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Miriam Pobitzer: De bello phallico

Voller Irrtümer und tragischer Missverständnisse steckt die Geschichte des Wissens über Sexualität – die der weiblichen noch mehr als die der männlichen. Zu Beginn Ihres Buches entwirft die Südtiroler Sexualwissenschaftlerin anhand steinzeitlicher Fruchtbarkeitsgöttinnen und Phallussymbole die gewagte Utopie einer lustvollen, matriarchalischen Vorzeit. Mehr Substanz gewinnt die These von der verlorenen (weiblichen) Lust, wenn Pobitzer Fundstücke und Texte der Antike analysiert. Dem Mittelalter diagnostiziert die Autorin ein Auseinanderdriften männlicher und weiblicher Sexualität. Auf diesen Ursprung führen ausführliche Kapitel Hexenverfolgung, Masturbationsverbot und Hysterie zurück. Kurze Abschnitte über Volkslieder und Badeanstalten stehen für die immer wieder durchbrechende Sinnenfreude.
Auch wenn manches Detail zum Widerspruch auffordert: „De bello phallico“ führt kenntnisreich durch die Geschichte der Lust – und macht damit die Vorbedingungen der eigenen Sexualität deutlich.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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