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Jürgen Wolf: Hotel Olympic

Ein sonderbares kleines Buch, diese Kreuzung aus Erzählband, Tagebuch und Bildband: Der Erzähler dieser kleinen Prosafragmente sitzt in einem Hotelzimmer, lässt die Fantasie und die Erinnerungen spielen, denkt über Weiß Ferdl, Kinderfotos und ZDF-Produzenten nach – und macht nicht ganz alltägliche Erfahrungen mit Frauen: Da ist zum Beispiel die Frau des Kunstsammlers, mit der zusammen er sich für ein Aktbild nackt auszieht, eine seltsam unschuldige Ménage à trois oder schließlich die Strumpfhose, die er von der heimlich begehrten Frau eines befreundeten Paares gestohlen hat.
Ähnlich irritierend sind die Bilder: sonnenbeschienene Rückenakte, ein Schmetterling auf dem Hotelflur, ein Mann, der seinen Penis in einen Blumentopf hängen lässt. Die kleinformatigen Ölgemälde wählen gern ungewöhnliche Ausschnitte. Spielerische Schaffensfreude und erfrischend rohe Sinnlichkeit, mitunter im Gewand von derbem Humor, sprechen aus Texten wie Bildern.
Das Olympic gibt es übrigens wirklich: Das Münchner Hotel beherbergte den Künstler und seine Bilder.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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