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Martin Eder: Der blasse Tanz

Ein bisschen ratlos lässt einen das erste Durchblättern zurück. Das Buch enthält um die 150 Aquarelle, von denen die meisten junge Frauen zeigen – mit dem Betrachter flirtend, in oft pornographischen Posen, die ihre bezaubernden Geschlechtsteile einladend zur Schau stellen, oder mit eher schüchternem Blick auf dem Bett drapiert. Auch manches unschuldige Jungmädchenporträt mischt sich darunter, Bilder von Schwangeren – und dazwischen Katzen und Hunden.
Das lesenswerte, aber etwas konfuse Vorwort der französischen Schriftstellerin Isabelle Azoulay ist keine Hilfe bei der Annäherung. Eders Aquarelltechnik ist makellos, die hingetupfte Flüchtigkeit der Bilder lässt jeden Malkursleiter vor Neid erblassen. Dennoch hat »Der blasse Tanz« keine Ähnlichkeit mit »Bilitis«. Die Gesten sind oft aggressiv, Farbflecken überziehen die Mädchen- und Tierbilder mit einem Hauch Zerstörung, sie werden zu Sexobjekten und Raubtieren. Die Münder, die Augen, die blasse Haut, die ach so süßen Kätzchen: Sie sind Vexierbilder, hinter denen sich Monstren verbergen. Die Unschuld, die beschworen wird, ist verloren gegangen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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