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Nicolaus Sombart: Rumänische Reise

Was haben Ceauçescus Rumänien, ein futurologischer Kongress, der Gesellschaftstheoretiker Charles Fourier und die Familiengeschichte von Nicolaus Sombart miteinander zu tun – und wo bleibt da die Erotik? Als der Soziologe und Europarat-Beamte Sombart 1972 nach Rumänien reist, liefert ihm der Kongress einen Vorwand, der großbürgerlichen Familie der rumänischen Mutter hinterherzuspüren. Vor dem Krieg hatte er hier als Kind in orientalisch angehauchten Sommerfrischen vom Paradies gekostet.
Dem irdischen Paradies verschrieb sich auch Sombarts Idol Fourier, der vor zweihundert Jahren die Entfaltung der Triebe als politisches Ziel einforderte. Das Auskosten und Steigern der sexuellen Lust ist eines der Hauptthemen dieser Reise, die Sombart mit seiner bildschönen Geliebten unternimmt. Für sie entwickelt er eine gelehrt-frivole Theorie der Liebe zu dritt, mit ihr versucht er, sie in die Praxis umzusetzen. Sombart, der Voyeur, beobachtet scharf und verbindet das Heterogene zu Ideen, die ebenso halbseiden wie erfrischend sind. Für sinnliche Querdenker.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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