Sprache machen das Geschehen zugleich plastisch und rücken es aus der Alltagswirklichkeit heraus, sie nimmt dem Hörer auch bei den heftigeren Szenen den Ekelreflex. Diesem außergewöhnlichen Text leiht Christian Brückner seine zu Recht bekannte Stimme.
Amann stellt der Novelle einen zweite Text zur Seite, den er selbst liest. Die Collage aus Briefen des Schweizer Autoren Robert Walser macht in der Tat deren unterschwellige, unterwürfige Sexualität deutlich. Über eine halbe Stunde hingezogen, nervt jedoch das Auf-der-Stelle-Treten der Bitten und Schmeicheleien gehörig.