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Marco Bertin: Masquerade

Der venezianische Maskenball hat sich als Ort der kultivierten Ausschweifung im Bildergedächtnis festgesetzt: Die prächtigen Kleider und Perücken machen ihn zu einem exklusiven Ort, an dem eine aristokratische Gesellschaft, verborgen hinter greller Schminke und aufwendig verzierten Masken, eine düstere, dekadente Sexualität inszeniert und auslebt.
Der Veroneser Marco Bertin fängt seit Ende der 80er-Jahre diese Stimmung ein, in der das Schöne und das Lächerliche, das Alte und das Junge, das Zarte und Derbe sich ebenso zu einer provozierenden Mésalliance vereinen wie die lebhaften Farben der Kostüme mit dem düster dunkelgrünen Hintergrund, der all die Exzesse in ein merkwürdig trostloses, einsames Licht taucht.
Wie üblich in dieser Reihe legt der Verlag dem Bildband vier CDs mit passender Musik „from Vivaldi to Verdi“ bei. Die ersten beiden untermalen das kalte Fieber der Bilder geschmackssicher mit italienischer Klassik und Belcanto, vor allem die letzte wird dagegen zu einer wahllosen Best-of-Klassik-Klangtapete, die immerhin souverän eingespielt ist.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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