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Dekolletérealismus

Was ich schon immer mal wissen wollte: Wann kriegt man das eigentlich, dass die Nippel immer stehen? Muss man dafür stillen? wirft M. in den Raum, als ich das Thema Brüste vom Zaun breche.

M. und ich absolvieren ein geisteswissenschaftliches Doppelstudium und sind beste Freundinnen mit Foucault, Barthes und Habermas – unsere Kenntnisse im Bereich sekundäre weibliche Geschlechtsmerkmale sind dagegen eher rudimentär. Und irgendwie ist das kein Wunder.

Über fünfzig Prozent der Weltbevölkerung haben welche. Kaum ein Produkt wird ohne sie beworben. Und meist kennen wir die unserer besten Freundin nicht so gut wie die eines aktuell prominenten Hollywoodstarlets mit neuestem Medienerzeugnis.

Wir wissen alle, wie sie auszusehen haben – straff, prall, (mittel-)groß, mit spitzen kleinen Nippeln und im allerbesten Fall noch leicht gebräunt.

Gleichzeitig wissen wir auch, wie die Realität aussieht: nämlich irgendwie ein bisschen anders. Allein das Wort „Warzenvorhof“ klingt ja tendenziell nach „Vorhof zur Hölle“, und irgendwie wundern wir uns, wenn dessen Durchmesser den medial proklamierten Höchstumfang „Zwei-Euro-Münze“ überschreitet.

Entgegen landläufiger Stylistenregeln tummeln sich die Mädels manchmal näher am Ellenbogen als an der Achselhöhle und stehen auch nicht die ganze Zeit steil nach oben, liebe M., oft nicht mal, wie in beinahe jedem mittelklassigen Erotikszenario beschrieben, vor Geilheit – außer es überkommt einen nachts bei einem Topless-Nachtspaziergang in der usbekischen Taiga. Und irgendwie, wenn man sichs mal recht überlegt, ist das doch alles auch echt okay so.

Deswegen hier: Bilder von echten Brüsten.(NSFW)
Und allein das NSFW ist hier schon wieder paradox.

Tagein, tagaus sind wir von Titten umgeben – aber diese Bilder überfordern stellenweise. Weil sie echt sind, nicht zum Werbeobjekt instrumentalisiert, ohne Photoshop und deshalb intimer als das, was uns sonst so um die Ohren gehauen wird.

Gegen das Woody-Allen-Phänomen hat dann noch Marion Cotillard eine prima Lösung in Petto:

Egal wie sie aussehen: Brüste sind großartig. Sie gehen mit uns durch gute und durch schlechte Zeiten, ernähren den Nachwuchs und bringen Männer um den Verstand.

Und außerdem, um dann nochmal M. zu zitieren, ist es sehr beruhigend beim Einschlafen die eigene Brust in der Hand zu halten.

via @maltewelding


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Wochenschau Spezial: Alles über Bälle

Ja, es hat uns auch erwischt. Abend für Abend schauen wir uns Fehlpässe, Fouls und Schwalben an, und der Trikottausch nach dem Spiel ist für die Herausgeberin längst nicht mehr der einzige Grund dafür.

Interessant finde ich, wie intensiv im Fußball Gefühle und Körperlichkeit zwischen Männern ausgelebt werden – vom ausgelassenen Aufeinanderhüpfen bis zum zärtlichen Kopfstreicheln. Seit die 80er-Jahre-Männergruppen das Handtuch geworfen haben, dürfte Mannschaftssport das letzte Refugium für Hetero-Männer mit Wunsch nach Berührung sein.

Das ist natürlich nur möglich, weil es im Fußball keine Schwulen gibt – sagen jedenfalls die Fußballer. Wie es sich tatsächlich als schwuler Fußballprofi lebt, fand das Fachmagazin Rund vor anderthalb Jahren heraus.

Gerade im deutschen Fußball tut man sich damit erstaunlich schwer. Mit der Verklemmtheit soll aber bald Schluss sein, wenn es nach DFB-Präsident Zwanziger geht, der in einem Interview mit der schwulen Zeitschrift Männer für Glasnost beim DFB einsteht. Die Schwulen jedenfalls haben schon heute ihr Herz für die Nationalelf entdeckt und tauschen die schönsten Bilder und Gerüchte aus.
Update: Auch der Spiegel nimmt sich mit einer Bildstrecke der Fußballerliebhaber(-innen) an.

Was hat die weibliche Brust mit Fußball zu tun? Eigentlich so gut wie nichts, aber dennoch scheint die Assoziation irgendwie in der Luft zu liegen – wie etwa die Gestalter des vermutlich peinlichsten Stern-Covers aller Zeiten beweisen. Vielleicht verrät das etwas über männliches, nunja, Denken, das wir eigentlich gar nicht wissen wollten.

Hier fehlt etwas.Mir als nicht Betroffenem war nie klar, was für ein schweres Schicksal Besitzerinnen der Glandulae mammariae täglich tragen müssen: „Wenn alles nach Plan läuft, werden [meine Brüste] ihre eigentliche Funktion ungefähr in drei von den 70 Jahren erfüllen, in denen ich sie habe“, schreibt eine amerikanische Journalistin, „in der restlichen Zeit sind sie abwechselnd im Weg und bringen mich in Verlegenheit.“ Damit beim Joggen das lästige Gewippe vor dem Brustkorb wenigstens den Strom für den iPod erzeugt, hat sich die Autorin dieses amüsanten englischsprachigen Artikels unter anderem mit einer Professorin unterhalten, die seit 23 Jahren die Physik der Brustbewegung studiert.

Tatsächlich scheint das Schmücken oder auch nur das bloße Tragen von Brüsten ein Sicherheitsrisiko zu sein. Und das allerskandalöseste ist natürlich dieses rote Ding da vorne drauf, Sie wissen schon. Vorsichtshalber hat ein schwedischer Dessoushersteller die Nippel des Anstoßes deshalb wegretuschiert (via Photoshop Disasters).

Dass die weibliche Brust in fast obszöner Weise sexuell ist, die männliche aber nicht, fand letzten Monat erst wieder ein Gericht heraus – dabei ist das doch offensichtlich ungerecht. Während die schwedischen Aktivistinnen von Bära Bröst für gleiches Recht im Schwimmbad kämpfen, hat man anderswo entdeckt, dass auch Männer diese bösen roten Dinger haben.