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Wochenschau: Öko-Pornos und Penis-Brotzeit

Zurück vom kleinen Badeurlaub, der uns unter anderem nach Dranske auf Rügen geführt hat (wovon es einige Bilder im aktuellen Feigenblatt gibt, die Klaus Ender in den 60er/70er-Jahren dort gemacht hat). Was das Nacktbaden angeht: FKK ist immer noch ziemlich verbreitet, aber zumindest zur Hauptsaison ziemlich verwässert – an den Nacktstränden liegen mehr Leute mit Badesachen herum als ohne. Vor allem zwischen 14 und 40 wollte außer uns kaum einer auf die dort wirklich ziemlich unpraktischen Textilien verzichten. Ziehen Sie also Ihre eigenen Schlussfolgerungen …

Falls Sie demnächst mal wieder einen Porno im Freien drehen, tun Sie’s bitte nicht am Brandenburger Tor oder vor der Frauenkirche. Sehenswürdigkeiten als Kulisse für Cumshot & Co. sind en vogue, aber manche Behörden reagieren auf diese Art von Urlaubssouvenir humorlos – was ein französisches Pärchen in Form einer viermonatigen Bewährungsstrafe zu spüren bekam. Die beiden waren auf einem kanadischen Kriegsdenkmal zugange gewesen und hatten das Filmchen im Internet vertrieben.

Auf eine oft übersehene, aber immer häufigere Form sexuellen Missbrauchs weist die Zeit hin: Inzest unter Geschwistern. Dabei geht es nicht um unschuldige sexuelle Gehversuche mit Brüder- oder Schwesterlein, sondern um oft jahrelange Nötigung, deren vor allem ältere Brüder aus verwahrlosten Familien an ihren jüngeren Schwestern schuldig werden. Das soll, so ein Experte, die häufigste Form sexuellen Missbrauchs überhaupt sein, obwohl er in den Statistiken kaum auftaucht.

Und noch mehr von der dunklen Seite des Eros: 44 Prozent aller jungen Südafrikaner wurden bereits Opfer einer Vergewaltigung. Bis vor einem Jahr war dort Sex mit männlichen Kindern keine ernstzunehmende Straftat. Die Täter waren übrigens (vor allem in den Städten) mehrheitlich Frauen – von ihnen ist jede Dritte schon einmal vergewaltigt worden, wie eine frühere Studie herausfand.

Wo wir schon dabei sind: Die USA setzen bei Verhören von Terrorverdächtigen gezielt Techniken sexueller Erniedrigung ein, behauptet die Journalistin Naomi Wolf. Bekanntgewordene Missbrauchsfälle wie in Abu Ghraib erscheinen so nicht als Einzeltaten, sondern als Auswüchse eines entmenschlichten Systems.

Von hier gibt’s keinen eleganten Übergang, sondern einen schnellen Themenwechsel zu den erfreulicheren Dingen des Lebens. Erst neulich haben wir uns darüber beklagt, dass die zeitgenössische Kunst Sexualität überwiegend als lustfeindliche Provokation darstellt. Dass die Berliner „White Square Gallery“ eine Ausstellung namens „The Joy of Sex“ zeigt, stimmt da optimistisch, und tatsächlich gibt es dort einige sehr schöne Exponate zu bestaunen. Auch wenn dieses liebevoll arrangierte Brotzeit-Bild von Cornelia Bördlein ganz fiese Kastrationsängste verursacht, die ich nicht unbedingt mit dem Spaß am Sex verbinden würde.

Erotische Kunst für einen guten Zweck zeigt Art&Aid, ein Projekt, mit dem die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Spenden für chinesische Erdbebenopfer sammeln will. Noch bis Mittwoch nimmt man dort mit einer 5-Euro-Spende an einer Verlosung von hochwertigen Fotoabzügen teil.

Sexspielzeughersteller sind gute Menschen – der eine kümmert sich um Kinder in der dritten Welt, der andere sponsort Festivals gegen sexuelle Gewalt. Und die Öko-Porno-Aktivisten „Fuck for Forest“ haben offensichtlich die neue Greenpeace-Kampagne „Forest Love“ schwer beeinflusst (via Spreeblick). Die Art von Liebe, um die es beim Schweizer Greenpeace-Projekt „Lovepeace“ geht, findet allerdings eher zwischen Menschen als zwischen Pflanzen statt. Liebe und Friede sei mit euch bis zum nächsten Mal.