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Im Wunderland der Triebe

Plötzlich reden alle über das Unaussprechliche: Sex. Die Röcke sind verboten kurz, Illustrierte und Filme zeigen nackte Brüste, einige Irrsinnige wollen Homosexualität und Abtreibungen legalisieren. So muss sich der ehrbare Bürger 1967 gefühlt haben, als dieser „Tönende Sexreport“ entstand. Zielscheibe des Spotts ist sexuelle Aufklärung à la Oswalt Kolle. Die „Pardon“-Redakteure erkunden erogene Zonen, geben Ratschläge für den Beischlaf und wetteifern in erotischer Tierlyrik. Ihre teils ironischen, teils klamaukigen Pointen werden in dem trocken-schulmeisterlichen Ton des öffentlich-rechtliche Kulturfunks vorgetragen. Musikalischer Höhepunkt ist das auf naive Sexgöttin getrimmte Chanson „Madeleine Madeleine“.
Das erinnert an Woody Allens Episodenfilm „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“. Der kam aber erst 1972, als die deutsche Sexindustrie Kolles Arbeit mit bigotten Schulmädchen-Filmen selbst parodierte. Heute klingt dieses Hörbuch wie eine liebevolle Hommage an die sexuelle Revolution. Und es ist auch nach fast vierzig Jahren noch lustig.

Autor: Herbert Braun

Mitherausgeber des Feigenblatt Magazin und sowas wie der Chefredakteur.

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