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Ina Paul: In mir und um mich wolkenwarme Nässe

Sonette? Ist das nicht ein wenig altmodisch? Und dann noch ein ganzes Buch davon? Im Vorwort erzählt Ina Paul von ihren „Sieben Lieben“, die ihr in einem langen Leben begegnet sind. Der erste war ein schwarzer britischer Schauspieler. Als der beginnende Kalte Krieg der Teenagerliebe ein Ende setzte, verabschiedete er sich mit einer Shakespeare-Ausgabe. Mit 154 Sonetten.
Die ehemalige Dramaturgin findet in ihrem dritten Gedichtband zu einer Sprache von sinnlicher Dichte und zeitloser Eleganz, die sich meist widerstandslos in das enge Korsett von Metrum und Reimschema schmiegt. Die Form ist streng, aber sie behindert nicht, sie „hält und trägt“. Die Gedichte handeln von Sex, von Liebe, vom Warten, altersweise und mit unverbesserlicher Lebenslust.
„Wenn ich es könnte, könnte ich dir sagen, was ich empfinde, wenn ich mich vergesse“, beginnt das Gedicht, aus dem der Buchtitel stammt. Und der Leser spürt in jedem Sonett den mit größter Offenheit unternommenen Versuch, das Unsagbare zu sagen.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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